Mathias Oliver Christian Döpfner (* 15. Januar 1963 in Bonn) ist ein deutscher Manager, Verleger, Journalist und Lobbyist.[1][2] Er ist seit 2002 Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE. Seit 2016 ist er Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, der sich 2019 in Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger umbenannte. Sein Privatvermögen wird auf über eine Milliarde Euro geschätzt (Stand Oktober 2020).[3][4]
Döpfner wuchs in Offenbach am Main auf. Seine Mutter war Hausfrau, sein Vater war der Hochschulprofessor Dieter C. Döpfner.[5] Döpfner studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Theaterwissenschaften in Frankfurt am Main und Jazz am Berklee College of Music in Boston.[6] 1990 wurde er mit der Dissertation Musikkritik in Deutschland nach 1945. Inhaltliche und formale Tendenzen, eine kritische Analyse an der Universität in Frankfurt am Main zum Dr. phil. promoviert.
Seine Karriere begann 1982 als Musikkritiker des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Außerdem schrieb er unter dem Namen M.O.C. Döpfner für die Schweizer Weltwoche.[7] Nachdem er als FAZ-Korrespondent in Brüssel und als Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft der Konzertagentur Winderstein gearbeitet hatte, wechselte Döpfner 1992 zu Gruner + Jahr. Zunächst war er Mitarbeiter des Vorstandsmitglieds Axel Ganz in Paris, später Assistent des Vorstandschefs Gerd Schulte-Hillen. Im April 1994 wurde Döpfner Chefredakteur der Berliner Wochenzeitung Wochenpost, 1996 der Hamburger Morgenpost. Im März 1998 wechselte er als Chefredakteur zur Tageszeitung Die Welt. Im Juli 2000 wurde Döpfner Mitglied des Vorstands im Axel-Springer-Verlag. Seit Oktober 2000 fungierte er zusätzlich als Vorstand für Zeitungen, seit Januar 2002 ist Döpfner Vorstandsvorsitzender als Nachfolger von August A. Fischer.
Bis zum Frühjahr 2006 reduzierte Döpfner die Zahl der Mitarbeiter um ein Drittel. Gleichzeitig veräußerte Springer verlustbringende Tochterunternehmen. Umstritten war die von ihm angeordnete Zusammenlegung der Redaktionen von Die Welt und Berliner Morgenpost. Unter Döpfners Ägide wurde im August 2005 die Übernahme des TV-Unternehmens ProSiebenSat.1 eingefädelt. Diese scheiterte jedoch letztlich am Verbot durch das Bundeskartellamt, das 2010 vom Bundesgerichtshof bestätigt wurde.
Mit einem Jahresgehalt von 11 Millionen Euro soll Döpfner im Jahr 2009 nach Schätzungen des Manager Magazins der bestbezahlte Manager Deutschlands gewesen sein. Die Axel Springer SE hat diese Schätzung als grob falsch und unseriös bezeichnet. Die im Geschäftsbericht ausgewiesene Gesamtvergütung enthalte Zahlungen für ausgeschiedene Vorstandsmitglieder und lasse keine Hinweise auf die Gehaltsverteilung der vier Vorstände zu.[8] Döpfner gilt als enger Vertrauter der Großaktionärin des Springer-Konzerns und Witwe des Konzerngründers Axel Springer, Friede Springer, die Patin seines zweiten Sohnes ist.[9] Im August 2012 schenkte Springer Döpfner anlässlich ihres 70. Geburtstags einen Aktienanteil von zwei Prozent im Wert von rund 73 Millionen Euro. Es heißt, sie wolle damit sowohl den Kurs Döpfners wie auch ihre persönliche Freundschaft belohnen und ihn weiterhin eng an das Unternehmen binden.[10] Zusammen mit weiteren Aktienkäufen lag Döpfners Anteil bei 3,2 Prozent (Stand Februar 2017).[11]
2020 schenkte Friede Springer Döpfner Aktien im Wert von rund einer Milliarde Euro.[12] Am 24. September 2020 gab die Axel Springer SE bekannt, dass Friede Springer einen großen Teil ihrer Anteile am Medienkonzern Döpfner überträgt und ihm darüber hinaus die Stimmrechte an ihrem verbleibenden Aktienpaket übergibt. Döpfner hat Springer einen Anteil von rund 4,1 Prozent an dem Konzern für 276 Millionen Euro abgekauft, zusätzlich wird er rund 15 Prozent als Schenkung erhalten – so kontrollieren künftig beide jeweils rund 22 Prozent.[13]
Für Schenkungen dieser Größenordnung sind in Deutschland Steuern fällig.[14] Medien behaupteten, dass keine oder wenig Steuern zu entrichten sind, da Döpfner die Aktien formal von der gemeinnützigen Friede-Springer-Stiftung kaufte. Friede Springer hatte zu diesem Zweck eine Woche vor dem Verkauf besagte 4,1 Prozent an ihre Stiftung übertragen.[15] In Bezug auf die Schenkung konnte er eine sog. Verschonungsbedarfsprüfung beantragen.[16] Den Spekulationen hielt die Axel Springer SE entgegen, dass die Transaktion gemäß den geltenden Regelungen ordnungsmäßig versteuert wird.[17] Mit dem Kauf der 4,1 Prozent werde die Friede-Springer-Stiftung unterstützt.[18] Allerdings wäre der Aktienkauf mit dem Zweck der Steuervermeidung nach geltendem Recht möglich und würde die Voraussetzung der Verschonungsbedarfsprüfung erfüllen.[19]
Im Jahr 2016 bezifferte das Wirtschaftsmagazin Bilanz das Vermögen Döpfners auf 150 Millionen Euro. Damit stand Döpfner auf Platz 659 der reichsten Menschen in Deutschland.[20] Der Wert der Anteilsübertragungen an Döpfner vom September 2020 wird laut einer Pflichtmitteilung des Großaktionärs Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) auf gut eine Milliarde Euro geschätzt.[4]
Mathias Döpfner war von 2001 bis 2006 Aufsichtsratsmitglied des Pharmaunternehmens Schering.[21] Von Juli 2006 bis Juni 2018 war er Mitglied im Aufsichtsrat des US-Medienkonzerns Time Warner, von April 2015 bis Juli Director der Vodafone Group. Seit Mai 2014 ist er Mitglied im Board of Directors von Warner Music, seit September 2018 Mitglied im Board of Directors von Netflix[22].
Seit Juli 2016 ist Döpfner Präsident des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV).[23] Zu seinen Mandaten in Non-Profit-Organisationen zählen Mitgliedschaften in den Aufsichtsgremien des European Publishers Council (EPC), der American Academy in Berlin[24], der Blavatnik School of Government in Oxford[25] und des American Jewish Committee.
Er war Kuratoriumsmitglied des Berliner Aspen-Instituts[26], weiterhin ist er regelmäßiger Teilnehmer der Sun Valley-Konferenz, des Weltwirtschaftsforums in Davos, seit 2007 Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz und seit 2018 Mitglied in deren Steering Committee[27]. Er ist Kuratoriumsmitglied des Internationalen Journalisten-Programms (IJP) e.V.[28] und seit 2018 Chairman des TOA Open Circle[29].
Döpfner war auch Mitglied im Aufsichtsrat des Finanzinvestors Ripplewood Holdings (RHJI).[30] Im Juli 2009 stellten einige Medien einen Zusammenhang zwischen dem Engagement Döpfners für die um Opel ringenden RHJI und der diesbezüglich positiven Berichterstattung in einigen Medien der Springergruppe her.[31] Die persönlichen Verknüpfungen Döpfners wurden in den Berichten der Medien der Springergruppe zu RHJI nicht thematisiert.[30] Döpfner gab im Mai 2022 bekannt, dass er vorzeitig als Präsident des BDZV abtreten werde. Er wolle sich mehr um die US-Geschäfte des Springer-Verlags kümmern.[32]
Das Erste strahlte am 12. Juli 2009 Döpfners Film Mein Freund George Weidenfeld aus.[33]
Zu seinen medienpolitischen Beiträgen gehören Grundsatzreferate, z. B. auf der NOAH Conference Berlin 2015 oder auf dem Spiegel Publishers Forum[34], die die Etablierung bezahlter Online-Inhalte und die Abgrenzung von privaten und öffentlich-rechtlichen Medien in digitalen Kanälen zum Thema hatten.
Zum 100. Geburtstag Axel Springers im Mai 2012 zeigte Döpfner seine persönliche Sicht auf den Verlagsgründer und trug einen fiktiven Brief an den Verleger vor.[35] In einem offenen Brief an den Executive Chairman von Google, Eric Schmidt, kritisierte er den Suchmaschinenkonzern.[36]
Am 10. April 2016 solidarisierte sich Döpfner in einem offenen Brief mit dem Satiriker Jan Böhmermann. Dieser hatte zuvor in seiner Show Neo Magazin Royale den Unterschied zwischen Satire und Schmähkritik anhand eines Gedichts über den türkischen Präsidenten Erdoğan veranschaulicht (siehe Böhmermann-Affäre) und damit Verstimmungen in der türkischen Regierung sowie staatsanwaltliche Ermittlungen in Deutschland ausgelöst.[37]
Döpfner ließ einige seiner Beiträge bei der Achse des Guten zweitveröffentlichen und wird dort als Gastautor geführt.[38]
Im Jahr 2007 erwarb Döpfner zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden der RHJI, Leonhard Fischer, die direkt an der Glienicker Brücke gelegene Villa Schöningen. Am Vorabend des 20. Jahrestags des Mauerfalls wurde dort am 8. November 2009 von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem polnischen Außenminister Radosław Sikorski und dem ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger das Freiheitsmuseum "Villa Schöningen" eröffnet.[39] Das rein privat finanzierte Projekt dokumentiert im Erdgeschoss in der Dauerausstellung die Geschehnisse an der Agentenbrücke während des Kalten Kriegs. Im ersten Stock werden Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst gezeigt. Zu den in Einzelausstellungen gezeigten Künstlern zählen bisher Andreas Slominski (Sommer 2012), Georg Baselitz (Die Berliner Jahre, Frühjahr 2012), Andy Warhol (Frühe Werke, Frühjahr 2011), Anselm Kiefer (Europa, Herbst 2010), Martin Kippenberger (Sommer 2010), Olaf Metzel (2014) und Jorinde Voigt (Frühjahr 2018).
Seit 2014 ist Döpfner Besitzer der Villa Henckel und der Villa Schlieffen in Potsdam[40]. 2017 vereinbarte er mit der Stadt Potsdam, die Rekonstruktion der umliegenden Parkanlage zu finanzieren und einen Teil davon privat nutzen zu dürfen.[41] Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg betonte 2014, dass die ursprüngliche Gestalt der zugehörigen Parkanlage wiederhergestellt und öffentlich zugänglich gemacht werden solle.[42] Die Vereinbarung stieß in Potsdam auf Proteste und Widerstände, Einwohner kritisierten die „Privatisierung öffentlicher Grünflächen“.[43]
Seit 2014 ist Döpfner Besitzer des Prinzessinnenpalais in Berlin.
Döpfner setzt sich seit vielen Jahren für das Leistungsschutzrecht für Presseverleger auf nationaler und EU-Ebene ein.[44] Der Journalist Stefan Niggemeier warf ihm dabei 2018 öffentliche Falschaussagen vor.[45] In Folge der geplanten EU-Urheberrechtsreform, die ein solches Leistungsschutzrecht auf EU-Ebene vorsieht, analysierte der Journalist Friedhelm Greis vom IT-Fachportal Golem.de verschiedene Aussagen Döpfners und kam zum gleichen Ergebnis. So behauptete Döpfner, dass „gerade Blogger“ von der Reform profitieren würden. Tatsächlich sind diese ausdrücklich vom europäischen Leistungsschutzrecht ausgenommen. Döpfner bestritt auch den Vorwurf, dass der Axel-Springer-Verlag besonders von der neuen Regelung profitieren würde. Tatsächlich würde dieser laut einer Untersuchung voraussichtlich etwa 2/3 aller Einnahmen eines Leistungsschutzrechtes in Deutschland erhalten. Weiter behauptete Döpfner, dass die Einstellung von Google News in Spanien als Folge des dortigen Leistungsschutzrechtes für die Verleger sehr positiv war: „Der Traffic brach demnach für alle in absoluten Zahlen ein, aber der direkte Traffic auf den Angeboten der Verlage nahm drastisch zu. Und der konnte wesentlich besser monetarisiert werden. Wirtschaftlich haben die Verlage in Spanien deutlich profitiert“. Diese Aussage konnte Döpfner auch auf Nachfrage nicht belegen. Tatsächlich geht aus einer Studie der EU-Kommission nur der Einbruch des Traffics hervor.[46][47] Zuvor hatte sich Döpfner mit dem früheren Digitalkommissar Günther Oettinger und dem Berichterstatter des EU-Parlaments zur Urheberrechtsreform, Axel Voss, getroffen.[48]
Döpfner veröffentlichte in der Tageszeitung Die Welt einen Kommentar zum antisemitisch motivierten Anschlag in Halle am 9. Oktober 2019: Er resümierte darin kurz das Tatgeschehen und ging dann auf andere antisemitische Vorfälle ein, die von unterschiedlichen Täterkreisen, u. a. Zuwanderern begangen worden waren. In diesen Kontext stellte er auch eine vermutete Identitätstäuschung des Fußball-Profis Bakery Jatta. Döpfner beklagte weiter eine vitale Fremdenfeindlichkeit, deren Umgang damit derzeit wie ein Brandbeschleuniger wirke. Er sah als Hauptursache eine aus seiner Sicht „rechtsstaatlich sehr zweifelhafte Flüchtlingspolitik“, „eine viel zu schwach besetzte und schlecht ausgestattete Polizei“, „eine überforderte und teilweise wohl auch handlungsunwillige Verwaltung und Justiz“, „eine politische Elite, die die Realitäten verdrängt oder ihnen entrückt ist“, sowie „eine mediale Elite, die Dinge zu oft eher beschwört und beschreibt, wie sie sein sollten, als zu beschreiben, wie die Lage ist“. Weiter spannte Döpfner den Bogen zu den „15–30 Jährigen“, die sich politisch insbesondere in Umweltbewegungen engagierten. Er bemerkte, dass neben einem „wichtigen Kampf gegen eine verantwortungslose Klimapolitik“ auch der politische Aktivismus gegen den aufkommenden Antisemitismus beachtet werden solle: „Eine schöne Geste wäre es da gewesen, wenn am Tag von Halle die Demonstranten der Extinction-Rebellion-Bewegung, als es um wirkliche Extinction ging, ihre Zelte am Potsdamer Platz abgebaut hätten und geschlossen zur Mahnwache vor der Synagoge in der Oranienburger Straße gelaufen wären.“ Abschließend äußerte er sinngemäß, dass er nicht in einem Land leben wolle, in dem ökologisches Engagement als wichtiger erachtet wird als das Vermeiden der Tötung von Menschen anderer Hautfarbe oder weil sie Juden sind.[49]
Dieser Artikel führte zu einer inhaltlichen Debatte. Deniz Yücel führte in einem Kommentar in der WELT aus: „Man kann ihm an vielen Punkten folgen, an manchen nicht. Vor allem aber ist der Bogen irgendwann so weit, dass der eigentliche Anlass – der rechtsterroristische Anschlag in Halle – zu quasi einer Nebensache verkümmert. So entsteht eine Schieflage, die nicht in Döpfners Sinne sein kann.“[50]
Im Zuge des Compliance-Verfahrens um Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, in dem es um Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie dem Konsum von Drogen am Arbeitsplatz gegangen war, schrieb Döpfner im März 2021 eine private Textnachricht an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre.[51] Darin bezeichnete Döpfner Reichelt als „letzten und einzigen Journalisten in Deutschland“, der noch mutig gegen den „neuen, autoritären DDR-Staat“ aufbegehre. Fast alle anderen seien zu „Propaganda-Assistenten“ geworden. Bei der betriebsinternen Beurteilung von Reichelt sei deswegen besondere Vorsicht geboten.[52] Nachdem Döpfner für die Aussage kritisiert wurde, reagierte der Konzern Axel Springer SE mit einer Stellungnahme, die die Aussage als „ironisch gemeint“ darstellte. Der New-York-Times-Journalist Ben Smith, der die Textnachricht enthüllt hatte, wies darauf hin, dass es eine in rechten Kreisen etablierte Verschwörungstheorie sei, die Covid-Einschränkungen als Teil einer autoritären Verschwörung darzustellen. Es könne nach dem Vorfall zu einer Angleichung der US-amerikanischen Wahrnehmung des Axel Springer SE an die in Deutschland vorhandene kommen, die eine Ähnlichkeit zu FOXNews sähe.[53]
Es gab auch eine Reihe von direkten Reaktionen auf die Beurteilung der Bundesrepublik Deutschland durch Döpfner. Während Nils Minkmar[54] und Cornelius Pollmer[55] Döpfner in der Süddeutschen Zeitung kritisierten, erinnerte Rene Martens in der Medienkolumne des MDR sowohl an die Äußerungen Döpfners über die „mediale Elite“ im Oktober 2019[56] oder die „Nordkorea-Rede“ von 2017, in der er auf einem BDZV-Kongress die öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland mit dem nordkoreanischen Staatsfernsehen verglich und das Digitalangebot von ARD und ZDF als „eine gebührenfinanzierte digitale Staatspresse“ bezeichnete.[57]
In Bezug auf den Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) stellten einige Medienbeobachter wie Thomas Lückerath von DWDL oder Stefan Niggemeier von Übermedien die Frage, ob Döpfner als dessen Präsident noch tragbar sei.[58][59] Holger Klein stellte fest, dass es auch eine Aussage über den BDZV sei, wenn dieser Döpfner „in einer demokratischen Wahl auf den obersten Posten hieven“ würde.[60] Caren Miosga stellte in den ARD-Tagesthemen die Frage, ob die bis dato geringe öffentliche Kritik an Döpfner mit der „Macht der Bild-Zeitung“ zusammenhänge.[61] Der Journalist Bastian Obermayer (Süddeutsche Zeitung) bezeichnete auf Twitter die bekannt gewordenen Äußerungen Döpfners als „Pegida-Niveau“.[59]
Die Moderatorin Aline von Drateln kritisierte – auch aus eigener Erfahrung – die Umgangsformen von Döpfner und warf ihm Sexismus vor.[62] Döpfner bat die Mitarbeiter von Axel Springer SE über ein später auf YouTube veröffentlichtes Video, sich im Zusammenhang mit Machtmissbrauch und respektlosem beruflichen Umgang zu melden, offen zu sprechen und „keine Angst zu haben“. Er kritisierte die New York Times für die Veröffentlichung der privaten Nachricht. Er führte aus, dass eine private SMS keine öffentliche Rede und aus dem Kontext gerissen sei.[63][64]
Florian Gless, Chefredakteur des Stern, forderte Döpfner auf, von allen Posten und Ämtern zurückzutreten, da er als einer der obersten „Lobbyisten der Presse- und Meinungsfreiheit“ den Journalisten in den Verlagen das Vertrauen entzogen habe. Gless betrachtet die Darstellung der Aussagen „DDR-Obrigkeitsstaat“ und „Propaganda-Assistenten“ als ironisch oder polemisch als unstimmig mit dem restlichen Verhalten von Döpfner in der Causa Reichelt. Er bezeichnet die kritisierten Äußerungen Döpfners als „Querdenker-Lyrik“.[65] Döpfner entschuldigte sich in einem Brief an den BDZV. Es tue ihm leid „dass diese unvorhersehbare Entwicklung auch den BDZV, die Verlage sowie das Empfinden der Journalistinnen und Journalisten getroffen hat.“[66] Ende November 2021 sprach der BDZV Döpfner sein Vertrauen aus.[67]
Anfang Februar 2022 gab es weitere Enthüllungen durch die britische Financial Times zu umfangreichen Vertuschungsversuchen in der Affäre Reichelt. Bei dieser ginge es laut Döpfner nicht um Sexismus, sondern um eine von ideologischen Feinden angezettelte „Hass-Agenda“. Aussagen von Betroffenen waren dem Vorstand bereits vor dem Compliance-Verfahren bekannt und wurden dem beschuldigten Reichelt entgegen angeblicher Vertraulichkeit weitergegeben. Laut Financial Times wurden Listen von Personen erstellt, um einen „Gegenschlag“ vorzubereiten.[68][69][70] Nils Minkmar nannte Döpfner in einem Kommentar einen „schwer verschwörungsanfälligen Vertuscher“.[71] Obwohl die neuen Enthüllungen in einer kurz darauf stattgefundenen Delegiertenversammlung des Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) angeblich kein Thema waren[72], forderte die Funke Mediengruppe wenige Wochen später auch öffentlich den Rücktritt von Döpfner und drohte ansonsten mit dem Austritt aus dem Verband. Bereits vorher hatte im Anschluss an die Versammlung Thomas Düffert vom Madsack-Verlag sein Amt als BDZV-Vize niedergelegt.[73] Nachdem es auch nach den zweiten Enthüllungen zu keinen Konsequenzen für Döpfner im BDZV kam, verlor die Funke Mediengruppe ihr Vertrauen „in die Veränderungsbereitschaft des geschäftsführenden Präsidiums“ und kündigte Anfang März fristgerecht ihre BDZV-Mitgliedschaft zum Ende des Jahres 2022. Michael Hanfeld bezeichnete in der FAZ das Bild, das der Verlegerverband abgebe, als zerrissen.[74]
Anfang Mai 2022 wurde bekannt, dass die Frankfurter Goethe-Universität eine Kommission eingesetzt hat, die Döpfners Doktorarbeit prüft. Wie der Spiegel berichtete, fanden die Plagiateforscher Martin Heidingsfelder und Stefan Weber in Döpfners Doktorarbeit Textübernahmen ohne korrekte Belege. Der Nürnberger Plagiatsprüfer Martin Heidlingsfelder dokumentierte im Februar 2022 erste Verdachtsstellen und entdeckte auch erste Plagiate aus einer offen mit dem Nationalsozialismus sympathisierenden Dissertation[75][76], woraufhin der Salzburger Plagiatsprüfer Stefan Weber eine systematische Übersicht mit insgesamt 28 Plagiatsfragmenten aus dieser Dissertation erstellte.[77] Beide, Heidingsfelder und Weber, zeigten den Fall bei der Universität Frankfurt an.
Mathias Döpfner hatte bei den US-Wahlen 2020 dazu aufgerufen, für den Sieg Donald Trumps zu beten. Im September 2022 berichtete die Süddeutsche Zeitung, der Ex-Präsident habe sich auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social bei ihm dafür bedankt. Die Washington Post deckte am 6. September 2022 eine entsprechende E-Mail Döpfners an seine engsten Führungskräfte wenige Wochen vor der US-Wahl 2020 auf. Darin habe er geschrieben: „Wollen wir alle am 3. November [2020] morgens eine Stunde in uns gehen und beten, dass Donald Trump wieder Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird?“. Der Verleger hatte zuvor die Existenz dieser E-Mail geleugnet.[78][79]
Döpfner und seine Ehefrau Ulrike, geborene Weiss[80] – Tochter des ehemaligen Vorstandes (1979–1998) der Deutschen Bank Ulrich Weiss[81] – haben drei gemeinsame Söhne.[82] Mit Julia Stoschek hat er seit 2016 einen weiteren Sohn.[83][84][85][86][87] Er bezeichnet sich selbst als nichtjüdischen Zionisten.[88]
Die Verleihung des Shepard Stone Awards wurde von Eva Werner, der Sprecherin des Deutschen Journalisten Verbandes kritisiert: „Dass es so kurze Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Kuratorium passiert, wirft einen Schatten auf die Auszeichnung.“ Der Medienwissenschaftler Uwe Krüger urteilte, dass „hier ein Preis sozusagen innerhalb der Familie vergeben wurde, also eine bestimmte elitäre Gruppierung sich selbst bestätigt und selbst erhält“.[92]
Axel Springer (1978) | Fred W. Lessing (1980) | Fred Grubel (1995) | Ernst Cramer (1996) | Helmut Sonnenfeldt (1997) | George L. Mosse (1998) | W. Michael Blumenthal (1999) | Edgar Bronfman (2000) | Johannes Rau (2001) | Ruth Westheimer (2002) | Daniel Libeskind (2003) | Fritz Stern (2004) | Otto Schily (2005) | James Wolfensohn (2006) | Mathias Döpfner (2007) | Wolfgang Ischinger (2008) | Joschka Fischer (2009) | Kurt Masur (2010) | Angela Merkel (2010) | Anselm Kiefer (2011) | Margarethe von Trotta (2012) | Stuart E. Eizenstat (2013) | Joachim Gauck (2014) | Ismar Schorsch (2015) | Robert M. Morgenthau (2016) | Max Warburg (2017) | Huberta von Voss-Wittig und Peter Wittig (2018) | Martha Minow (2019) | Frank-Walter Steinmeier (2021)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Döpfner, Mathias |
ALTERNATIVNAMEN | Döpfner, Mathias Oliver Christian (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Manager |
GEBURTSDATUM | 15. Januar 1963 |
GEBURTSORT | Bonn |