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Oliver Schwerdt (* 13. November 1979 in Eisenach) ist ein deutscher Musikwissenschaftler[1] und Musiker (Klavier, Perkussion) im Bereich der Neuen Improvisationsmusik[2].


Akademischer Werdegang


Schwerdt besuchte in Eisenach die Schule bis zur Hochschulreife und erhielt an der dortigen städtischen Musikschule klassischen Klavier-Unterricht. Seinen Wehrdienst leistete er als Klavierbegleiter im Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr ab. Sein 1999 aufgenommenes Studium der Musik- und Kulturwissenschaften sowie der Kunstgeschichte an der Universität Leipzig schloss er 2006 mit einer bei Klaus Christian Köhnke eingereichten Magisterarbeit über Georg Simmel und den Dadaismus ab. 2012 promovierte er bei Sebastian Klotz am Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig, für welches er auch als Lehrbeauftragter tätig war. Im Zentrum seiner Dissertation stehen die musikalischen Strategien zentraler Akteure der Szene Frei Improvisierter Musik in Nachfolge des Free Jazz und deren raumtheoretische Deutung.[3] Er lehrte am Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig[4] und in der Stiftung Bauhaus Dessau.

Aus seiner musikwissenschaftlich Arbeit heraus identifizierte Schwerdt die Herausforderung, vor welcher die gegenwärtige Museumspraxis gegenüber der „Neuerfindung der Schlagzeug-Kombination“[5], wie sie „in der europäischen Improvisationsmusik“[6] des 20. Jahrhunderts Wirklichkeit wurde, stehe. Er engagiert sich für die Sicherung der „akut gefährdeten, historisch so delikaten, ästhetisch höchst faszinierenden und epistemologisch wertvollen Objekt-Komplexe“[7] der ersten Generation des europäischen Free Jazz bzw. der zeitgenössischen Improvisierten Musik.[8] Parallel zur wissenschaftlichen Arbeit zu Günter Sommer baut Schwerdt eine vollständige Diskografie zu dem jüngeren Schlagzeuger Christian Lillinger auf.[9]

Als Autor musikkritischer Artikel schrieb Schwerdt unter anderem für die Neue Musikzeitung, die Jazzthetik und die Jazzzeitung. Auch verfasste er Begleittexte zu Alben von Günter Sommer/Wadada Leo Smith[10] sowie Alexander von Schlippenbach/Evan Parker/Paul Lovens[11] und Urs Leimgruber.[12] 2003 gründete er den Verlag Euphorium Productions.[13][14]


Tätigkeit als Musiker


Seit 1999 hat Schwerdt als künstlerischer Leiter des EUPHORIUM_freakestra, einem Projektensemble zwischen zeitgenössischer Improvisation, Jazz, Neuer Musik und Theater mit Günter Sommer, Friedrich Schenker, Rudi Mahall, Paul Rutherford, Ernst-Ludwig Petrowsky, Frank Möbus, Wadada Leo Smith, Axel Dörner, Barre Phillips, Alexander von Schlippenbach, Evan Parker, Paul Lovens, Sven-Åke Johansson, Ulrich Gumpert, Manfred Hering, Dietmar Diesner, Roger Turner, Barry Guy, Akira Sakata und anderen zusammengearbeitet.[15][16][17][18][19] Auf den 33. Leipziger Jazztagen 2009 trat er mit dem Projekt Transatlantic Freedom Suite Tentets im Opernhaus Leipzig auf.[20] Aus dem Projektensemble heraus entwickelte sich das Quartett ember mit Urs Leimgruber, Alexander Schubert und Christian Lillinger.[21] Mit Lillinger und Petrowsky arbeitete er von 2006 bis 2016 im New Old Luten Trio.[22] Die von 2013 bis 2015 mit den Alben Tumult!, Krawall!, Rabatz! dokumentierte Einspielung des Spätwerks von Petrowsky in einer durch die Kontrabassisten John Edwards und Robert Landfermann erweiterte Quintett-Formation fand große Beachtung.[23] Mit Schubert und Friedrich Kettlitz betreibt Schwerdt das elektrifizierte Noise-Ensemble trnn.[24]

Schwerdt erhielt für seine Leistung als Pianist und Ensembleleiter im Jahr 2006 das Leipziger Jazz-Nachwuchsstipendium der Marion-Ermer-Stiftung.[25] Die Kritiker Ken Waxman (Jazzword) und Rigobert Dittmann (Bad Alchemy) hören in Schwerdts Klavierspiel Reminiszenzen an Oscar Peterson, Bill Evans, Cecil Taylor[26] sowie Alexander von Schlippenbach[27] und Jacques Demierre[28].

Schwerdt verwendet folgende Pseudonyme: Birg Borgenthal, Elan Pauer, Edithrakneff Weinermond.


Werke



Schriften



Diskographische Hinweise


als Edithrakneff Weinermond (Pseudonym)
Veröffentlichte Audio-Video-Datenträger

Literatur





Einzelnachweise


  1. Olshausen, Ulrich: Magier am Schlagzeug in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. August 2013, Nr. 191, S. 32
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 13. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/issuu.com
  3. Ott, Detlef: Baby Sommer XXL. Monografie über einen außergewöhnlichen Musiker in Jazzpodium, 62. Jg., Nr. 2, S. 7
  4. http://mfm.uni-leipzig.de/dt/dasmuseum/Mitarbeiter.php
  5. Schwerdt, Oliver: Baby, der jüngere, wurde Siebzig. Sieben bunte Sätze zu Günter Sommer in Alltag, Kunst und Wissenschaft in Jazzpodium, 62. Jg., Nr. 9, S. 21
  6. Schwerdt, Oliver: Baby, der jüngere, wurde Siebzig. Sieben bunte Sätze zu Günter Sommer in Alltag, Kunst und Wissenschaft in Jazzpodium, 62. Jg., Nr. 9, S. 21
  7. Schwerdt, Oliver: Fortschritt springt – oder: Von welcher Revolution ich mit dem Schlagzeuger Günter ,Baby‘ Sommer schreibe. Zu einem raumtheoretischen Aspekt der Erforschung des Zeitgenössischen Jazz bzw. der Frei Improvisierten Musik in Ernst Helmuth Flammer (Hrsg.): Fortschritt, was ist das...?, Hofheim 2014, Wolke, S. 486
  8. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 3. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oliverschwerdt.de
  9. Oliver Schwerdts Diskografie von Christian Lillinger. Abgerufen am 5. Januar 2022.
  10. http://www.intaktrec.ch/128-a.htm
  11. http://www.intaktrec.ch/183-a.htm
  12. http://www.leorecords.com/?m=select&id=CD_LR_570
  13. Scheiner, Michael: Überirdischer Auftrag. Labelporträt: Euphorium Records in Jazzzeitung, 34. Jg., Nr. 4-09, S. 23
  14. Dieckmann, Christoph: Woodstock am Karpfenteich. Man hat es fast vergessen: Die DDR war Weltmeister im Free Jazz in Die Zeit, 28. November 2013, Nr. 49, S. 65f.
  15. http://www.jazzword.com/reviews/105170; vgl. auch Konrad, Jörg: Dal Ngai in Jazzpodium, 53. Jg., Nr. 5, S. 63; vgl. auch Polaschegg, Nina: Dal Ngai in Neue Zeitschrift für Musik, 165. Jg., Nr. 5, S. 80
  16. vgl. auch Georgi, Steffen: Wie viel Freiheit lässt eine Sackgasse? in Leipziger Volkszeitung, 117. Jg., Nr. 293, S. 11
  17. vgl. auch Steinmetzger, Ulrich: Dynamisiert. Euphorium freakestra entwickelt den Free Jazz weiter in Leipziger Volkszeitung, 118. Jg., Nr. 289, S. 11
  18. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 20. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nato-leipzig.de
  19. http://www.nato-leipzig.de/live_archiv.php?itemid=53828&bravo=bra52b3774ee4e67@1@2Vorlage:Toter+Link/www.nato-leipzig.de (Seite+nicht+mehr+abrufbar,+Suche+in+Webarchiven) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.+
  20. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 1. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jazzclub-leipzig.de; vgl. Steinmetzger, Ulrich: Große Inventur in Leipziger Volkszeitung, 115. Jg., Nr. 202, S. 10
  21. http://www.creativesourcesrec.com/catalog/catalog_167.html; vgl. auch Wagner, Christoph: Oullh d'baham in Neue Zeitschrift für Musik, 168. Jg., Nr. 3, S. 89
  22. http://www.nmz.de/online/ernst-ludwig-petrowsky-der-dienstaelteste-jazzer-der-ddr-wird-75-jahre-alt
  23. Preis der Deutschen Schallplattenkritik Bestenliste 1-2018
  24. http://www.ahornfelder.de
  25. http://www.jazzzeitung.de/jazz/2006/07/news.shtml
  26. http://www.jazzword.com/one-review/?id=128539
  27. Rigobert Dittmann: Bad Alchemy Nr. 68, Januar 2011, S. 25ff., Nick Ostrum The Free Jazz Collective
  28. Nick Ostrum The Free Jazz Collective
Personendaten
NAME Schwerdt, Oliver
KURZBESCHREIBUNG deutscher Musiker und Musikwissenschaftler
GEBURTSDATUM 13. November 1979
GEBURTSORT Eisenach



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