music.wikisort.org - Forscher

Search / Calendar

Paul Stefan (* 25. November 1879 in Brünn, Österreich-Ungarn; † 12. November 1943 in New York; eigentlich Paul Stefan Grünfeld, 1906 Namensänderung in Paul Stefan Gruenfeld) war ein österreichischer Musikhistoriker, Schriftsteller sowie Musik- und Tanzkritiker.

Autogramm
Autogramm

Leben


Paul Stefan wurde als Sohn des Lederwarenfabrikanten, Abgeordneten zum mährischen Landtag und türkischen Konsuls Arnold Abraham Grünfeld (24. Dezember 1848 – 17. Mai 1919)[1] und dessen Ehefrau Annie, geborene Haas (23. Mai 1859 – 27. Dezember 1936),[2] im damaligen Kronland Mähren der Donaumonarchie geboren. Die Eltern waren zum katholischen Glauben übergetreten. Sein jüngerer Bruder war der Wirtschaftswissenschaftler Ernst Grünfeld. 1898 übersiedelte er mit seiner Familie nach Wien.

Paul Stefan studierte an der Universität Wien Philosophie, Rechtswissenschaften, Kunstgeschichte und Musik und wurde 1904 zum Dr. phil. promoviert. Privat nahm er Musikunterricht bei Arnold Schönberg und Hermann Graedener. 1904 bis 1910 arbeitete Stefan als Sekretär des Zentralverbandes der Industriellen Österreichs. Während des Ersten Weltkriegs diente er zuerst als Offizier in einer Kavallerieeinheit und war später dem Kriegsarchiv zugeteilt.

Paul Stefan war einer der bemerkenswertesten modernen Musikschriftsteller und -kritiker seiner Zeit. Von 1921 an schrieb er für die Musikblätter des Anbruch und war ab 1922 als Nachfolger von Paul Amadeus Pisk bis zur Einstellung dieser Zeitschrift 1937 deren Hauptschriftleiter. Daneben war er für viele Jahre Musik- und Tanzkritiker für die Wiener Zeitungen Die Stunde und Die Bühne sowie für andere europäische und amerikanische Zeitungen, unter anderem für die Neue Zürcher Zeitung und Musical America. Dabei war er „im Grunde weder ein Lober noch ein Tadler; aber sein Urteil, von einer fast französischen Zartheit und Lucidität, war sicher. Seinen Aufsätzen, Hinweisen und Noten über Konzerte danken viele Laien erst das Wissen, was Musik überhaupt ist.“[3]

1922 gehörte er neben Rudolf Réti, Egon Wellesz und anderen zu den Gründungsmitgliedern der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik und hatte in der Folgezeit mehrere Jahre das Amt des Vizepräsidenten der österreichischen Sektion inne. Überdies wirkte er als Dozent am Wiener Reinhardt-Seminar.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 musste er als Jude und auf Grund seiner anti-nationalsozialistischen Artikel emigrieren.[4] Er ging zunächst für ein halbes Jahr in die Schweiz nach Winterthur und lebte danach bis zur Besetzung Frankreichs 1940 in Paris, wo er vor allem für den Rundfunk arbeitete. Die nächste Station seiner Flucht war Lissabon, wo Stefan im Regierungsauftrag ein Buch über portugiesische Musik verfasste und einige seiner Werke ins Portugiesische übersetzte.[5]

Im April 1941 traf er in den USA ein, wo er weiterhin erfolgreich als Musikpublizist und Vortragender tätig war.

Bei der für Stefan veranstalteten Trauerfeier am 11. März 1944 sprachen Paul Nettl, Erika Stiedry-Wagner und Hugo Jacobi. Rudolf Kolisch, Lona Friedman und Fritz Jahoda sorgten für die musikalische Umrahmung.[6]

Paul Stefan war seit 1940 mit der Altistin Jella Braun-Fernwald verheiratet.

Die Aberkennung des Doktorats durch die Nationalsozialisten wurde mit Beschluss des Senats der Universität Wien vom 10. April 2003 wieder rückgängig gemacht.[7]


Auszeichnungen


Karikatur von Carl Leopold Hollitzer
Karikatur von Carl Leopold Hollitzer

Werke


Als Herausgeber

Vorworte, Einleitungen und Beiträge

Als Übersetzer


Literatur



Siehe auch




Commons: Paul Stefan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Schriftenverzeichnis und pdf-Nachweis – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise und Anmerkungen


  1. Todesanzeige für Arnold A. Grünfeld. In: Neue Freie Presse, 23. Mai 1919, S. 15 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  2. Olga Stieglitz, Gerhard Zeillinger: Der Bildhauer Richard Kauffungen (1854–1942). Zwischen Ringstraße, Künstlerhaus und Frauenkunstschule. Peter Lang, Frankfurt/M. 2008, ISBN 978-3-631-52203-5, S. 472.
  3. Heinrich Eduard Jacobs: Paul Stefan. In: Der Aufbau vom 19. November 1943, S. 5.
  4. Seine letzte Wiener Anschrift war Wien 8., Hamerlingplatz 7.
    Siehe: Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger Jg. 1938, Band 1, 1. Namen-Verzeichnis. Einwohner und Geschäftsbetriebe. S. 1257 Steden – Steinkellner (2. Spalte, Mitte)
  5. Paul Stefan erzählt. In: Aufbau vom 2. Mai 1941, S. 10.
  6. Aufbau vom 3. März 1944, S. 10 und vom 17. März 1944, S. 14.
  7. online-Gedenkbuch der Universität Wien, abgerufen am 8. August 2016.
  8. Auszeichnungen und Ernennungen. In: Neues Wiener Journal, 5. Juli 1935, S. 9 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  9. Dieses Werk erschien noch unter seinem eigentlichen Namen Paul Stefan Grünfeld
  10. Laut Nachbemerkung von Alfred Zohner hat Stefan das englische Manuskript mit dem Titel A political novel of the Salzburg festival days am 29. Juni 1943 in Concord, MA abgeschlossen. Es ist unklar, ob Stefan selbst die deutsche Version verfasst hat; die englischsprachige Fassung wurde nie publiziert.
Personendaten
NAME Stefan, Paul
ALTERNATIVNAMEN Gruenfeld, Paul Stefan (wirklicher Name); Grünfeld, Paul Stefan (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Musikwissenschaftler und -schriftsteller
GEBURTSDATUM 25. November 1879
GEBURTSORT Brünn
STERBEDATUM 12. November 1943
STERBEORT New York City

На других языках


- [de] Paul Stefan

[en] Paul Stefan

Paul Stefan, born Paul Stefan Grünfeld (25 November 1879, in Brno – 12 November 1943, in New York City) was an Austrian music historian and critic.

[ru] Штефан, Пауль

Пауль Штефан (нем. Paul Stefan, при рождении Пауль Штефан Грюнфельд (нем. Paul Stefan Gruenfeld); 25 ноября 1879, Брюнн, Австро-Венгрия, — 12 ноября 1943, Нью-Йорк, США) — австрийский музыковед и переводчик.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии