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Ernst Krenek (* 23. August 1900 in Wien; † 22. Dezember 1991 in Palm Springs, Kalifornien; ursprünglich Křenek) war ein US-amerikanischer Komponist österreichischer Herkunft.

Ernst Krenek 1937 (© Eric Schaal / Weidle Verlag)
Ernst Krenek 1937 (© Eric Schaal / Weidle Verlag)
Kreneks Unterschrift (1944)
Kreneks Unterschrift (1944)

Leben


Gedenktafel an Kreneks Geburtshaus in Wien-Währing, Argauergasse 3
Gedenktafel an Kreneks Geburtshaus in Wien-Währing, Argauergasse 3

Ernst Krenek, Sohn eines k.u.k-Offiziers böhmischer Herkunft, besuchte von 1911 bis 1919 das Wiener Gymnasium Klostergasse und begann schon während dieser Zeit im Alter von 16 Jahren sein Kompositionsstudium bei Franz Schreker in Wien. Nach seinem Militärdienst und einem zweisemestrigen Philosophiestudium folgte er seinem Lehrer 1920 nach Berlin, wo er bald im Kreise bedeutender Musiker wie Ferruccio Busoni, Hermann Scherchen und Eduard Erdmann verkehrte. Seine frühesten Werke sind in freier, sehr individueller Atonalität geschrieben, so die komische Oper Der Sprung über den Schatten.

Ab 1923 hielt sich Krenek zwei Jahre in der Schweiz auf und reiste dann nach Paris. 1924 heiratete er Anna Mahler, die Tochter Gustav Mahlers, doch das Paar trennte sich noch im gleichen Jahr. Unter dem Einfluss Strawinskys und des französischen Neoklassizismus veränderte sich Kreneks Kompositionsstil hin zum Eingängigeren und Unterhaltsameren. In Verbindung mit seiner Tätigkeit von 1925 bis 1927 als Assistent von Paul Bekker, dem Intendanten der Oper Kassel, entstand so sein größter Publikumserfolg, die am 10. Februar 1927 an der Oper Leipzig uraufgeführte, so genannte „Jazz-Oper“ Jonny spielt auf. Sie war eine der meistgespielten Opern der zwanziger Jahre und ein großer Publikumserfolg. Hanns Eisler hat sie in einer Rezension im Oktober 1927 als „langweiliges und geistloses Stück“ bezeichnet, jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass er Krenek ansonsten für einen sehr begabten Komponisten halte.[1]

Klavierauszug zu Jonny spielt auf (Titelbild von Arthur Stadler)
Klavierauszug zu Jonny spielt auf (Titelbild von Arthur Stadler)

Nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratete Krenek die bekannte Schauspielerin Berta Hermann und kehrte nach Wien zurück. Wieder wandelte sich sein Kompositionsstil; nach einer intensiven Beschäftigung mit der Musik Schuberts begann seine neoromantische Phase, die ihren Höhepunkt in der Oper Leben des Orest und dem Liederzyklus Reisebuch aus den österreichischen Alpen (beide 1929) fand. Doch schon im gleichen Jahr begann seine Auseinandersetzung mit der Zwölftontechnik Arnold Schönbergs, die in den folgenden Jahren sein Schaffen bestimmte.

Spätestens seit der Oper Jonny spielt auf war Krenek für die Nationalsozialisten ein „Kulturbolschewist“ und nach ihrer Machtübernahme 1933 wurden seine Werke im Deutschen Reich als „entartet“ verboten. Krenek trat nach 1930 der Katholischen Kirche bei und hatte Sympathien für den Austrofaschismus, die er auch öffentlich bekundete.[2]

Krenek komponierte in der Zeit von 1930 bis 1933 die Zwölfton-Oper Karl V., deren Uraufführung in Wien 1934 allerdings aus politischen Gründen verhindert wurde und erst 1938 in Prag stattfinden konnte.

1937 reiste Krenek zum ersten Mal in die USA, in die er 1938 nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland emigrierte. In den USA begann er eine intensive Lehrtätigkeit, zuerst ab 1939 am Vassar College in Poughkeepsie, New York, von 1942 bis 1947 dann an der School of Fine Arts der Hamline University in Saint Paul, Minnesota. 1945 wurde er amerikanischer Staatsbürger. Die Schreibweise seines Namens hatte er in Amerika der Einfachheit halber von Křenek auf Krenek geändert. Von 1947 bis 1966 lebte er in Los Angeles und hielt Gastvorlesungen an verschiedenen Universitäten. 1950 heiratete er seine dritte Frau, die Komponistin Gladys Nordenstrom-Krenek. Zu den wichtigsten Werken dieser Jahre gehören das Chorwerk Lamentatio Jeremiae prophetae (1941) und die Oper Pallas Athene weint (1955).

Grab von Ernst Krenek
Grab von Ernst Krenek

Ungebrochen war weiterhin die Experimentierfreude Kreneks. Seit den 1940er Jahren beschäftigte er sich mit der seriellen Musik, und in den fünfziger Jahren fand auch die elektronische Musik Einzug in sein Schaffen, so in dem Pfingstoratorium Spiritus intelligentiae sanctus (1955–1956, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Studio für elektronische Musik des WDR in Köln).[3] 1950 kam Krenek nach Deutschland[4] zurück und war auch wieder in Europa als Interpret seiner Werke tätig. So dirigierte er am 22. Oktober 1951 in Köln die europäische Uraufführung seines Klavierkonzerts.[4]

1966 zog er nach Palm Springs. Bis in seine letzten Lebensjahre komponierte er unermüdlich, sodass sein Œuvre die Opusnummer 242 erreichte. Sein Schaffen umfasst fast alle Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts, und, ähnlich wie Strawinsky, erreichte er in jedem Stil eine Meisterschaft. Krenek war dabei auch im Bereich der Tonbandmusik und elektronischen Musik tätig. Zu seinem Studio gehörten zwei Buchla-Synthesizer aus dem Jahre 1967.[5]

Ernst Krenek hinterließ ein umfangreiches literarisches Œuvre, darunter 1.000 Aufsätze und unzählige Briefe.[6] Er trat er auch als Autor der Wiener Zeitung in Erscheinung, wo er von 1934 bis 1938 für das Feuilleton, breitgefächerte Beiträge zu Kulturphänomenen, Reiseberichte und Buchrezensionen verfasste. Trotz der im Austrofaschismus herrschenden Zensur lobte er in seinen Rezensionen etwa ein frühes Werk des Marxisten Ernst Bloch, und Werke von Bert Brecht.[7][8][9]

Privat pflegte Krenek regen Austausch mit den führenden Künstlern und Intellektuellen seiner Zeit wie Rainer Maria Rilke, Theodor W. Adorno, Thomas Mann, Ernst Bloch, Arnold Schönberg und Igor Strawinsky. Krenek ist auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 33 G, Nummer 1) in einem Ehrengrab beigesetzt.[10] Im Jahr 2011 wurde in Wien-Liesing (23. Bezirk) die Ernst-Krenek-Gasse nach ihm benannt. Ein Park in Wien-Hietzing hieß bis 2001 Ernst-Krenek-Park, trägt seither aber den Namen Franz Schmidts.


Auszeichnungen


Anlässlich seines 85. Geburtstages stiftete die Stadt Wien zu seinem Gedenken den Ernst-Krenek-Preis.


Werke (Auswahl)



Kompositionen


Besetzungszettel der Uraufführung der Oper „Sardakai“
Besetzungszettel der Uraufführung der Oper „Sardakai“

Opern

Ballette

Orchesterwerke

Solokonzerte

Chorwerke

Klavierwerke

Kammermusik

Werke für Bläserbesetzungen

Lieder

Solowerke für diverse Instrumente


Schriften



Briefwechsel



Literatur




Commons: Ernst Krenek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Hanns Eisler: Musik und Politik. Schriften 1924–1928. In: Günther Mayer (Hrsg.): Eisler, Hanns: Gesammelte Werke. Serie 3. 1. Auflage. Band 1. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1973, DNB 770387918, S. 34 ff. (534 S., Volltext in der Google-Buchsuche [abgerufen am 9. Oktober 2019]).
  2. Italien heute. Nach dem Florentiner Musikkongreß. In: Der Anbruch. Monatsschrift für Moderne Musik. (Hrsg. Universal Edition), XV. Jg., Heft 6/7, Juni/Juli 1933, S. 73–76.
  3. Der Buchla Synthesizer von Ernst Krenek (Teil 2). In: GreatSynthesizers. 17. September 2015, abgerufen am 6. August 2020.
  4. Andreas Grün: Ernst Krenek: Suite für Gitarre allein op. 164. Eine analytische Betrachtung. In: Gitarre & Laute 6, 1984, Heft 2, S. 35, 38, 34–43.
  5. Der Buchla Synthesizer von Ernst Krenek (Teil 1). In: GreatSynthesizers. 15. September 2015, abgerufen am 6. August 2020 (deutsch).
  6. Ernst Krenek. In der Zeiten Zwiespalt. Schriften eines unbekannten Bekannten auf braumueller.at
  7. Edwin Baumgartner: Der grantige alte Patriot Artikel in der Wiener Zeitung, Online-Version vom 21. Mai 2012.
  8. 300 Jahre Wiener Zeitung. 1703–2003. Eine Festschrift, mit einem Begleitteil zur Ausstellung „Zeiten auf Seiten“ in der Österreichischen Nationalbobliothek (Wien 2003), S. 110.
  9. Wiener Zeitung, 7. Jänner 2022, Zeitreisen Nr. 427, "Die WZ und das Prinzip Hoffnung" von Andrea Reisner
  10. Ehrengrab von Ernst Krenek auf dem Wiener Zentralfriedhof
  11. Förderungspreis der Stadt Wien - Preisträger auf Wien Geschichte Wiki (abgerufen am 25. Februar 2021)
  12. Members: Ernst Krenek. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 7. April 2019.
  13. Preisträgerinnen und Preisträger des Bach-Preises der Freien und Hansestadt Hamburg auf hamburg.de/bkm/kulturpreise (abgerufen am 25. Februar 2021)
  14. Preisträgerinnen und Preisträger des Louis Spohr Preises auf braunschweig.de/louis-spohr-musikpreis (abgerufen am 25. Februar 2021)
  15. Ehrenring der Stadt Wien – Liste der ausgezeichneten Persönlichkeiten auf Wien Geschichte Wiki (abgerufen am 25. Februar 2021)
  16. Trägerinnen und Träger der Goethe-Plakette, S. 8 (PDF; 690nbsp;KB) auf Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst (abgerufen am 25. Februar 2021)
  17. Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger der Stadt Wien - 1900 bis 1999 auf wien.gv.at (abgerufen am 25. Februar 2021)
  18. ISCM Honorary Members
  19. 1. Ensemblekonzert Kaiserslautern 2017/2018, 22. Oktober 2017, am 7. Dezember 2017 ab 20:05 Uhr auf SR2 ausgestrahlt
  20. Ernst Krenek: Sehr verehrter Herr Gruen […]. (Brief von Ernst Krenek an Andreas Grün vom 29. Dezember 1983) In: Gitarre & Laute 6, 1984, Heft 3, S. 4.
Personendaten
NAME Krenek, Ernst
ALTERNATIVNAMEN Křenek, Ernst (wirklicher Name)
KURZBESCHREIBUNG österreichisch-amerikanischer Komponist
GEBURTSDATUM 23. August 1900
GEBURTSORT Wien
STERBEDATUM 22. Dezember 1991
STERBEORT Palm Springs

На других языках


- [de] Ernst Krenek

[en] Ernst Krenek

Ernst Heinrich Krenek (Czech pronunciation: [ˈkr̝ɛnɛk], 23 August 1900 – 22 December 1991) was an Austrian, later American, composer of Czech origin. He explored atonality and other modern styles and wrote a number of books, including Music Here and Now (1939), a study of Johannes Ockeghem (1953), and Horizons Circled: Reflections on my Music (1974). Krenek wrote two pieces using the pseudonym Thornton Winsloe.

[es] Ernst Krenek

Ernst Krenek (Viena, 23 de agosto de 1900 - Palm Springs (California), 22 de diciembre de 1991) fue un compositor austriaco nacionalizado estadounidense en 1945. Procedía de una familia checa, pero Krenek insistió siempre que su apellido debía escribirse Krenek y no Křenek, y que debía pronunciarse como una palabra alemana. Krenek experimentó con la atonalidad y otros estilos contemporáneos, incluidos el dodecafonismo y el jazz. También redactó numerosos libros sobre música, entre otros un estudio sobre Johannes Ockeghem (1953). Otros títulos son: Música aquí y ahora (1939) y Horizontes circulares: reflexiones sobre mi música (1974).

[ru] Кшенек, Эрнст

Эрнст Кше́нек (нем. Ernst Krenek; 23 августа 1900 (1900-08-23), Вена — 22 декабря 1991, Палм-Спрингс, Калифорния) — австрийский и американский композитор, музыковед, музыкальный критик, педагог.



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