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Franz Joseph Philipp (* 24. August 1890 in Freiburg im Breisgau; † 2. Juni 1972 ebenda) war ein deutscher Kirchenmusiker, Komponist und Musiker im Nationalsozialismus.

Franz Philipp, 1963
Franz Philipp, 1963

Leben


Franz Philipp erhielt bereits 1908 als Schüler am Freiburger Musik-Konservatorium Unterricht in Violine, Komposition, in musiktheoretischen Fächern sowie Klavierunterricht.

Seine erste Organistenstelle hatte er noch als Schüler in der Freiburger Herz-Jesu-Gemeinde, wo auch seine erste Messkomposition aufgeführt wurde. Von 1911 bis 1912 studierte er an der Universität Freiburg die Fächer Literaturwissenschaft und Philosophie. Von 1912 bis 1913 studierte er am Basler Konservatorium Orgel, Kontrapunkt und Improvisation bei Adolf Hamm, der seinerseits Schüler von Max Reger und Karl Straube war. 1914 spielte er 23 Notenrollen für die Welte-Philharmonie-Orgel ein.

Im Ersten Weltkrieg wurde Franz Philipp als Soldat des 5. Badischen Infanterie-Regiments Nr. 113 an der Front in den Vogesen verschüttet und erlitt dabei einen irreversiblen Hörschaden. Noch während des Kriegs wurde 1916 in der Berliner Philharmonie seine von Kriegsbegeisterung geprägte Kantate Deutschlands Stunde uraufgeführt. 1919 bis 1924 war Franz Philipp als Kirchenmusiker in der Freiburger St.-Martins-Gemeinde tätig und hatte ab 1923 einen Lehrauftrag für Orgel, Gesang, Theorie und Musikgeschichte am Lehrerseminar. 1924 heiratete er Sophie Hummel und wurde zum Direktor des Badischen Konservatoriums für Musik in Karlsruhe berufen, das unter seiner Führung 1929 zur Staatlichen Hochschule erhoben wurde und von ihm bis 1942 geleitet wurde.

1925 wurde sein Sohn Johannes geboren, der 1944 während der alliierten Offensive in der Normandie ums Leben kam. Franz Philipp gründete 1925 und 1926 die Badische Orgelschule, das Institut für Katholische Kirchenmusik, den Badischen Kammerchor und das Badische Kammerorchester. Von 1925 bis 1927 leitete er außerdem den Bachchor Karlsruhe.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten gehörte er seit dem 1. Mai 1933 der NSDAP an (Mitgliedsnummer 3.463.967).[1] Während der Zeit des Nationalsozialismus komponierte Franz Philipp verschiedene NS-Feiermusiken zu Thingspielen und anderen Gelegenheiten, Volkskantaten und Gesangswerke mit Texten im Sinne der NS-Machthaber.[2] Philipp wurde von den Machthabern als Musiker sehr geschätzt. Sein Orchesterwerk „Heldische Feier“ Op. 35 wurde vom Völkischen Beobachter gefeiert als vorbildlich nationsozialistische Komposition, weil der Geist unseres Kampfes und die gestaltenden Mächte dieser Musik als zwei gültige Zeugen der inneren Wahrheit dieses neuen Weltbildes vor uns stehen.[3] Sein Fahnenlied op. 38, 2 wurde zum SA-Lied der SA-Gruppe Südwest.[4]

Trotz seiner Anbiederung an das nationalsozialistische Regime brachte ihm seine starke Verwurzelung in der katholischen Kirchenmusik scheinbar Schwierigkeiten und persönliche Konflikte ein, er trat 1942 von seinem Amt als Direktor der Musikhochschule Karlsruhe zurück. Seit seinem Rücktritt war er in Freiburg im Breisgau als freischaffender Komponist tätig. Herbert Haag gibt in einer Kurzbiographie als Grund für seinen Rücktritt gesundheitliche Gründe und das Jahr 1941 an.[5] Nach dem Krieg gelang es ihm anscheinend auch, seine tragende Rolle in der nationalsozialistischen Musik herunterzuspielen. Die Opusnummern der nationalsozialistischen Kompositionen versuchte er nach Kriegsende, als ihm sein Bekenntnis zum Nationalsozialismus peinlich war und er sich wieder intensiver der Komposition von kirchenmusikalischen Werken widmete, durch neue Kompositionen mit derselben Opuszahl zu tilgen.[6] In der zu seinem 70. Geburtstag erschienenen Festschrift kommt das Dritte Reich nicht vor. 1960 wurde er in Freiburg als erster Künstler mit dem Reinhold-Schneider-Preis ausgezeichnet und erhielt das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.[1] Er starb 1972 in seiner Heimatstadt und wurde auf dem Freiburger Hauptfriedhof beigesetzt.


Wirkung


Franz Philipp versuchte, als Komponist nicht auf den ausgetretenen Pfaden des Cäcilianismus zu wirken, und setzte sich hingegen für die Neuorientierung der katholischen Kirchenmusik ein. Nur oberflächlich betrachtet erscheint er als ein Epigone von Anton Bruckner. Sein musikalisches Schaffen hat, von seinem Orgelwerk abgesehen, Bezüge zum Gregorianischen Gesang und zum deutschen Volkslied, ist somit von der sogenannten „Liturgischen Bewegung“ geprägt und umfasst Kinderlieder genauso wie groß angelegte sinfonische Chorwerke.

Trotz seiner umfangreichen Tätigkeit als Organist, bei der er sich besonders durch seine Improvisationskunst hervortat, hat Franz Philipp nur wenige Orgelkompositionen hinterlassen. Philipps Orgelopus ist im Gegensatz zu seinem sonstigen Schaffen sehr am spätromantischen Stil von Max Reger orientiert.

Sein Werk, das vorwiegend aus Chorkompositionen besteht, ist nach seinem Tod weitgehend in Vergessenheit geraten. Seine Kompositionen für den NS-Kult und Philipps Versuch einer späteren Kaschierung werden von Musikwissenschaftlern und Historikern nach wie vor kritisch beleuchtet und machen eine heutige Rezeption seines geistlichen Werks sicherlich nicht einfach.

Von 1960 bis 1979 bestand in Freiburg die Franz-Philipp-Gesellschaft, die das Mitteilungsblatt Vox herausgab.


Werke (Auswahl)


Franz Philipps Opus umfasst offiziell 98 Titel, daneben existieren allerdings noch etwa 20 Werke ohne Opuszahl. Der Nachlass des Komponisten befindet sich in der Badischen Landesbibliothek und wurde dort verzeichnet.[7] Recherchen in Bibliotheken ergeben aber weitere Drucke seiner Stücke mit variierenden Angaben. Werke, die mit derselben Opuszahl aber eindeutig anderem Inhalt identifiziert werden konnten, sind durch eine angehängte -2 markiert und durch eine Fußnote erläutert.


Werke ohne bekannte Opus-Zahl



Ehrungen und Auszeichnungen



Literatur





Einzelnachweise


  1. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 5.249
  2. Beispiele bei Fred K. Prieberg: Handbuch, S. 5.249 bis 5.256.
  3. Theodor Ritte: Franz Philipp. Ein alemannischer Tonkünstler voll Herzblut, in: Mein Heimatland, Hrsg.: Landesverein Badische Heimat, Freiburg i. Br., Band 23, 1936, S. 141–142.
  4. Der Kirchensänger, 37. Jg., Nr. 3, März 1937, S. 58
  5. Herbert Haag: Oberrheinisches Orgelbuch. Willy Müller, Süddeutscher Musikverlag, Heidelberg, 1943. S. 7.
  6. Fred K. Prieberg: Handbuch, S. 5.256.
  7. Judith Marcinczak: Nachlass Franz Philipp [in der Musikabteilung der Badischen Landesbibliothek]. Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, 2003.
  8. Franz Philipp. 70 Jahre. Das Bild eines deutschen Musikers in Zeugnissen von Zeitgenossen., Freiburg, 1960. Werkverzeichnis A, nach Opus-Zahlen, S. 165–173
  9. Herbert Haag: Oberrheinisches Orgelbuch. Willy Müller, Süddeutscher Musikverlag, Heidelberg, 1943. S. 9–28. Laut Einleitung ist das Choralthema der Kantate Ewiges Volk entnommen.
  10. Herbert Haag: Oberrheinisches Orgelbuch. Willy Müller, Süddeutscher Musikverlag, Heidelberg, 1943. S. 71–76. Widmung: Meinem lieben Neffen Benhard Philipp gewidmet, gefallen am 5. März 1943 am Kubanbrückenkopf.
Personendaten
NAME Philipp, Franz
ALTERNATIVNAMEN Philipp, Franz Joseph (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist und Kirchenmusiker
GEBURTSDATUM 24. August 1890
GEBURTSORT Freiburg im Breisgau
STERBEDATUM 2. Juni 1972
STERBEORT Freiburg im Breisgau

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- [de] Franz Philipp

[en] Franz Philipp

Franz Joseph Philipp (August 24, 1890 – June 2, 1972) was a German church musician and composer. He studied and later taught various instruments including organ, worked as a composer, directed a conservatory, and founded a school for organ, a chamber orchestra, an institute for church music, and a choir. In the 1930s he was highly valued by the Nazi regime as a composer, gaining a reputation he tried to undo after the war. Philipp was born and died in Freiburg im Breisgau, and worked in Basel and Karlsruhe as well.



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