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Jennifer Walshe (* 1. Juni 1974 in Dublin) ist eine irische Komponistin, Performerin und Hochschulprofessorin.


Leben


Jennifer Walshe wurde in ein künstlerisch geprägtes Elternhaus hineingeboren; ihre Mutter ist als Schriftstellerin tätig, ihr Vater ist Künstler und Kunsthistoriker. Früh begann Walshe mit dem Klavierspiel, erhielt im Alter von zehn Jahren Trompeten-Unterricht und spielte später im Irish Youth Orchestra.[1] Es entstanden erste Kompositionen für verschiedene Bläserbesetzungen, die u. a. vom Irish Youth Wind Ensemble uraufgeführt wurden.[2]

Walshe studierte Komposition an der Royal Scottish Academy of Music and Drama bei Rita McAllister und John Maxwell Geddes und wurde außerdem von Kevin Volans und James MacMillan unterrichtet. Sie setzte ihre Studien an der Northwestern University in Chicago bei Michael Pisaro und Amnon Wolman fort und schloss ihr Studium 2002 mit einem Doktor (Ph.D.) in Composition & Music Technology ab.[2]

Walshe gewann im Jahr 2000 den Kranichsteiner Musikpreis sowie 2008 den Praetorius-Musikpreis für Komposition und 2016 den British Composer Award for Innovation (BASCA).[3] Sie war Stipendiatin u. a. beim Akademie Schloss Solitude, DAAD Berliner Künstlerprogramm, der Foundation for Contemporary Arts (New York) und der Fondazione Claudio Buziol in Venedig.[4]

Gemeinsam mit dem Geiger Jonathan Chen gründete sie das Duo nolimetangere, mit dem sie regelmäßig improvisierte und bezog auch ihre Stimme mit in ihre Performances ein.[5]

Walshe arbeitete weltweit mit zahlreichen Ensembles und Orchestern zusammen, darunter u. a. Klangforum Wien, Arditti Quartett, Ensemble recherche, National Symphony Orchestra of Ireland, BBC Scottish Symphony Orchestra, Ensemble Resonanz, Neue Vocalsolisten Stuttgart und Schlagquartett Köln. Sowohl als Komponistin als auch als Performerin trat sie seit 2000 auf nahezu allen internationalen Festivals für Neue Musik in Erscheinung, darunter die Donaueschinger Musiktage, MaerzMuzik, Ultraschall Berlin, Wittener Tage für neue Kammermusik, Wien Modern, Ars musica, November Music, Lucerne Festival und Splice Festival (USA).

Ihre Werke wurden international von bedeutenden Ensembles uraufgeführt und auf verschiedenen Labels veröffentlicht, darunter Merge Records, Interval Recordings, Farpoint Recordings und Migro.[6] Ihre Noten veröffentlicht Walshe im Contemporary Music Centre (CMC) Ireland.


Lehrtätigkeit


2002 und 2018 gab Walshe Workshops bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. Seit 2016 unterrichtet sie als Professorin für Performance an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und hat dort gemeinsam mit Judith Siegmund die Leitung des Campus Gegenwart inne.[7]

Seit Herbst 2020 ist Walshe ein Mitglied von Aosdána.[8]


Werk


In Walshes Kompositionen vermischt sich experimentelle amerikanisch geprägte Musik mit zeitgenössischer europäischer sowie elektro-akustischer Musik, viele ihrer Kompositionen beinhalten zudem visuelle und improvisatorische Elemente.

Ihre Leidenschaft für geräuschhafte Klänge steht in der Tradition von Helmut Lachenmanns Musique concrète instrumentale, die sie insbesondere auf die Stimme erweitert. Als weiteren Komponisten, der sie geprägt hat, ist (neben ihren Lehrern) Morton Feldman zu nennen, der in ihre großes Interesse für Minimal Music auslöste.[2] Darüber hinaus ist in Walshes Kompositionen auch ein großer Einfluss populärer Musik zu erkennen.[2]

Als ein Schwerpunkt ihrer Kompositionen kann ihre Vokalmusik gelten, die sie häufig selbst aufführt und die sich durch teils extreme Vokaltechniken auszeichnet. Als Vocalistin und Performerin tritt sie häufig zusammen mit Ensembles und Orchestern auf (u. a. RTÉ National Symphony Orchestra of Ireland) oder als Teil einer Opernproduktion (z. B. „XXX_Live_Nude_Girls!!!“)

Zwar stehen zahlreiche ihrer Kompositionen für sich allein und haben keinen direkten gesellschaftlichen Bezug, doch in einigen ihrer Kompositionen greift sie wichtige gesellschaftliche Diskurse auf, so beispielsweise in der Puppen-Oper „XXX_Live_Nude_Girls!!!“, in der auf der Bühne eine Puppe vergewaltigt wird. Des Weiteren thematisiert Walshe in ihren Kompositionen und Projekten Fragen nach Identität und nach kreativen Forschungsmethoden.[9]


Kunstprojekte


„Historical Documents of the Irish Avant-Garde“ ist eine fiktive Erzählung einer irischen Kunst-Avantgarde. Walshe erfindet hierbei Künstlerpersönlichkeiten mit eigenen Biografien, Kompositionen, Gemälden, Skulpturen und Installationen.[10]

Grúpat ist ein fiktives Künstlerkollektiv, das aus einer Vielzahl „Alter Egos“ besteht. Jennifer Walshe erfand für dieses Projekt diverse Künstlerbiografien mit eigenen Kompositionen, Installationen, Filmen, Fotografien und Skulpturen. Das Kollektiv wurde in zahlreichen Ausstellungen in mehreren Museen und Festivals weltweit gezeigt, darunter das Museum of Arts and Design in New York, das Contemporary Arts Museum Houston, das Dublin Electronic Arts Festival, das Galway Arts Centre, Irland, die Donaueschinger Musiktage und das SPOR Festival in Dänemark. Außerdem veröffentlichte das Kollektiv zwei CDs.


Werke (Auswahl)



Werke für Stimme



Kammermusik



Orchesterwerke



Oper, Musiktheater, Performance und Installationen



Schriften



Diskografie



Literatur





Einzelnachweise


  1. David Weininger: Jennifer Walshe on her strange, wonderful music projects: ‘I’m trying to say, this is what it’s like being alive’. Boston Globe, 19. Februar 2020, abgerufen am 21. Juni 2020 (amerikanisches Englisch).
  2. Jonathan Grimes: An Interview with Jennifer Walshe. In: the contemporary music centre ireland. Contemporary Music Centre Ltd, 4. Oktober 2004, abgerufen am 20. Mai 2020 (englisch).
  3. Jennifer Walshe and Simon Bainbridge win two new British Composer awards - The Wire. Abgerufen am 30. Juni 2020 (englisch).
  4. Jennifer Walshe: Biography. Abgerufen am 21. Juni 2020 (amerikanisches Englisch).
  5. Torsten Möller: Jennifer Walshe. In: Komponisten der Gegenwart (KDG). Abgerufen am 21. Juni 2020.
  6. Jennifer Walshe | ZKM. Abgerufen am 21. Juni 2020.
  7. HMDK Stuttgart - Personenverzeichnis. Abgerufen am 21. Juni 2020.
  8. Jennifer Walshe auf aosdana.artscouncil.ie, abgerufen am 11. Dezember 2020.
  9. Franziska Kloos: Jennifer Walshe. Spiel mit Identitäten. Wolke-Verlag, 2017, ISBN 978-3-95593-076-9.
  10. Aisteach: Historical Documents of the Irish Avant-garde – Jennifer Walshe. 17. Mai 2020, abgerufen am 9. Oktober 2020 (englisch).
Personendaten
NAME Walshe, Jennifer
KURZBESCHREIBUNG irische Komponistin, Performerin und Hochschulprofessorin
GEBURTSDATUM 1. Juni 1974
GEBURTSORT Dublin

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- [de] Jennifer Walshe

[en] Jennifer Walshe

Jennifer Walshe (born 1 June 1974) is an Irish composer, vocalist and artist.



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