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Jenő (Gusztáv) Takács [ˈjɛnøː ˈtɒkaːʧ] (* 25. September 1902 in Siegendorf, Komitat Ödenburg, Österreich-Ungarn; † 14. November 2005 in Eisenstadt) war ein ungarisch-österreichischer Komponist, Pianist, Musikethnologe und Pädagoge.

Relief Porträt Jenö Takács in Bronze, Siegendorf (2011)
Relief "Porträt Jenö Takács" in Bronze, Siegendorf (2011)

Leben und Werk


Jenő Takács wurde 1902 als Sohn von Gusztáv Adolf Takács, Beamter in der Zuckerfabrik Conrad Patzenhofers in Siegendorf,[1] und dessen Frau Gabriella Takács, geb. Magyar, in der kroatischen Gemeinde Siegendorf (ungarisch: Cinfalva) im damaligen Deutsch-Westungarn (ab 1921 Burgenland) geboren.[2] Ab 1914 wurde er in Klavier an der Realschule Ödenburg (Sopron), dem heutigen Szechenyi-Realgymnasium,[1] unterrichtet. 1916 trat er erstmals öffentlich auf, ab 1917 komponierte er.[2] Takács studierte nach der Matura 1920 von 1921 bis 1926 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Joseph Marx (Komposition) und bei Paul Weingarten (Klavier), außerdem besuchte er an der Universität Wien Vorlesungen bei Hans Gál (Kontrapunkt) und bei Guido Adler (Musikwissenschaft).[3] In Wien lernte er die Zweite Wiener Schule kennen. In den 1920er Jahren unternahm er Konzertreisen durch Deutschland, Ungarn und Jugoslawien.[2] Gemeinsam mit Otto Siegl gründete er in Sopron die „Aufführungsreihe Moderner Musikwerke“.[4] Um 1925/26 ergab sich ein lebhafter Gedankenaustausch mit dem bedeutenden Komponisten Béla Bartók, der bis zu dessen Emigration in die USA 1940 anhielt;[2] 1932 traf er Bartók auf dem internationalen Kongress für arabische Musik in Kairo.[5] Weitere Freundschaften unterhielt er u. a. zu Alban Berg, Paul Hindemith, Zoltán Kodály, Ernst von Dohnányi and György Ligeti.[6]

Im Jahre 1927 ehelichte er Gertrude Christy in Bremen,[7] mit der er bis 1937 verheiratet war.[8] Von 1927 bis 1932 war Jenő Takács Professor für Klavier am Conservatoire de Musique in Kairo,[3] wo er auch die ägyptische und arabische Musik zum Gegenstand seiner Forschung machte.[2] In den Jahren 1932 bis 1934 wirkte er als ordentlicher Professor und Vorstand der Ausbildungsklassen für Klavier und Komposition an der University of the Philippines in Manila.[9] Im Auftrag des Berliner Phonogrammarchivs[2] beschäftigte er sich auf der philippinischen Insel Luzon[5] musikethnologisch mit den indigenen Völkern.[10] Er gab Konzerte in Ostasien (Japan, China und Hongkong[8]). Nach einer neuerlichen Professur für Klavier am Konservatorium Kairo unternahm er 1938 seine erste[5] Konzertreise – mit seiner Tarantella für Klavier und Orchester op. 39[8] – in die USA. Während seines Aufenthaltes in New York erfuhr er vom „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich.[10] 1939 übersiedelte er in das ungarische Sopron,[3] um den Missbrauch seines Namens und seiner Musik durch die nationalsozialistischen Kulturbehörden zu verhindern.[2] 1940[5] unterrichtete er Klavier in Szombathely.[3] In den Jahren 1942 bis 1948 war er Direktor der Musikschule bzw. des Konservatoriums, in Pécs.[3] Dort unterrichtete er u. a. Andor Losonczy und Josef Maria Horváth in Klavier.[11]

Im Jahre 1943 heiratete er seine zweite Frau Éva Pasteiner.[2] 1948/49 verließ er das „kommunistisch“ regierte Ungarn und ließ sich nach Stationen in Österreich, in der Schweiz und in Italien[8] in der Gemeinde Grundlsee in der Steiermark nieder. In den Jahren von 1949 bis 1952 absolvierte er Konzertreisen durch Europa und Amerika und lehrte von 1949 bis 1952[6] als Gastprofessor an den Konservatorien Genf und Lausanne. Außerdem war er als Juror tätig.[10] Schließlich übernahm er von 1952 bis 1970 eine Professur für Klavier und Komposition am College-Conservatory of Music Cincinnati (CCM).[3] Walter Mays war sein einziger Kompositionsdoktorand.[12] Zu seinen amerikanischen Klavierschülern gehörten u. a. Jerry Perkins, Ellsworth Snyder, John Egan und James Levine.[13] 1957/1958 war er Gastprofessor an der Montana State University in Bozeman, Montana.[14] Nach der Emeritierung übersiedelte er wieder in seine Geburtsstadt, wo er bis zu seinem Tode lebte[3] und als Musikberater wirkte.[5]

Geprägt wurde er bis zur Hinwendung zu Béla Bartók in den 1920er Jahren durch einen spätromantischen und impressionistischen Stil,[10] namentlich an Claude Debussy, Maurice Ravel und Joseph Marx.[15] Takács Musik wurde durch ungarische, österreichische, kroatische und philippinische Volkslieder, Volksmusik und Folklore beeinflusst.[3] Zum Teil sind Überschneidungen mit Igor Strawinsky und Zoltán Kodály festzustellen.[15] Weiterhin stützte er sich auf Bartóks Klavierschule Mikrokosmos und den Zyklus Für Kinder[3] sowie die Bläserliteratur von Paul Hindemith. In seinem Spätwerk (ab den 1960er Jahren[10]) adaptierte er auch die Zwölftonmusik/Dodekaphonie und Atonalität.[3] Der Austausch mit Witold Lutosławski und György Ligeti, der mit ihm befreundet war, floss in seine Arbeit ein.[15] Er komponierte Balletts,[5] Vokal- und Instrumentalwerke, insbesondere Klavier- und Kammermusik.[10] Seine Werke erschienen u. a. beim Musikverlag Doblinger und bei Universal Edition.[5]

Er war u. a. Mitglied der Society for Ethnomusicology[16] und der IGNM-Sektion Österreich.[17]

Sein Nachlass wird als Eigentum des Landes Burgenland[10] in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek[18] überliefert und befindet sich als Dauerleihgabe in der Bibliothek der Kunstuniversität Graz.[19] 2002 gab es im Haydn-Haus Eisenstadt eine Sonderausstellung zum „Burgenländer & Weltbürger“ Jenö Takács.[20]


Preise, Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften



Weitere Würdigungen


1992 wurde der Festsaal der des Kulturzentrums Oberschützen in Jenö Takács Saal umbenannt.

Folgende Musikschulen wurden nach Takács benannt: 1999 in Szentgotthárd (Takács Jenő Zeneiskola) und 2001 in Rechnitz (Jenö Takács-Musikschule).

Im Gedenken an Jenö Takács stiftete das Land Burgenland den Jenő-Takács-Kompositionspreis, der 2008 an Wilhelm Spuller,[28] 2009 an Gerhard Krammer[29] und 2010 an Tibor Nemeth.[30] vergeben wurde.

In Sopron wurde 2008 die Takács Jenö alapitvány (Jenö Takács-Stiftung) ins Leben gerufen, die durch vielfältig Aktivitäten das Gedenken an Éva und Jenö Takács bewahren soll. Erster Präsident der Stiftung wurde der österreichische Musikwissenschaftler Christian Heindl. 2010–2014 veranstaltet die Stiftung gemeinsam mit dem Institut Oberschützen der Kunstuniversität Graz die drei ersten Durchgänge des alle zwei Jahre stattfindenden Internationalen Jenö Takács-Klavierwettbewerbs für junge Interpreten.


Werkverzeichnis (Auswahl)



Instrumentalmusik



Klavierwerke


Orgelwerke


Weitere Solowerke, Duos und Kammermusik


Orchestermusik


Symphonisches Blasorchester


Vokalmusik



Schriften



Literatur




Commons: Jenő Takács – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Wolfgang Suppan: Jenő Takács: Dokumente, Analysen, Kommentare. Eisenstadt 1977, S. 10.
  2. Takács, Jenő. In: Munzinger Online / KDG - Komponisten der Gegenwart.
  3. Ferenc Bônis, SL: Takács, Jenő. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 16 (Strata – Villoteau). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2006, ISBN 3-7618-1136-5 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  4. Wolfgang Suppan: Jenő Takács: Dokumente, Analysen, Kommentare. Eisenstadt 1977, S. 16.
  5. János Demény, Wolfgang Suppan: Takács, Jenő. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  6. Jerry Perkins: An Introduction to the Piano Music of Jenö Takács. In: American Music Teacher, 2004, Band 53, Nr. 5, S. 36–40, hier: S. 38.
  7. Wolfgang Suppan: Jenő Takács: Dokumente, Analysen, Kommentare. Eisenstadt 1977, S. 23.
  8. Christian Heindl (Hrsg.): Jenö Takács. Festschrift zum 100. Geburtstag. Wien 2002, S. 74.
  9. Wolfgang Suppan: Jenő Takács: Dokumente, Analysen, Kommentare. Eisenstadt 1977, S. 24.
  10. Gerhard J. Winkler: Takács, Jenő. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
  11. Wolfgang Suppan: Jenő Takács: Dokumente, Analysen, Kommentare. Eisenstadt 1977, S. 123.
  12. Wolfgang Suppan: Jenő Takács: Dokumente, Analysen, Kommentare. Eisenstadt 1977, S. 124f.
  13. Wolfgang Suppan: Jenő Takács: Dokumente, Analysen, Kommentare. Eisenstadt 1977, S. 125.
  14. Wolfgang Suppan: Jenő Takács: Dokumente, Analysen, Kommentare. Eisenstadt 1977, S. 67.
  15. Wolfgang Suppan: Jenő Takács: Dokumente, Analysen, Kommentare. Eisenstadt 1977, S. 118.
  16. Membership List. In: Ethnomusicology, 1959, Band 3, Nr. 3, S. 135–146, hier: S. 140.
  17. Wolfgang Liebhart: Jenö Takács (1902–2005). In: World New Music Magazine, 16, July 2006, S. 108f.
  18. Jenő Takács in der Datenbank Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich, abgerufen am 19. Januar 2018.
  19. Jenö Takács@1@2Vorlage:Toter Link/archiv.kug.ac.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , archiv.kug.ac.at, abgerufen am 12. Januar 2018.
  20. Sonderausstellungen - Archiv (Memento des Originals vom 3. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/haydn-haus.at, haydn-haus.at, abgerufen am 19. Januar 2018.
  21. outstanding artist award – Musik. (Memento vom 8. Januar 2014 im Internet Archive), bmukk.gv.at; abgerufen am 28. Oktober 2012
  22. Ehrenbürger (Memento des Originals vom 13. Januar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.siegendorf.at siegendorf.at; abgerufen am 13. Januar 2018.
  23. Wolfgang Suppan: Jenő Takács: Dokumente, Analysen, Kommentare. Eisenstadt 1977, S. 96.
  24. Christian Heindl (Hrsg.): Jenö Takács. Festschrift zum 100. Geburtstag, Wien 2002, S. 75.
  25. Ehrenmitglieder (Memento des Originals vom 14. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kug.ac.at, www.kug.ac.at, abgerufen am 13. Januar 2018.
  26. (Bildunterschrift:) Die Goldene Haydn-Medaille (…). In: Burgenland Freizeit. LXIII. Jahrgang, Nr. 8/1993, 24. Februar 1993, ZDB-ID 2391662-X, S. 26.
  27. Joseph-Haydn-Preis (…). In: Burgenland Freizeit. LIX. Jahrgang, Nr. 32/1989, 9. August 1989, ZDB-ID 2391662-X, S. 35.
  28. Jenö-Takacs-Preis für Willi Spuller auf ORF vom 5. März 2008
  29. Krammer gewinnt Jenö-Takacs-Wettbewerb auf ORF vom 29. Juni 2010
  30. Jenö Takacs-Preis 2010 geht an Tibor Nemeth auf ORF-Burgenland vom 22. Dezember 2010
  31. nach JTVAC1Verzeichnis
  32. nach JTVAC2Verzeichnis
  33. nach JTVAC3Verzeichnis
  34. nach JTVAC4Verzeichnis
  35. nach JTVAC5Verzeichnis
  36. nach JTVAC6Verzeichnis
  37. nach JTVAC7Verzeichnis
Personendaten
NAME Takács, Jenő
ALTERNATIVNAMEN Takács, Jenő Gusztáv
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Komponist und Pianist
GEBURTSDATUM 25. September 1902
GEBURTSORT Siegendorf, Burgenland, Österreich-Ungarn
STERBEDATUM 14. November 2005
STERBEORT Eisenstadt, Burgenland, Österreich

На других языках


- [de] Jenő Takács

[en] Jenő Takács

Jenő Takács (Hungarian pronunciation: [ˈjɛnøː ˈtɒkaːt͡ʃ]; 25 September 1902 – 14 November 2005) was a Hungarian composer and pianist.

[ru] Такач, Енё

Енё Такач (венг. Jenö Takacs; 25 сентября 1902 года, Зигендорф, Австро-Венгрия[1] — 14 ноября 2005 года, Айзенштадт, земля Бургенланд) — австрийский пианист, композитор, музыкальный педагог венгерского происхождения.



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