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Joseph Rupert Rudolf Marx (* 11. Mai 1882 in Graz, Österreich-Ungarn; † 3. September 1964 ebenda) war ein österreichischer Komponist, Pianist, Musikpädagoge und Kritiker.

Joseph Marx (1903)
Joseph Marx (1903)

Leben


Joseph (richtig Josef) Marx wurde am 11. Mai 1882 als Sohn des Arztes Josef Marx und der Irene, geb. Strohhuber (später umbenannt in Stiglitz) in Graz, Rechbauerstraße 15, geboren.[1] Er lernte bereits bei seiner Mutter Musik. Später erhielt er Unterricht an der Klavierschule von Johann Buwa (1828–1907), wo er sich zu einem virtuosen Pianisten entwickelte. Zugleich brachte er sich selbst das Cello- und Geigespiel bei. Während seiner Gymnasialzeit begann er zu komponieren, indem er aus vorhandenen Themen Klavierstücke und kleinere Werke für Trio- und Quartettbesetzung arrangierte und diese mit Freunden in Wirtshäusern aufführte.

Er studierte auf Wunsch seines Vaters Rechtswissenschaft an der Universität Graz, wechselte jedoch bald zu Philosophie und Kunstgeschichte. Dies führte schließlich zu einem Bruch mit seiner Familie, doch Marx hatte weiterhin großes Interesse an der Musik, so dass er im Alter von 26 Jahren seine Kompositionstätigkeit wieder aufnahm und innerhalb von vier Jahren, von 1908 bis 1912, ungefähr 120 seiner rund 150 Lieder schrieb. Marx, der als exzellenter Pianist galt, begleitete seine Lieder oft selbst.

Nachdem er 1909 den Dr. phil. erworben und musiktheoretische Arbeiten publiziert hatte, nahm Marx 1914 die Stelle eines Professors für Musiktheorie an der Wiener Musikakademie an. Zuvor hatte er in Graz im Rahmen einer eigenen, jahrelangen musikwissenschaftlichen Forschungsarbeit (basierend auf 8000 Einzelversuchen mit musikalisch unterschiedlich geschulten Testpersonen) zwei umfangreiche Dissertationen über Klangpsychologie und das Wesen der Tonalität vorgelegt, die auf der Pionierarbeit des Musikwissenschaftlers Hugo Riemann basierten.

1922 wurde er Direktor der Akademie und von 1924 bis 1927 übte er das Amt des Rektors der auf seine Initiative hin gegründeten ersten Hochschule für Musik aus. Im Jahr 1932 wurde Marx von Atatürk beauftragt, als erster Berater im Aufbau des Konservatoriums in Ankara und des türkischen Musikschulsystems tätig zu werden. Er übte diese Tätigkeit bis Ende 1933 aus (seine Nachfolger waren Hindemith, Bartók u. a.). Marx war mit mehreren bedeutenden Komponisten befreundet, u. a. mit Giacomo Puccini, Maurice Ravel, Richard Strauss, Zoltán Kodály, Ottorino Respighi, Franz Schreker, Erich Wolfgang Korngold und Karol Szymanowski.

Grabstätte von Joseph Marx
Grabstätte von Joseph Marx

Von 1934 bis 1938 war er Mitglied im Staatsrat des autoritären Ständestaats.[2] Marx stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[3]

Marx, der auch als Kulturressortleiter, Musikkritiker und Essayist für Musikjournale und Zeitungen Wiens, etwa ab 1945 für die Wiener Zeitung[4], tätig war, unterrichtete in seinen 43 Jahren als Kompositionslehrer ca. 1.300 Schüler unterschiedlicher Herkunft.

Der umfangreiche Briefnachlass in der Österreichischen Nationalbibliothek – Marx hatte rund 15.000 Briefe von ca. 3.400 Personen aus dem Bereich der Musik erhalten, darunter der österreichische Komponist Leopold Stolz – zeigt Joseph Marx' jahrzehntelanges Ringen um die Geltung tonaler Musik.[5]

Bis zu seinem Tod im Jahre 1964 war Joseph Marx Präsident und Ehrenvorsitzender vieler bedeutender Institutionen und Vereinigungen der österreichischen Musik, so der Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger, Staatsrat für Kultur, Mozartgemeinde und Österreichischer Komponistenbund. Der auch international angesehene Marx hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg um den Wiederaufbau des mitteleuropäischen und insbesondere des österreichischen Musiklebens verdient gemacht und als Vertreter Österreichs in Gremien der UNESCO für die Wiederherstellung der durch die NS-Zeit zerstörten internationalen Beziehungen Österreichs gesorgt. Er wurde am Wiener Zentralfriedhof in einem ehrenhalber gewidmeten Grab bestattet.[6]

Zu seinen Schülern zählten Robert Leukauf und Walter Achleitner.


Kontroversen nach seinem Tode


Während der letzten rund anderthalb Jahrzehnte seines Lebens galt Marx als Autorität des Wiener Musiklebens. Im Zweiten Weltkrieg war Marx – nun aller seiner vorherigen Ämter enthoben – in Wien geblieben und hatte sich mit der ihm noch verbliebenen Stellung als bekannter Komponist und Redner für die „Rettung der untergehenden Musikkultur“ eingesetzt und im Rahmen dessen einige Reden über die Musik im NS-Staat gehalten. Dies sowie die Tatsache, dass er weder emigriert war noch protestiert hatte und in den 1950er Jahren eine Machtposition im Wiener Musikleben innegehabt hatte, machten ihn zur umstrittenen Figur in den Debatten der Nachkriegszeit. So wurde etwa der 1947 von der Steiermärkischen Landesregierung gestiftete Joseph-Marx-Preis im Jahr 1989 in Johann-Joseph-Fux-Preis unbenannt.[7]

Dass Marx am 9. Mai 1942 von der gleichgeschalteten Wiener Konzerthausgesellschaft zum dritten Ehrenmitglied ernannt wurde, sowie Namensverwechslungen mit dem Komponisten Karl Marx, der laut der Forschungen von Fred K. Prieberg Lieder für die Hitlerjugend komponiert hatte, brachten Joseph Marx in den Jahrzehnten nach seinem Tod weitere Beschuldigungen ein. Die Versuche, dem bis zu seinem Lebensende mit zahlreichen jüdischen Künstlern wie Herbert Zipper, Erich Zeisl, Marcel Rubin und Erich Wolfgang Korngold eng befreundeten Joseph Marx eine antisemitische Haltung zu unterstellen, wurden durch die Erschließung seines Briefwechsels mit seinen vielen jüdischen Freunden und Schülern gegenstandslos.

Nach seinem Tod wurde er in Musikgeschichtsbüchern als einflussreicher, erzkonservativer Musikpädagoge und im Bereich des Liedschaffens erfolgreicher Komponist geführt.

Die 2006 in Wien gegründete Joseph-Marx-Gesellschaft will an die musikalische Vielseitigkeit von Joseph Marx erinnern und seine vergessenen unentdeckten Werke in die Konzertsäle bringen.


Kompositionsstil


In seinen Werken orientierte sich Marx an Max Reger, Claude Debussy und Alexander Skrjabin. Ähnlich wie Skrjabin suchte er aufgrund seiner starken Affinität zu mystischen Vorstellungen nach dem Höchsten in der Kunst als Ausdruck für den transzendenten Aspekt des Daseins. Dabei trieb er die spätromantisch-impressionistische Klangfülle vor allem in der monumentalen, bisweilen orgiastischen Herbstsymphonie aus dem Jahre 1921 auf einen Höhepunkt. Sie bildet als eine von Überschwang und ungezügelter Leidenschaft geprägte Orchestermusik zweifellos sein musikalisches Erbe.

Weitere Höhepunkte des Marxschen Schaffens findet man in den Werken Herbstchor an Pan und Ein Neujahrshymnus, beide entstanden in einer auf die Liederjahre folgenden Chormusik- und Kammermusikphase (1910–1914), wobei der Herbstchor sein erstes Werk mit Orchester war. Mit Verklärtes Jahr von 1932 verband er den Gesang ein letztes Mal mit ausschweifender Symphonik. Seine zunächst im Schatten der erfolgreichen Jugendstil-Lieder stehenden Orchester- und Chorwerke zeugen insgesamt von einem stark ausgeprägten Sinn für Polyphonie und einer unkonventionellen Harmonik. Seine trotz starker Melodik recht eigenwillige, die Tonalität voll ausschöpfende Tonsprache brachte Marx den Ruf eines Erneuerers unter den „Traditionalisten“ ein. Die sich für Solisten, Dirigenten und Orchestermusiker ergebenden Schwierigkeiten resultieren häufig in einer mangelnden Transparenz und Ausdifferenzierung der teilweise ins Extreme reichenden polyphon-komplexen Klangstrukturen, wie man sie beispielsweise in der Herbstsymphonie in sehr ausgeprägter Form findet.


Auszeichnungen



Werkverzeichnis


Chorwerke (teilweise Bearb.):

Lieder/Orchesterlieder

Orchesterwerke:

Konzerte für Soloinstrument:

Sonstiges:


Diskografie


Auszug[13]


Schriften



Literatur





Einzelnachweise


  1. Pfarre Graz-St. Leonhard, Taufbuch XVIII 1877-1884, Seite 310.
  2. Gertrude Enderle-Burcel, Johannes Kraus: Christlich – Ständisch – Autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Hrsg.: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und Österreichische Gesellschaft für historische Quellenstudien, Wien 1991, ISBN 3-901142-00-2, S. 154f.
  3. Marx, Joseph. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020 ISBN 978-3-88741-290-6, S. 198
  4. Rebecca Unterberger: Vom Diarium zur Zeitung: Wiener Zeitung auf litkult1920er.aau.at, verfasst März 2017, redaktionell ergänzt Februar 2019
  5. Nationalbibliothek Wien, Datenquelle: Alter Autographenkatalog : Nachlass Joseph Marx
  6. Grabstelle Josef Rupert Rudolf Marx, Wien, Zentralfriedhof, Gruppe 32, Gruppe Erweiterung C, Nr. 29.
  7. Karl Acham (Hrsg.): Kunst und Geisteswissenschaften aus Graz, Böhlau, Wien 2009, S. 171.
  8. Flotzinger u. Gruber (Herausg.): Musikgeschichte Österreichs Band 2. Verlag Styria, 1979. S. 498
  9. Flotzinger u. Gruber S. 505–506
  10. Inschrift Deutschordenshof, Singerstraße: Joseph Marx 1952 (abgerufen am 11. Juni 2014)
  11. Flotzinger u. Gruber S. 522
  12. Marx-Gedenktafel im 3. Bezirk
  13. siehe auch http://www.joseph-marx.org: Diskografie
  14. Hörprobe
Personendaten
NAME Marx, Joseph
ALTERNATIVNAMEN Marx, Joseph Rupert Rudolf (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Komponist
GEBURTSDATUM 11. Mai 1882
GEBURTSORT Graz
STERBEDATUM 3. September 1964
STERBEORT Graz

На других языках


- [de] Joseph Marx

[en] Joseph Marx

Joseph Rupert Rudolf Marx (11 May 1882 – 3 September 1964) was an Austrian composer, teacher and critic.[1]

[es] Joseph Marx

Joseph Marx (Graz, 11 de mayo de 1882-ib. 3 de septiembre de 1964) fue un compositor austriaco.

[ru] Маркс, Йозеф

Йозеф Руперт Рудольф Маркс (нем. Joseph Rupert Rudolf Marx; 11 мая 1882, Грац — 3 сентября 1964, Вена) — австрийский композитор, педагог, музыкальный критик.



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