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Erich Wolfgang Korngold (geboren 29. Mai 1897 in Brünn; gestorben 29. November 1957 in Los Angeles) war ein austroamerikanischer Komponist, Dirigent und Pianist. Als Komponist erlangte er großen Ruhm durch die Oper Die tote Stadt aus dem Jahr 1920 und sah sich als Vertreter der modernen Klassik. Er kam 1934 in die Vereinigten Staaten, um Filmmusik zu komponieren. 1938 entschied er sich wegen seiner jüdischen Herkunft und des Nationalsozialismus, endgültig mit seiner Familie in den USA zu bleiben. Dort erhielt er für die Filme Ein rastloses Leben und Robin Hood, König der Vagabunden – seine wohl bekannteste Filmmusik – zwei Oscars.

Erich Wolfgang Korngold, 1927 (Aufnahme von Georg Fayer)
Erich Wolfgang Korngold, 1927 (Aufnahme von Georg Fayer)
Unterschrift von Erich Wolfgang Korngold
Unterschrift von Erich Wolfgang Korngold

Leben



Wunderkind Korngold


Undatierte Aufnahme (ca. 1912)
Undatierte Aufnahme (ca. 1912)

Erich Wolfgang Korngold war der Sohn des Musikkritikers Julius Korngold, Bruder von Hans Robert Korngold und Neffe des Theaterschauspielers und Schriftstellers Eduard Kornau (eigentlich Eduard Korngold). Sein erster Lehrer war Robert Fuchs. Später wurde er Schüler von Alexander von Zemlinsky und Hermann Graedener.

Der junge Erich Wolfgang galt in Wien als Wunderkind. Mit elf Jahren erregte er durch die Komposition des pantomimischen Balletts Der Schneemann Aufsehen. Das ursprüngliche Klavierwerk wurde von Alexander von Zemlinsky orchestriert und 1910 in der Choreografie von Carl Godlewski unter der Leitung von Franz Schalk an der Wiener Hofoper uraufgeführt.[1][2] Danach wurde Korngold von der Wiener Hocharistokratie gefördert. Mit dreizehn Jahren schrieb er Klaviersonaten. Es folgten eine Schauspiel-Ouvertüre und eine Sinfonietta. Seine Jugendwerke wurden häufig durch prominente Musikerpersönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts aufgeführt, z. B. Bruno Walter, Artur Schnabel, Arthur Nikisch, Wilhelm Furtwängler, Felix Weingartner und Richard Strauss.


Erfolg mit Die tote Stadt


„Lucy“ Korngold, 1927 (Fotografiert von Georg Fayer)
„Lucy“ Korngold, 1927 (Fotografiert von Georg Fayer)
Die tote Stadt an der Oper Graz (2015)
Die tote Stadt an der Oper Graz (2015)

Korngolds Opernkompositionen Der Ring des Polykrates und Violanta (beide 1916), Die tote Stadt (1920), Das Wunder der Heliane (1927) hatten zu ihrer Zeit großen Erfolg und ließen ihn – neben Richard Strauss – zum meistgespielten Opernkomponisten Österreichs und Deutschlands werden. Sein bedeutendster Erfolg war die Oper Die tote Stadt.

1924 heiratete Korngold Luise „Luzi“ Sonnenthal (1900–1962), die Enkelin des Adolf von Sonnenthal, mit der er zwei Söhne hatte. 1926 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Wien.[3]

Korngold empfand sich als Vertreter der Moderne. Seine G-Dur-Violinsonate op. 6 war am 9. März 1919 in Schönbergs Verein für musikalische Privataufführungen gespielt worden. Allerdings verließ er nie die Tonalität. In den 1920er Jahren übernahm er mehr und mehr die Ansichten seines Vaters, der ein ausgesprochener Gegner der musikalischen Moderne war. So komponierte er 1931 die Vier kleinen Karikaturen für Kinder op. 19, in denen er die Stile Arnold Schönbergs, Igor Strawinskys, Béla Bartóks und Paul Hindemiths karikierte.[4]

Zwischen 1932 und 1937 vertonte Korngold den Grundstoff des Romans Die Magd von Aachen (Zsolnay Verlag, 1931) von Heinrich Eduard Jacob (1889–1967) zur Oper Die Kathrin. Das Libretto bzw. der Textentwurf stammt von Ernst Décsey (1870–1941). Die Uraufführung erfolgte am 7. Oktober 1939, dem 50. Geburtstag Jacobs, in Stockholm. Erst am 19. Oktober 1950 gelangte die Oper in Wien zur österreichischen Erstaufführung.

Korngold war nicht nur Opernkomponist, sondern auch der Operette zugeneigt. So bearbeitete er aus Leo Falls Nachlass die Operette Rosen aus Florida und brachte sie erfolgreich zur Bühne. Die Uraufführung war am 22. Februar 1929 im Theater an der Wien.[5] Auf Grundlage der Operette Das Spitzentuch der Königin von Johann Strauss (Sohn) schuf er durch Umarbeitung der Instrumentation und Erweiterung der Harmonik auf den Stil der 1920er Jahre das Bühnenwerk Das Lied der Liebe, das 1931 im Berliner Metropoltheater herauskam.


Hollywood


1934 folgte Korngold während der Zeit des Austrofaschismus der Einladung Max Reinhardts nach Hollywood, um für dessen Film A Midsummer Night’s Dream (Ein Sommernachtstraum) die Filmmusik anhand Mendelssohns Schauspielmusik zu arrangieren. Korngold hatte mit Reinhardt bereits in Europa bei der Bearbeitung der Operetten Die Fledermaus und La Belle Hélène zusammengearbeitet. Mit der Arbeit am Sommernachtstraum setzte Korngold neue Maßstäbe in der noch jungen Geschichte der Filmmusik: Er vergrößerte das Orchester von Tanzband-Stärke auf Symphonieorchester-Stärke. Er griff teilweise in die Regie ein, um die Sprache der Schauspieler an den Rhythmus der Musik anzupassen. Teilweise schrieb er Dialoge selbst. Korngold passte die Musik Mendelssohns an Reinhardts Dramaturgie an, komponierte im Stil Mendelssohns weite Passagen neu, da Mendelssohns Musik zeitmäßig bei weitem nicht ausreichte, teilweise unter Verwendung von Motiven aus anderen Werken Mendelssohns. Die Kritiken zum Film veranlassten Reinhardt, keinen weiteren Film zu drehen. Die Musik Korngolds wurde einhellig gelobt.[6]

In den nächsten Jahren verbrachte er die Winter in Kalifornien als Filmkomponist der Warner Brothers. Für Warner Brothers bedeutete die Verpflichtung Korngolds einen Prestigegewinn und er erhielt mehr Freiheiten als andere Filmkomponisten, so durfte er sich seine Projekte weitgehend frei aussuchen und erhielt ein großzügiges Gehalt.[7] Für den 1936 entstandenen Film Anthony Adverse erhielt er im Folgejahr den Oscar, den zweiten 1938 für The Adventures of Robin Hood. Diese und seine anderen Werke wurden prägend für die gesamte Branche;[6] beispielsweise beeinflusste er auch die Musik von John Williams zu Star Wars.[7] Insgesamt verfasste er zwischen 1935 und 1946 die Musik für 19 Filme, insbesondere für Abenteuerstreifen wie Der Herr der sieben Meere (1940) und Der Seewolf (1941).

Zum Zeitpunkt des Anschlusses von Österreich an Nazi-Deutschland war Korngold gerade in Hollywood mit den Arbeiten an Robin Hood beschäftigt. Seine Kontakte zu Warner Brothers ermöglichten es ihm, seine Familie und seine Eltern in die USA zu holen.[6]

1946 beendete er weitgehend die Arbeit an Filmmusiken und wandte sich wieder der klassischen Orchestermusik zu. 1946 entstand das Cellokonzert op. 37, 1947 das Violinkonzert D-Dur. Zwischen 1949 und 1951 hielt er sich in Österreich auf, wo er vom Publikum, aber nicht von der Musikkritik positiv empfangen wurde. In dieser Zeit wurden die Symphonische Serenade B-Dur op. 39 von den Wiener Philharmonikern unter Wilhelm Furtwängler sowie die Stumme Serenade op. 36, beide in Wien, uraufgeführt. Während einer zweiten Europareise 1954/55 kam es im Oktober 1954 zur Uraufführung seiner einzigen Symphonie in Fis-Dur op. 40 durch die Wiener Symphoniker im Rahmen eines Rundfunkkonzerts, nachdem die Gesellschaft der Musikfreunde die Aufführung abgelehnt hatte.[3]

Der Versuch, nach 1946 zur absoluten Musik zurückzufinden, blieb weitgehend ohne Erfolg. Sein Spätwerk wurde von der zeitgenössischen Rezeption in den USA und Europa mit starker Kritik und vielfach Nichtbeachtung begleitet. Korngolds Musik geriet in der Folge zunehmend in Vergessenheit. Er starb am 29. November 1957 nach einem Herzinfarkt und wurde auf dem Hollywood Forever Cemetery in Los Angeles beerdigt. Seine Frau Luzi folgte ihm im Jahre 1962. Die schlichte Grabplatte ziert das Notenzitat „Glück, das mir verblieb“ aus seiner berühmten Oper Die tote Stadt.

Grab Erich Wolfgang Korngolds
Grab Erich Wolfgang Korngolds

Nach Neuauflage seiner Werke in den USA ab 1972 erlebten Korngolds Kompositionen international eine Renaissance.


Werk


Korngolds Werke umfassen Filmmusiken, Klavierwerke, Lieder, Opern sowie Orchester- und Kammermusik.


Klavierwerke



Kammermusik



Lieder (Auswahl)



Chorwerke



Orchesterwerke



Bühnenwerke



Oper


Operette


Ballett


Bühnen- und Schauspielmusiken


Filmmusiken



Auszeichnungen für seine Filmmusiken



Erich-Wolfgang-Korngold-Preis


Seit 1995 verleiht die Stiftung Deutsche Kinemathek zusammen mit dem Deutschen Musikrat, der Deutschen Phono-Akademie und der Filmstiftung des Landes Nordrhein-Westfalen diese Auszeichnung für ein „künstlerisches Lebenswerk“.

Preisträger


Erich Wolfgang Korngold Werkausgabe


Ab Januar 2021 wird eine Erich Wolfgang Korngold Werkausgabe erarbeitet, die von der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, getragen wird. Finanziert wird das Unternehmen im bundesweiten Akademienprogramm. Arbeitsstellen existieren an der Humboldt-Universität Berlin, der Hochschule für Musik und Theater Rostock und der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Dabei sollen sämtliche musikalischen Werke mit Ausnahme der Operettenbearbeitungen editiert werden. Das Projekt ist auf 25 Jahre ausgelegt. Die sowohl gedruckte als auch digitale Ausgabe soll im Verlag Schott Music erscheinen. Die Projektleitung liegt bei Arne Stollberg (Berlin) und Friederike Wißmann (Rostock).[16][17][18]


Literatur



Hörfunkdokumentation



Filmdokumentation




Commons: Erich Wolfgang Korngold – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Informationen zum Werk bei Klassika.
  2. Uraufführung des Balletts Der Schneemann unter Schalk.
  3. Anonymus: Erich Wolfgang Korngold. Chronologie. Österreichische Musikzeitschrift, Nr. 7, 2007, S. 26–27. ISSN 0029-9316
  4. Arne Stollberg: Im Pulverdampf. Erich Wolfgang Korngold und der Musikkrieg des 20. Jahrhunderts. Österreichische Musikzeitschrift, Nr. 7, 2007, S. 5–14. ISSN 0029-9316
  5. Stefan Frey: Leo Fall. Spöttischer Rebell der Operette. Edition Steinbauer, Wien 2010, ISBN 978-3-902494-45-0.
  6. Brendan G. Carroll: Filmmusik als Kunstform. Korngolds Musik zu „A Midsummer Night’s Dream“. Österreichische Musikzeitschrift, Nr. 7, 2007, S. 15–25. ISSN 0029-9316
  7. Erich Wolfgang Korngold | Biography, Movie Highlights and Photos | AllMovie. Abgerufen am 29. November 2017.
  8. Karl Böhmer: Klavierquintett E-Dur op. 15 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz. In: https://www.kammermusikfuehrer.de. Villa Musica Rheinland-Pfalz, abgerufen am 2. Januar 2021.
  9. Troy O. Dixon: The Premiere of Erich Wolfgang Korngold’s String Quartet #3 in D Major, Op. 34. Hrsg.: Korngold Society. 8. September 2010 (englisch, korngold-society.org [PDF]).
  10. Christian Heindl: «Sursum Corda!» Sinfonische Ouvertüre op. 13. In: https://www.tonkuenstler.at. NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H., abgerufen am 2. Januar 2021.
  11. Complete Works. In: korngoldsociety.com. Korngold Society, abgerufen am 3. Januar 2021.
  12. Leopold Schmidt: Erich Korngolds Opern. Die Uraufführung in München. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt (Nr. 18552/1916), 15. April 1916, S. 1 ff. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  13. Das neue Operettenbuch III, Mainz, S. 40
  14. Feuilleton. In: Neue Freie Presse. Wien 23. Juni 1922, S. 1 (onb.ac.at).
  15. Theater und Kunst. Deutsches Volkstheater. In: Wiener Zeitung. Wien 5. Februar 1923, S. 6 (onb.ac.at).
  16. Erich Wolfgang Korngold Werkausgabe (EWK-WA), Seite über die Werkausgabe der HU Berlin abgerufen 6. Dezember 2021
  17. Antiquitatum Thesaurus und Korngold Werkausgabe – Zwei neue Akademienvorhaben im Akademienprogramm 2021 bewilligt Meldung bei IDW-Online November 2020, abgerufen 6. Dezember 2021
  18. Christiane Wiesenfeldt: Ein Klassiker in Hollywood, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Januar 2021
Personendaten
NAME Korngold, Erich Wolfgang
KURZBESCHREIBUNG austroamerikanischer Komponist, Dirigent und Pianist
GEBURTSDATUM 29. Mai 1897
GEBURTSORT Brünn, Österreich-Ungarn
STERBEDATUM 29. November 1957
STERBEORT Los Angeles

На других языках


- [de] Erich Wolfgang Korngold

[en] Erich Wolfgang Korngold

Erich Wolfgang Korngold (May 29, 1897 – November 29, 1957) was an Austrian-born American composer and conductor. A child prodigy, he became one of the most important and influential composers in Hollywood history.[1] He was a noted pianist and composer of classical music, along with music for Hollywood films, and the first composer of international stature to write Hollywood scores.[1][2]

[es] Erich Wolfgang Korngold

Erich Wolfgang Korngold (Brno, del Imperio austrohúngaro -actual República Checa-, 29 de mayo de 1897 - Los Ángeles, Estados Unidos, 29 de noviembre de 1957) fue un compositor y director de orquesta nacido en el Imperio Austro-húngaro y posteriormente nacionalizado estadounidense en 1943. Un niño prodigio, que llegó a ser uno de los más importantes e influyentes compositores de la historia de Hollywood así como un notable pianista.[1][2]Compuso además cinco óperas y varias obras orquestales, de cámara y canciones.

[ru] Корнгольд, Эрих Вольфганг

Э́рих Во́льфганг Ко́рнгольд (нем. Erich Wolfgang Korngold; 29 мая 1897[1][2][3][…], Брно, Моравская марка, Австро-Венгрия[4][5] — 29 ноября 1957[1][2][3][…], Голливуд, Калифорния[4]) ― австрийский и американский композитор , дирижёр и педагог.



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