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Johann Gottlieb Naumann (* 17. April 1741 in Blasewitz; † 23. Oktober 1801 in Dresden) war ein deutscher Komponist, Dirigent und Kapellmeister der Klassik.

Johann Gottlieb Naumann (Gemälde von seinem Bruder Friedrich Gotthard Naumann, 1780)
Johann Gottlieb Naumann (Gemälde von seinem Bruder Friedrich Gotthard Naumann, 1780)

Leben


Johann Gottlieb Naumann war der älteste Sohn des Häuslers und Landesaccise-Einnehmers Johann Georg Naumann und seiner Gattin Anna Rosina, geb. Ebert. Die musikalischen Grundlagen erhielt Johann Gottlieb Naumann durch einen Lehrer an der Landschule in Loschwitz, der ihn in Klavier und Orgel unterrichtete. Im Alter von 13 Jahren nahm er kurzfristig eine Schlosserlehre auf, nach deren Abbruch er Schüler an einer der drei Dresdner Lateinschulen wurde und seine musikalische Ausbildung weiterführen konnte. Ob es sich dabei um die Kreuzschule gehandelt hat und ob Naumann Unterricht bei Gottfried August Homilius genoss, ist ungewiss.[1] Im Jahr 1757 nahm ihn der schwedische Geiger Anders Wesström mit auf eine Reise nach Italien.

Von 1759 bis 1763 nahm Naumann Unterricht bei Giuseppe Tartini in Padua, bei Giovanni Battista Martini in Bologna sowie bei Johann Adolph Hasse in Venedig. In dieser Zeit entstanden seine ersten Kompositionen. Zum Karneval 1763 brachte er seine erste Oper Il tesoro insidiato am Teatro San Samuele in Venedig zur Aufführung. Im selben Jahr verließ er Italien und kehrte nach Dresden zurück.

Gedenkstein für Naumann im Seifersdorfer Tal mit der Inschrift: „Dem Sänger des Thales. Naumann.“
Gedenkstein für Naumann im Seifersdorfer Tal mit der Inschrift: „Dem Sänger des Thales. Naumann.“

Zum 1. August 1764 erhielt er auf Empfehlung Hasses und Giovanni Battista Ferrandinis eine Anstellung als „Kirchencompositeur“ am Dresdner Hof. Im darauf folgenden Jahr unternahm er zusammen mit seinen jüngeren Kollegen Joseph Schuster und Franz Seydelmann eine zweite Reise nach Italien, um weitere Studien durchzuführen. Im Frühjahr 1768 schrieb er für Palermo sein erstes italienisches Karwochenoratorium La passione di Gesù Cristo und wurde in die Accademia Filarmonica in Bologna aufgenommen. Im gleichen Jahr wurde er nach Dresden zurückgerufen, da er für die bevorstehende Hochzeit des jungen Kurfürsten Friedrich August III. die Oper La clemenza di Tito komponieren sollte. Eine weitere Reise führte ihn von 1772 bis 1774 über München wiederum nach Italien, wo er insgesamt fünf Opern für Venedig und Padua schrieb. Nach Erfolgen als Opernkomponist in Italien und der Ablehnung eines Rufes nach Berlin wurde er 1776 Dresdner Hofkapellmeister. Im Jahr 1777 erfolgte eine Einladung an den schwedischen Hof König Gustavs III., wo er an dessen Plänen für die Königlich Schwedische Oper mitarbeitete und die dortige Hofkapelle (Kungliga Hovkapellet) reformierte. Die 1786 entstandene Oper Gustav Wasa war in Schweden sehr erfolgreich und galt über Jahrzehnte als schwedische Nationaloper. Im gleichen Jahr erhielt Naumann in Dresden einen sehr vorteilhaften Vertrag auf Lebenszeit.

Johann Gottlieb Naumanns Grab auf dem Eliasfriedhof in Dresden. Das Relief auf der Steinplatte stammt vermutlich von Franz Pettrich.
Johann Gottlieb Naumanns Grab auf dem Eliasfriedhof in Dresden. Das Relief auf der Steinplatte stammt vermutlich von Franz Pettrich.

Als Gastdirigent und Opernkomponist war er auch in Kopenhagen (1785–1786) und Berlin (1788–1789) tätig. Nach dem Aufenthalt in Berlin kehrte er nach Dresden zurück. Im Jahr 1792 heiratete er Catharina von Grodtschilling, die Tochter eines dänischen Vizeadmirals. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Zur selben Zeit begann er, bedingt durch zunehmende Schwerhörigkeit und andere Krankheiten, sich von der Opernbühne zurückzuziehen. Er starb 1801 und wurde auf dem Dresdner Eliasfriedhof im Feld D 5–6 beerdigt.

Johann Gottlieb Naumann war ein Bruder des Malers Friedrich Gotthard Naumann, der Vater des Mineralogen Carl Friedrich Naumann und des Mediziners Moritz Naumann sowie der Großvater des Komponisten und Musikschriftstellers Emil Naumann.


Name


Naumann wurde zwar auf den Namen Johann Gottlieb getauft, der damaligen Mode folgend latinisierte er diesen jedoch als Johann Amadeus. Alle Erstdrucke seiner Werke erschienen, wenn der Vorname genannt wurde, unter dem Namen Johann (bzw. Giovanni) Amadeus Naumann.


Werk


Johann Gottlieb Naumann war ein sehr produktiver Komponist. Die Zahl seiner Kompositionen geht in die Hunderte. Er schrieb vorrangig Opern, Oratorien, lateinische und deutsche Kirchenmusik, Lieder und Kammermusik. Zu Lebzeiten hoch geschätzt, geriet er nach seinem Tode weitgehend in Vergessenheit. Erst im 20. Jahrhundert erlebten seine Werke eine Renaissance.

Johann Gottlieb Naumann gilt als einer der letzten Repräsentanten der „italienischen Oper“ in Deutschland. Naumann war in der Zeit nach Hasse, der bis 1763 am sächsischen Hof tätig war, die bedeutendste Musikerpersönlichkeit Dresdens, wo auch seine lateinische Kirchenmusik bis in die 1930er hinein in ungebrochener Tradition aufgeführt wurde. In Schweden und Dänemark gilt er als Reformator des dortigen Musiklebens und ist dort wesentlich bekannter als in Deutschland.

Bei der folgenden Auswahl seiner Werke geben Jahreszahlen in Klammern das Jahr der Fertigstellung an; vollständige Daten mit Ortsangabe das Datum der Uraufführung. Eine Jahreszahl mit vorangestelltem „ed.“ ohne Klammern gibt das Jahr der Erstveröffentlichung an.


Bühnenwerke



Vokalmusik



Lateinische Kirchenmusik


Italienische Oratorien


Deutsche Kirchenmusik


Weltliche Vokalmusik


Instrumentalmusik (Auswahl)



Musik für Tasteninstrumente


Nachlass


Ein Teil des kompositorischen Nachlasses von Johann Gottlieb Naumann wird in der Musikabteilung der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden aufbewahrt (Signatur: Mus.3480-…). Er umfasst ca. 500 Katalognummern (etwa 140 Musikautographe, daneben zahlreiche Abschriften und Drucke).


Die Naumann-Gesellschaft unter der Leitung von Franns-Wilfrid von Promnitz


Dass das musikalische Werk Naumanns heutzutage nicht vollends in Vergessenheit geraten ist, ist u. a. dem Dresdner Dirigenten, Organisten und Pianisten Franns-Wilfrid von Promnitz zu verdanken, der 1991 die musikalische Naumann-Gesellschaft ins Leben rief. Diese versteht sich zunächst als ausführender Freundeskreis der Naumannschen Musik. Seit 1995 wird die Naumann-Gesellschaft als e. V. geführt. Von Promnitz sichtete und rekonstruierte mehr als 75 Werke des Komponisten Johann Amadeus Naumann und leitete mehrere Naumann-Erstaufführungen. Besonders zu nennen sind die Opern-Inszenierungen, in denen zahlreiche renommierte Sängerinnen und Sänger die Hauptpartien übernahmen.

Unter Leitung von Franns-Wilfrid von Promnitz nutzte die Naumann-Gesellschaft ab 1991 für ihre Aufführungen und Konzerte diverse historische Aufführungsstätten im Landschaftspark Seifersdorfer Tal sowie zahlreiche Kirchen und Schlösser in Dresden und dessen Umgebung. Darüber hinaus ist der Künstler bis heute bestrebt, auch ungewöhnliche Konzertorte mit der Musik Naumanns zu füllen. Am 16. April 2016, dem Vorabend von Naumanns 275. Geburtstag, fand im historischen Kreuzgewölbe auf Schloss Promnitz an der Elbe eine musikalische Naumann-Ehrung statt. Es erklangen neben zahlreichen Klavierkompositionen auch Naumanns Werke für Glasharmonika, seinem Lieblingsinstrument. Mit Unterstützung der Stadt Dresden führte die Naumann-Gesellschaft am 275. Geburtstag des Komponisten eine Konzertmatinee im historischen Naumann-Stift in Dresden-Blasewitz auf.

Von Promnitz schuf auch Transkriptionen von Instrumentalmusik Johann Amadeus Naumanns für Orgel, die er regelmäßig in Orgelkonzerten im In- und Ausland erklingen lässt.


Ehrungen


Gedenktafel am Rathaus (heute Stadtbezirksamt) von Blasewitz in der Naumannstraße 5
Gedenktafel am Rathaus (heute Stadtbezirksamt) von Blasewitz in der Naumannstraße 5
Gedenkstele am Platz von Naumanns ehemaligem Wohnhaus
Gedenkstele am Platz von Naumanns ehemaligem Wohnhaus

Der Ort Blasewitz (1921 nach Dresden eingemeindet) hat nach ihm die Naumannstraße benannt (heute zwischen Schillerplatz und Barteldesplatz; damals auch die heutige Goetheallee umfassend bis zur Einmündung Prellerstraße).

Am Standort seines letzten Wohnhauses, auf dem heutigen südwestlichen Vorplatz der Einkaufspassage Schillergalerie unweit des Schillerplatzes, ist eine Gedenkstele aufgestellt.

Die 63. Grundschule in Dresden-Blasewitz trägt Naumanns Namen und hat im Foyer eine ihm gewidmete Gedenktafel. Eine weitere Gedenktafel erinnert seit 1902 (heute Kopie) an der Fassade des ehemaligen Blasewitzer Rathauses an ihn. Diese wurde von Kurt Diestel entworfen. Im Seifersdorfer Tal gibt es ihm zu Ehren ein Denkmal mit der Aufschrift „Dem Sänger des Tales – Naumann“.


Literatur




Commons: Johann Gottlieb Naumann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Vgl. Bemmann (2008), S. 55.
  2. Liste der Bühnenwerke von Johann Gottlieb Naumann bei Operone, abgerufen am 26. September 2014.
  3. Alfonso Zesi (17. Mai 1799 in Mailand – 1861 in Mailand). Bass-Sänger u. a. in Dresden.
Personendaten
NAME Naumann, Johann Gottlieb
ALTERNATIVNAMEN Naumann, Johann Amadeus
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist der Klassik
GEBURTSDATUM 17. April 1741
GEBURTSORT Blasewitz bei Dresden
STERBEDATUM 23. Oktober 1801
STERBEORT Dresden

На других языках


- [de] Johann Gottlieb Naumann

[en] Johann Gottlieb Naumann

Johann Gottlieb Naumann (17 April 1741 – 23 October 1801) was a German composer, conductor, and Kapellmeister.

[ru] Науман, Иоганн Готлиб

Иоганн Готлиб На́уман (нем. Johann Gottlieb Naumann; 7 апреля 1741, Блазевиц — 23 октября 1801, Дрезден) — немецкий композитор и дирижёр, прославившийся своими операми в Швеции и Дании.



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