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Johannes Lupi (* um 1506 in Cambrai; † 20. Dezember 1539 ebenda) war ein franko-flämischer Komponist der Renaissance.[1][2][3]


Leben und Wirken


Seine Heimatstadt Cambrai war für Johannes Lupis Jugendzeit bestimmend; hier wurde er um 1514 als Chorknabe an der Kathedrale Notre-Dame aufgenommen und erlebte somit eine Ausbildung an einem der bedeutendsten kirchlichen Musikzentren Westeuropas. Nach dem 1521 eingetretenen Stimmbruch schickte ihn das Cambraier Domkapitel auf eine örtliche Vorzugsschule („Collège des bons enfants“). Im folgenden Jahr, am 28. August 1522, schrieb er sich als Studierender an der philosophischen Fakultät der Universität Löwen ein und studierte dort für vier Jahre eine der vier Paedagogia. Anschließend kehrte er nach Cambrai zurück und wurde am 18. Juni 1526 als parvus vicarius an der Domkantorei unter seinem Leiter Jean Rémy (genannt Descaudin) aufgenommen, der vielleicht auch sein Lehrmeister war. Ein Jahr später ging Rémy in den Ruhestand und Lupi rückte zum Magister puerorum auf, eines der bedeutendsten musikalischen Ämter an der Kathedrale. Hier wurde er am 8. April 1530 magnus vicarius und erhielt die Subdiakonatsweihe am 11. April des Jahres. Später bekam er vom Domkapitel mehrfache Ermahnungen wegen mangelnder Disziplin bei den Chorknaben und wegen seiner Schwierigkeiten, den finanziellen Rahmen einzuhalten. Er wurde aber so hoch geschätzt, dass er sich nach der Zusicherung einer Verbesserung in seinem Amt halten konnte.

Johannes Lupi litt seit dem Jahr 1535 an einer Krankheit, die nicht näher genannt wurde, und konnte ihretwegen bis 1537 seine Funktionen nicht ausüben; an dieser Krankheit starb er schließlich Ende 1539 mit nur etwa 33 Jahren. Obwohl er keine Priesterweihe erhalten hatte, wurde ihm sein Wunsch, in der Kathedrale beigesetzt zu werden, wegen seiner Verdienste als herausragender Musiker erfüllt. Zu seinen Ehren stiftete sein Amtsvorgänger Jean Rémy eine jährliche Totenmesse. Der Komponist Josquin Baston, vielleicht ein Schüler Lupis, schrieb zu seinem Tod die sechsstimmige Trauermusik „Eheu dolor“.


Identität und Bedeutung


Die Namensähnlichkeit des Komponisten mit dem von Lupus Hellinck hat bis vor etlichen Jahren für Verwirrung und Zuordnungsprobleme gesorgt; zwischenzeitlich können sowohl die Biografien wie die Zuschreibung der Kompositionen weitestgehend unterschieden werden. Von zwei weiteren zeitgenössischen Musikern mit Namen Johannes Lupi sind keine Kompositionen überliefert.

Nachdem von Lupi nur zwei Messen überliefert sind, vermuten die Musikforscher, dass er dieser Gattung nur geringe Aufmerksamkeit widmete. Stilistisch kommt er bei den Messen seinem Zeitgenossen Nicolas Gombert sehr nahe. Einen weitaus größeren Umfang hat seine Komposition von Motetten; ein großer Teil davon erschien posthum in dem Individualdruck „Chori Sacrae Virginis Mariae“ des Verlagshauses Attaignant & Jullet aus dem Jahr 1542. In dieser Gattung herrscht ein reich variierter, komplexer und durchimitierter, meist fünfstimmiger kontrapunktischer Satz vor, in dem die Melodien vorwiegend melismatisch fließen und in dem die Sorgfalt bei der Textvertonung und das Streben nach thematischer Einheit besonders auffallen. In seinem Stil bewegt sich Lupi bei den Motetten auf der Grenze zwischen dem franko-flämischen und der französischen Kompositionsweise.

Dies gilt auch für seine Chansons, welche von frühen mehr melancholischen Stücken bis zu eher lebhaften späteren Werken reichen, die sich dann mehr dem homophonen Pariser Chanson nähern. Gerade in seinen fünfstimmigen Chansons haben Kontrapunktik und Imitation großes Gewicht und schließen sich bisweilen eng an seine Motetten an; hier erweist sich Lupi als Meister der traditionellen Polyphonie. Die Chansons von Johannes Lupi dienten später als Vorlage für Messen und andere Kompositionen von Pierre de Rocourt, Orlando di Lasso, Jean de Hollande, Tilman Susato und Claude Gervaise.


Werke


Gesamtausgabe: Johannis Lupi Opera omnia, herausgegeben von Bonnie J. Blackburn, ohne Ortsangabe 1980–1989 (= Corpus mensurabilis musicae Nr. 84/1–3); Teil 1: Musicae cantiones, Teil 2: Motetten, Teil 3: Messen und Chansons.


Literatur (Auswahl)





Quellen


  1. Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), Personenteil Band 11, Bärenreiter und Metzler, Kassel und Basel 2004, ISBN 3-7618-1121-7
  2. Marc Honegger, Günther Massenkeil (Hrsg.): Das große Lexikon der Musik. Band 5: Köth – Mystischer Akkord. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1981, ISBN 3-451-18055-3.
  3. The New Grove Dictionary of Music and Musicians, herausgegeben von Stanley Sadie, 2nd Edition, Band 15, McMillan, London 2001, ISBN 0-333-60800-3
Personendaten
NAME Lupi, Johannes
ALTERNATIVNAMEN Leleu, Jehan; Leleu, Jennot
KURZBESCHREIBUNG franko-flämischer Komponist der Renaissance
GEBURTSDATUM um 1506
GEBURTSORT Cambrai
STERBEDATUM 20. Dezember 1539
STERBEORT Cambrai

На других языках


- [de] Johannes Lupi

[en] Johannes Lupi

Jean Leleu, most commonly known by the latinized version of his name, Johannes Lupi (c. 1506 – December 20, 1539), was a Franco-Flemish composer of the Renaissance. A representative of the generation after Josquin, he was a minor but skilled composer of polyphony who was mainly active in Cambrai.



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