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Pavol Šimai (* 29. Juni 1930 in Levice; † 9. Februar 2020 in Stockholm) war ein slowakisch-schwedischer Pianist und Komponist.


Leben


In der Südwestslowakei in eine ungarisch-jüdische Familie geboren, verbrachte Pavol Šimai seine Schulzeit zunächst in Budapest, wohin seine Familie nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs übersiedelt war, um vor möglicher rassischer Verfolgung geschützt zu sein. Mehrere Verwandte wurden während des Holocaust ermordet. Šimai erhielt seine frühe musikalische Ausbildung in Klavier 1940–1943 bei dem ebenfalls aus Levice stammenden Cousin seines Vaters Pál Kadosa an der privaten Fodor Zeneiskola (Fodor-Musikschule). 1945 kehrte er in die Slowakei zurück, wo er die Musikstudien in Bratislava bei Štefan Németh-Šamorínsky fortsetzte. 1951–1956 besuchte er an der Akademie der Darstellenden Künste, der nunmehrigen Hochschule für Musische Künste Bratislava (Vysoká škola múzických umení v Bratislave – VŠMU), die Kompositionsklasse von Ján Cikker. Als einer der wenigen slowakischen Komponisten seiner Generation konnte er mittels eines Stipendiums für einige Jahre in die damalige DDR gehen, wo er 1956–1959 an der Deutschen Akademie der Künste in Ost-Berlin als Meisterschüler bei Paul Dessau studierte. Anfangs noch gemeinsam mit diesem war er in dieser Zeit auch für das in Potsdam-Babelsberg ansässige Filmunternehmen DEFA tätig, wobei ihm die dort gemachten Erfahrungen nützlich für seine nachfolgende Arbeit in der Slowakei waren. Als besonders glücklich betrachtete Šimai den Umstand, dass es zu jener Zeit – mehrere Jahre vor dem Bau der Berliner Mauer – möglich war, jederzeit problemlos zwischen dem Osten und West-Berlin zu pendeln. 1960–1962 fungierte er als Regisseur beim Tschechoslowakischen Rundfunk in Bratislava, wo er mit Ensembles wie SĽUK[1], Lúčnica[2] und Mladé srdcia arbeitete. 1962–1968 war er Musikdramaturg in einem Kurzfilmstudio und Lehrbeauftragter am Konservatorium Bratislava.

Im Zuge der Niederschlagung des Prager Frühlings und dem damit verbundenen Ende der Hoffnung auf eine bleibende Demokratisierung in der kommunistischen ČSSR entschlossen sich Šimai und seine Frau Jarmila nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes im August 1968 zur Emigration. Sie flüchteten mit dem Auto nach Wien und gelangten in der Folge nach Schweden, wo ihm seine musikalische Vielseitigkeit ermöglichte, in verschiedensten Berufsfeldern den Lebensunterhalt zu verdienen. Er arbeitete anfänglich als Blockflötenlehrer, dann als Klaviertechniker und -stimmer, Musikkritiker bei der Tageszeitung Göteborgs Handels- och Sjöfartstidning und als Lehrer an Musikschulen in Ingesund[3], Södertälje, Arvika sowie an der Universität Göteborg und an der Musikhochschule in Stockholm. In späteren Jahren knüpfte Šimai wieder an seine Verbindungen zur Slowakei an, doch blieb er weiterhin in Schweden sesshaft. Pavol Šimai starb am 9. Februar 2020 im 90. Lebensjahr in Stockholm. Er hinterließ seine Ehefrau, mit der er seit 1962 verheiratet war, und die beiden Söhne Wladimir und Peter.[4]

In seinem kompositorischen Schaffen ging Pavol Šimai von der klassisch-romantischen Tradition aus, wobei sich in der Folge bei ihm besonders die ungarischen und slowakischen Einflüsse seiner Lehrer und die Volksmusik der beiden Länder verknüpften. Später kamen auch spezifisch schwedische Elemente hinzu. Unter den Komponisten des 20. Jahrhunderts waren neben der Musik Bartóks insbesondere Leoš Janáček, Igor Strawinsky, Dmitri Schostakowitsch, Witold Lutosławski und Krzysztof Penderecki wichtige Impulse für sein Schaffen. Durch den Unterricht bei Dessau kam er zudem mit den Erfordernissen der Angewandten Musik in Berührung, die er für sich adaptierte und in Wechselwirkung mit seinem Konzertschaffen stellte. In diesem gibt es vielfältige Besetzungskombinationen, es dominieren Stücke für sein eigenes Instrument, das Klavier, und Werke für Blasinstrumente. Besondere Popularität erlangten das kurze, in verschiedenen Arrangements existierende Tack (Danke), Meditation für Alt und Streichquartett und das Concertino rustico für Flöte und Streichorchester.


Werke (Auswahl)



Bühne



Gesang und Orchester



Orchester



Kammerorchester



Soloinstrument(e) und Orchester



Kammermusik



Duo



Klavier solo



Diverse Instrumente solo



Gesang oder Sprechstimme und diverse Instrumente



Gesang und Klavier



Chor a cappella



Filmmusik


Zudem Musik zu Dokumentar- und Trickfilmen, weitere Chorsätze, Schlager u. a.[12]


Diskographie (Auswahl)





Einzelnachweise


  1. Website des Künstlerkollektivs SĽUK (slowakisch)
  2. Das Folklore-Ensemble Lúčnica (englisch/slowakisch)
  3. Website der Musikschule Ingesund (englisch/schwedisch)
  4. Wladimir Simai: Till minne – Pavol Simai. Artikel auf Dagens Nyheter, 9. Februar 2021 (schwedisch)
  5. Mária Rázusová-Martáková auf www.databazeknih.cz (tschechisch)
  6. Der slowakische Dichter und Widerstandskämpfer Marcel Herz (slowakisch/französisch)
  7. Essie Sahlin in der Datenbank von Föreningen Värmlandslitteratur (schwedisch)
  8. Prípad Barnabáš Kos auf www.moviepilot.de
  9. „So chic wie Mama“ auf www.filmdienst.de
  10. „Hudba na hradoch…“ auf www.tv-archiv.sk (slowakisch)
  11. L'homme qui ment auf IMDb (englisch)
  12. vgl. Datenbank des Slowakischen Musikzentrums (englisch/slowakisch)
Personendaten
NAME Šimai, Pavol
KURZBESCHREIBUNG slowakisch-schwedischer Pianist und Komponist
GEBURTSDATUM 29. Juni 1930
GEBURTSORT Levice
STERBEDATUM 9. Februar 2020
STERBEORT Stockholm



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