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Peter Philips (auch Phillipps, Phillips, Pierre Philippe, Pietro Philippi, Petrus Philippus; * 5. August 1560 oder 4. August 1561, wahrscheinlich in London; † 1628 in Brüssel) war ein englischstämmiger Komponist, Organist, Cembalist und katholischer Priester. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er auf dem europäischen Kontinent (Italien, Flandern), weil er als Katholik im protestantischen England des 16. Jahrhunderts zu einer benachteiligten und verfolgten Minderheit gehörte.


Leben


Philips bekam seine erste musikalische Ausbildung 1572 bis 1578 als Chorknabe an der St. Paul's Cathedral in London unter Sebastian Westcott († 1582). Er lebte bis zu Westcotts Tod in dessen Haus und wurde von ihm in seinem Testament bedacht.

Wegen der schwierigen Situation der Katholiken unter Elisabeth I verließ Peter Philips England im August 1582, und reiste über Flandern nach Rom, wo er als Organist am Englischen Jesuiten-Kolleg arbeitete. Außerdem trat er für drei Jahre in die Dienste von Alessandro Farnese (1520–1589). Während dieser Zeit, im Februar 1585, machte er Bekanntschaft mit einem Glaubensgenossen, der wie er im Exil lebte: Thomas, dritter Baron Paget (c. 1544–1590). Philips trat als Musiker in Pagets Dienste und sie verließen Rom im März 1585. In den nächsten Jahren bereisten sie halb Europa und kamen dabei nach Genua, Madrid, Paris, Brüssel und schließlich nach Antwerpen, wo Philips sich 1590, nach Pagets Tod, niederließ.

In Antwerpen heiratete Philips und verdiente seinen Lebensunterhalt mit Cembalo- und Virginal-Unterricht. 1593 ging er nach Amsterdam, um den holländischen Organisten Jan Pieterszoon Sweelinck zu sehen und zu hören.[1] Auf dem Rückweg wurde er von einem Landsmann angeklagt, an einem Komplott gegen Königin Elisabeth I. teilgenommen und ihre Ermordung geplant zu haben. Philips musste vorübergehend ins Gefängnis in Den Haag, wo er die berühmte Pavana und Galliarda Dolorosa geschrieben haben soll[2] (Fitzwilliam Virginal Book Nr. LXXX und LXXXI). Er konnte die Richter jedoch von seiner Unschuld überzeugen und wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

1597 wurde Philips Organist in Brüssel am Hofe von Erzherzog Albrecht VII von Habsburg und seiner Frau Isabella Clara Eugenia, den Statthaltern der spanischen Niederlande. Philips´ Kollegen waren Peeter Cornet (c. 1575–1633), Vicenzio Guami und der Spanier Juan Zacarías, außerdem der maitre de chapelle Géry de Ghersem und der Hoforgelbauer M. Langhedul.[3] 1603 lernte Philips wahrscheinlich Francis Tregian den Jüngeren kennen, einen Exil-Katholiken, der zu dieser Zeit in Brüssel war. Tregian war ein gebildeter Musikliebhaber, für den das berühmte Fitzwilliam Virginal Book zusammengestellt und kopiert wurde.

Philips dürfte auch dem jungen Girolamo Frescobaldi (1583–1643) begegnet sein, der 1607–1608 im Gefolge des päpstlichen Nuntius Guido Bentivoglio nach Brüssel kam. Philips war außerdem befreundet mit John Bull, der 1613–1614 nach seiner Flucht aus England am Brüsseler Hof weilte.[4]

Nach dem Tode seiner Frau und seiner Kinder trat Peter Philips in den geistlichen Stand und wurde zum Priester geweiht (1601 oder 1609); in der Folge erhielt er ein Kanonikat in Soignies (1610), und ein weiteres in Béthune (1622 or 1623). Er starb 1628 und wurde in Brüssel begraben.

Peter Philips war zu Lebzeiten ziemlich berühmt und seine Musik war weitverbreitet bis nach Lissabon und Stockholm. Jan Brueghel der Ältere (1568–1625), der sogenannte 'Samt-Brueghel', malte in seinem berühmten allegorischen Gemälde "Das Gehör"[5] nicht nur ein typisches flämisches Cembalo und andere Instrumente, sondern auch die Noten eines Madrigals von "Pietro Philippi, Inglese".[6]


Werk


Peter Philips war ein sehr fruchtbarer Komponist, er hinterließ ungefähr 50 Madrigale und Hunderte von Motetten sowie zahlreiche Werke für Cembalo, Virginal oder Orgel. In seiner Musik spiegeln sich die verschiedenen internationalen Einflüsse seines Lebens: Das England seiner Kindheit und Jugend, seine Italien-Aufenthalte und die relativ internationale Atmosphäre am Brüsseler Hof.


Tastenmusik


Von Philips sind 27 Werke für Tasteninstrumente erhalten, davon 19 im Fitzwilliam Virginal Book (Pavanen und Galiarden, Fantasien, Intabulierungen). Unter den so genannten Virginalisten nimmt er jedoch aus den obengenannten Gründen eine Sonderrolle ein: Seine Musik ist eine ungewöhnliche, aber sehr attraktive und ästhetische Mischung von englischen und italienischen Einflüssen, deutlich zu hören z. B. in seiner Version der Passamezzo Pavana und Galiarda Passamezzo, die streckenweise eine venezianische Doppelchörigkeit imitieren; die Galiarda endet außerdem mit einer typisch italienischen „Saltarella“.[7] Besonders ungewöhnlich für einen Engländer sind seine Intabulierungen von italienischen Madrigalen: "Tirsi", "Freno" und "Cosi moriro" von Marenzio, "Chi fara fede al Cielo" von Striggio, das berühmte "Amarilli" (1603) von Giulio Caccini, und "Fece da voi. à sei." (eins seiner eigenen Madrigale von 1596). Dazu kommen einige Chansons von Orlando di Lasso: "Le Rossignuol" (1595), "Bon Jour mon Cœur" (1602) & "Margott Laborez" (1605).

Das früheste bekannte Stück von Philips ist eine Pavana, die im Fitzwilliam Virginal Book (Nr. LXXXV) mit '1580' datiert ist und den Vermerk trägt: The first one Phi[lips] made. Dieses Stück war sehr beliebt, es wurde von mehreren anderen Komponisten bearbeitet (Thomas Morley, John Dowland, Jan Pieterszoon Sweelinck (Pavana Philippi)). Die Pavana Pagget mit Galliarda ist mit '1590' datiert, und offenbar als Gedenkmusik auf den Tod von Philips Patron und Reisegefährten Lord Thomas Paget komponiert. Die sehr berühmte Pavana dolorosa[8] (Nr. LXXX) trägt den Vermerk "Treg.", vermutlich eine Widmung an Francis Tregian (siehe oben). Dieses Stück ist geschrieben für ein Kielinstrument mit kurzer Oktave – die effektvollen tiefen Bässe unter einer chromatischen Linie im Tenor im dritten Teil sind sonst nicht spielbar (außer von Menschen mit ungewöhnlich riesigen Händen).

Weltliche Vokalmusik
Geistliche Vokalmusik

Literatur



Noten





Einzelnachweise


  1. "...to sie and heare an excellent man of his faculties".
  2. Die Pavana ist jedenfalls mit 1593 datiert.
  3. P. Dirksen u. Jean Ferrard, "Introduction" zu: Peeter Cornet, Complete Keyboard Music, hrsg. von dens., Utrecht: Koninklijke Vereeniging voor Nederlandse Muziekgeschiedenis 2001 (Monumenta Musica Neerlandica 17), S. VII.
  4. Ein Kontakt zwischen Philips und Bull ist aber mindestens schon für 1608-1609 belegt, siehe: Susie Jeans, (O. W. Neighbour): "Bull, John". In: Stanley Sadie (Hrsg.): . 2. ed. Vol. 4. Macmillan Publisher, London 2001, S. 586.
  5. Jan Brueghel der Ältere: "Der Gehörssinn", 65 × 107 cm, Prado, Madrid, Nr. 1395.
  6. Léonardo García-Alarcon, Un tableau et une table de consonances, Genève, 2008. Text zur CD: Motets et Madrigaux, dir. Leonardo García Alarcón – Cappella Mediterranea (Ambronay AMY015).
  7. Die weibliche Form Saltarella ist möglicherweise ein Schreibfehler, typischer wäre Saltarello, siehe: The Fitzwilliam Virginal Book (revised Dover Edition, 2 Bde.), hrsg. von J. A. Fuller Maitland u. W. Barclay Squire, korrigiert u. hrsg. von Blanche Winogron, New York: Dover Publications, 1979/1980, Bd. I, S. 310–311. Sie kommt jedoch auch in anderen Werken vor. Vgl. etwa Siegfried Behrend: Nicolaus Schmal von Lebendorf [Mikuláš Šmal z Lebendorfu]: Das Beste aus dem Lautenbuch 1608. [Gewidmet dem Eigentümer der Sammlung Jaroslav Borsita von Martinic] Für Gitarre gesammelt, frei bearbeitet und herausgegeben. Musikverlag Zimmermann, Frankfurt am Main 1981 (Chorea, Gagliarda, Chorea, Tanz, Curanta, Saltarella, Corrente, Nachtanz, Chorea (Tanz), Dimmiamore, Chorea, Chorea inharmonica, Intrada, Chorea, Corrente, Tanz, Intrada).
  8. Im Fitzwilliam Virginal Book (Nr. LXXX) steht fälschlicherweise die männliche Form „doloroso“ – ein offensichtlicher Schreibfehler, der immer wieder in der Literatur wiederholt wird. Der korrekte Titel lautet Pavana dolorosa, genau wie die dazugehörige Galiarda dolorosa.
Personendaten
NAME Philips, Peter
ALTERNATIVNAMEN Phillipps, Peter; Phillips, Peter; Philippe, Pierre; Philippi, Pietro; Philippus, Petrus
KURZBESCHREIBUNG englischer Komponist
GEBURTSDATUM 5. August 1560 oder 4. August 1561
GEBURTSORT unsicher: London
STERBEDATUM 1628
STERBEORT Brüssel

На других языках


- [de] Peter Philips

[en] Peter Philips

Peter Philips (also Phillipps, Phillips, Pierre Philippe, Pietro Philippi, Petrus Philippus; c.1560–1628) was an eminent English composer, organist, and Catholic priest exiled to Flanders. He was one of the greatest keyboard virtuosos of his time, and transcribed or arranged several Italian motets and madrigals by such composers as Lassus, Palestrina, and Giulio Caccini for his instruments. Some of his keyboard works are found in the Fitzwilliam Virginal Book. Philips also wrote many sacred choral works.

[ru] Филипс, Питер

Питер Фи́липс (англ. Philips, Phillipps, Phillips; 1560 или 1561, Лондон? — 1628, Брюссель) — английский композитор позднего Возрождения и раннего барокко. Работал преимущественно в Нидерландах.



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