Girolamo Alessandro Frescobaldi (* 9. September 1583 in Ferrara; † 1. März 1643 in Rom) war ein italienischer Komponist, Organist und Cembalist des Frühbarocks.
Girolamo Frescobaldi (1619)
Leben
Girolamo Frescobaldi wuchs in der hoch gebildeten und musikalischen Atmosphäre von Ferrara und des dort ansässigen Hofes der Este auf. Er wurde von Luzzasco Luzzaschi unterrichtet und erstaunte seine Mitbürger schon im Alter von 17 Jahren durch sein hervorragendes Orgelspiel. 1597 wurde er Nachfolger von Ercole Pasquini an der Accademia della morte (Ferrara), und 1607 in Rom Organist an der Kirche Santa Maria in Trastevere. Er reiste im Gefolge seines Patrons, des Kardinals Guido Bentivoglio, in die Spanischen Niederlande nach Brüssel, wo er sich ein knappes Jahr aufhielt, und sehr wahrscheinlich nordeuropäische Musiker wie Peter Philips und Pieter Cornet kennenlernte.[1] Nach seiner Rückkehr nach Rom 1608 erlangte er dank Bentivoglios Fürsprache eine Anstellung als Organist der Peterskirche (genauer der Capella Giulia), wiederum als Nachfolger Ercole Pasquinis. Frescobaldi amtierte daneben als Musiker für römische Persönlichkeiten wie zum Beispiel den Kardinal Pietro Aldobrandini. 1615 war er ein Jahr lang Organist in Mantua und von 1628 bis 1633 Hoforganist in Florenz. 1634 übernahm er wiederum die Stelle als Organist am Petersdom. In Rom verkehrte er weiterhin in gesellschaftlich hohen Kreisen; einige seiner Werke sind der Familie Barberini gewidmet, aus welcher der damalige Papst stammte. Er arbeitete auch für das Oratorium Santissimo Crocifisso. Viele deutsche Organisten pilgerten nach Rom, um bei ihm zu lernen, u.a. Johann Jacob Froberger.
Frescobaldis Grabstein in der Basilika Santi Apostoli
Frescobaldi ist besonders für seine Kompositionen für Tasteninstrumente wie die Toccaten bekannt, die aus verschiedenen kleinen Abschnitten von unterschiedlichem Charakter und Ausdruck („Affekt“) bestehen. Er schrieb auch Ricercari, Canzonen, Capricci für Orgel und Cembalo, die wegen ihrer außerordentlichen kompositorischen Kunstfertigkeit weithin bewundert wurden. Dazu kommen diverse kunstvolle Variationswerke über seinerzeit moderne italienische Tanzbässe wie die Romanesca, den Ruggiero, die Aria La Monicha, Fedele,[2] und die Cento Partite sopra Passacagli; und außerdem eine Reihe elegant ausgearbeiteter Tänze, wie Gagliarden und Correnten, sowie „Balletti“, die aus einer Aneinanderreihung verschiedener Tänze bestehen und eine (Vor-)Form der Suite darstellen. Sein Capriccio pastorale in den Aggiunta (Zusatzstücke) von 1637 zum ersten Toccatenbuch (1615) ist das früheste erhaltene Stück dieser Art. In den meisten der genannten Gattungen hatte er einen enormen Einfluss auf die Tastenmusik seiner Zeit und der folgenden Generationen.
Frescobaldis letzte Ruhestätte befindet sich in der Basilika Santi Apostoli in Rom.
Bedeutung als Komponist
Frescobaldi gilt zusammen mit Sweelinck als der einflussreichste Komponist für Tasteninstrumente der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er ist einer der ersten, der ausgedehnte musikalische Werke niederschrieb, die nicht durch einen Text getragen werden. Dieser Herausforderung stellte er sich in über dreißigjähriger kompositorischer Tätigkeit. Seine Musik ist jedoch (wie auch die von Sweelinck) nach heutigem Kenntnisstand nicht völlig isoliert einzustufen; vielmehr basiert sein Œuvre sowohl stilistisch als auch formal auf den Werken etwas älterer Komponisten wie vor allem seines Ferrareser Landsmannes Ercole Pasquini und der neapolitanischen Schule mit Giovanni Maria Trabaci und Ascanio Mayone an der Spitze. In seine Toccatenkunst dürfte auch die Kenntnis der bis ins Detail fein ausgearbeiteten und seinerzeit bahnbrechenden spätmanieristischen Toccaten des in Venedig und Parma wirkenden Claudio Merulo eingeflossen sein.
Am Ende der Toccata IX (des Libro II, 1627), eines schweren Stückes mit diversen Wechseln des Metrums, und teilweise verschiedenen Rhythmen in den beiden Händen, schreibt Frescobaldi: Non senza fatiga si giunge al fin (Man erreicht das Ende nicht ohne Anstrengung)
Zur Ehre des Komponisten wurde ein freier Quelltext-Editor für LilyPond-Dateien Frescobaldi benannt.
Werke (Auswahl)
Faksimile aus dem 2. Toccatenbuch von 1627Kyrie della Domenica; Zweiter Satz aus den Fiori Musicali
Werke für Tasteninstrumente
Il primo libro delle fantasie a quattro, Mailand 1608
Toccate e partite d’intavolatura di cimbalo libro primo, Rom 1615
Recercari, et canzoni franzese fatte sopra diverse oblighi in partitura libro primo, Rom 1615
Il primo libro di capricci fatti sopra diversi soggetti et arie in partitura, Rom 1624
Il secondo libro di toccate, canzone, versi d’hinni, Magnificat, gagliarde, correnti et altre partite d’intavolatura di cembalo et organo, Rom 1627
Fiori musicali di diverse compositioni, toccate, kyrie, canzoni, capricci, e recercari, in partitura, Venedig 1635
Canzoni alla francese in partitura, Venedig 1645
Instrumentalmusik
3 Canzoni a 4, 5 e 8 voci, in dem Sammelband Canzoni per Sonare con ogni sorte di Stromenti a Quattro, Cinque & Otto, con il suo Basso generale per l’Organo (mit Werken verschiedener Komponisten), Venedig 1608
Canzoni da sonare a una, due, tre et quattro libro primo, Rom 1628
Italienische Vokalmusik
Il primo libro de madrigali, a 5 voci, Antwerpen 1608
Primo Libro d’Arie Musicali Per Cantarsi Nel Gravicembalo, e Tiorba, a 1-3 voci, Florenz 1630
Secondo Libro d’Arie Musicali Per Cantarsi Nel Gravicembalo, e Tiorba, a 1-3 voci, Florenz 1630
Mehrere Arie a 1 e 2 voci mit Basso continuo in zeitgenössischen Sammlungen
Lateinische Vokalmusik
Liber secundus diversarum modulationum, mottetti a 1–4 voci, Rom 1627
Missa sopra l’aria della monica a 8 voci
Missa sopra l’aria di Fiorenza a 8 voci
Mehrere 3- und 4-stimmige Motetten in zeitgenössischen Sammlungen
Eine handschriftlich überlieferte Motette
Bearbeitungen (für Gitarre und Lautenduo)
Andrés Segovia: Aria con Variazioni detta „La Frescobalda“. B. Schott’s Söhne, Mainz 1939, Neuausgabe ebenda 1967 (= Gitarren-Archiv. Band 157); auch in: Andrés Segovia (1893–1987): Die schönsten Stücke aus seinem Repertoire. Schott, Mainz/London/New York/Tokyo 1987 (= Gitarrenarchiv. Band 520), S. 6–8.
Ruggero Chiesa: Toccata. Edizioni Suvini Zerboni, Mailand.
M. Lonardi: Canzona secunda detta „La Bernardina“ per due liuti. Edizioni Suvini Zerbon, Mailand.
Literatur
Frederick Hammond: Girolamo Frescobaldi. Harvard University Press, Cambridge MA 1983, ISBN 0-674-35438-9.
Domenico Morgante: Girolamo Frescobaldi. In: Alberto Basso (Hrsg.): Dizionario enciclopedico universale della musica e dei musicisti (DEUMM). Le Biografie. Vol. III: Fra – Ja. UTET, Turin 1986, ISBN 88-02-04041-9.
Oscar Mischiati:Frescobaldi, Girolamo. In: Fiorella Bartoccini (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 50:Francesco I Sforza–Gabbi. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1998,Genaues Geburtsdatum unbekannt, Taufe am 13. September 1583.
Gunther Morche:Frescobaldi, Girolamo, Alissandro. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 7 (Franco – Gretry). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2002, ISBN 3-7618-1117-9(Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
Franz Xaver Hieronymus (Hrsg.): Frescobaldi (1583–1644). Ausgewählte Orgelsätze aus seinen gedruckten Werken. 1. und 2. Band in einem Buch (Lehrbuch), Breitkopf & Härtel, Leipzig o. J.
die allerdings nur wenig oder zumindest keinen direkten Einfluss auf ihn ausübten.
Eine frühe Form der Follia.
Carl Philipp Emanuel Bach schrieb in einem Brief an Johann Nikolaus Forkel: Sein Vater habe „außer Frobergern, Kerl u Pachhelbel“ die Werke von Frescobaldi, den Badenschen Capellmeister Fischer, Strungk „geliebt u. studirt“ (Bach-Dokumente III, Nr. 803, S. 288–290).
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