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Bernardo Pasquini (* 7. Dezember 1637 in Massa in Val di Nievole, (Toskana); † 21.[1] oder 22. November 1710[2][3] in Rom) war ein italienischer Organist, Cembalist, und Komponist des Barock.

Bernardo Pasquini
Bernardo Pasquini

Leben


Bernardo Pasquini erhielt ersten Unterricht durch Mariotto Bocciantini. Ab 1650 lebte er bei einem Onkel, der Priester war, in Ferrara und erhielt bei örtlichen Musikern weiteren Unterricht. Von Anfang 1654 bis November 1655 war er Organist an der Accademia della morte in Ferrara. Danach ließ er sich in Rom nieder. Er war Organist an verschiedenen römischen Kirchen, darunter Santa Maria in Vallicella (Chiesa Nuova, 1657–1664), Santa Maria Maggiore (1664 bis 1704) und S. Maria in Aracoeli (1664–1710).[2] 1664 reiste er im Gefolge des Kardinals Flavio Chigi nach Frankreich an den Hof Ludwigs XIV.

Ab November 1667 war Pasquini in Diensten des Fürsten Giovan Battista Borghese, Principe di Sulmona, und ab 1693 im Dienst von dessen Sohn Marcantonio.[2] Er bewohnte auch ein Appartement mit drei Zimmern und Küche im dritten Stock des Palasts des Fürstenhauses vor dem Palazzo Borghese.

Pasquini komponierte zwischen 1672 und 1694 zahlreiche Opern, Oratorien, Serenaten und Kantaten für andere Vertreter des römischen Hochadels, darunter die Fürsten Chigi, Colonna und Rospigliosi, und die Kardinäle Flavio Chigi, Benedetto Pamphilj und Pietro Ottoboni und Königin Christina von Schweden, zu deren Ehren seine Opern L’amor per vendetta ovvero l’Alcasta (1673) und Il Lisimaco (1681) aufgeführt wurden. Bei dieser und anderen Gelegenheiten arbeitete er mit Arcangelo Corelli zusammen. Pasquini arbeitete auch für das Oratorium Santissimo Crocifisso und für die römischen Theater Capranica und Tordinona. Seine Kantaten, Oratorien und 14 Opern waren sehr erfolgreich: Er gilt zusammen mit Alessandro Melani, Alessandro Stradella und Alessandro Scarlatti als bedeutendster Opern- und Oratorienkomponist der 1670er bis 1690er Jahre in Rom.

Während Alessandro Scarlattis zweitem Aufenthalt in Rom (1703 bis 1708) arbeiteten Pasquini und Arcangelo Corelli oft an Aufführungen mit diesem zusammen, sie wurden alle drei am 26. April 1706 in die Accademia dell’Arcadia aufgenommen.

Andrea Pozzo: Portrait Bernardo Pasquinis, aus dem ehemaligen Besitz des Komponisten.Heute in: Florenz, Conservatorio Statale di Musica „Luigi Cherubini“
Andrea Pozzo: Portrait Bernardo Pasquinis, aus dem ehemaligen Besitz des Komponisten.
Heute in: Florenz, Conservatorio Statale di Musica „Luigi Cherubini“

Pasquini war ein berühmter Cembalist und gesuchter Lehrer. Zu seinen Schülern zählten Giuseppe Fabbrini, Floriano Arresti, Tommaso Bernardo Gaffi, Johann Philipp Krieger, Georg Muffat, Johann Georg Christian Störl, Franz Jakob Horneck, und wahrscheinlich Ferdinand Tobias Richter und Carlo Domenico Draghi; außerdem sein Neffe Felice Bernardo Ricordati, mit dem er in seinen letzten Lebensjahrzehnten zusammenlebte.[4]

Pasquini gilt als bedeutendster italienischer Komponist von Tastenmusik zwischen Girolamo Frescobaldi und Domenico Scarlatti. Neben polyphonen Werken wie Ricercari, Canzonen etc. komponierte er vor allem Toccaten, Suiten, Variationen und Partiten. Er galt lange Zeit als Erster und Einziger, der in Italien Suiten komponierte; diese stehen jedoch nach heutigem Kenntnisstand in einer Traditionslinie mit Frescobaldis Balletti (1637) und Instrumentalwerken von Maurizio Cazzati, Giovanni Battista Vitali, Giovanni Maria Bononcini und Arcangelo Corelli.[5] Ein Unikum sind seine 28 Sonaten für Basso continuo, von denen 14 für Cembalo solo und 14 für zwei Tasteninstrumente sind. Der größte Teil von Pasquinis Tastenmusik ist in Manuskripten überliefert, die zwischen ca. 1690 und 1707 aufgeschrieben wurden, und sich heute in Berlin und London befinden.

Nach seinem Tode 1710 befanden sich in Pasquinis Besitz fünf Tasteninstrumente: Zwei Cembali mit zwei Registern (vermutlich 8’, 8’), eine „spinetta“,[6] eine „spinettina piccola“ (vermutlich ein 4’),[7] und ein „spinettone“ (großes Spinett, eventuell mit 8’, 4’).[8] Außerdem besaß er ein Porträt von Andrea Pozzo, das Pasquini in einem kanariengelben Gewand mit Turban auf einem Spinett spielend zeigt (heute in: Florenz, Conservatorio Statale di Musica „Luigi Cherubini“).

Der Komponist wurde in der Kirche San Lorenzo in Lucina, in Rom, begraben. Sein Grabmonument mit Marmorbüste (1713) wurde von Pietro Papaleo im Auftrag von Pasquinis Neffen Felice Bernardo Ricordati geschaffen und ist bis heute erhalten.


Werke (Auswahl)



Opern



Oratorien



Kantaten u. ä.


Dazu kommen noch ca. 70 handschriftlich überlieferte Kantaten; davon 50 für eine Stimme mit basso continuo (41 für Sopran, 2 für Mezzosopran, eine für Tenor und 6 für Bass); drei Kantaten „a 2 voci“ und zwei „a 3 voci“. Von den Solo-Kantaten sind zwei „con strumenti“ („mit Instrumenten“) und zwei „a 2 voci con strumenti“. Einige Dialog-Kantaten sind von größeren Dimensionen:


Diskografie (Auswahl)



Literatur



Notenausgaben




Commons: Bernardo Pasquini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Arnaldo Morelli: Pasquini, Bernardo. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 81: Pansini–Pazienza. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2014.
  2. Arnaldo Morelli: Pasquini, Bernardo. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 13 (Paladilhe – Ribera). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2005, ISBN 3-7618-1133-0, Sp. 168–171 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich).
  3. John Harper, Lowell Lindgren: Pasquini, Bernardo. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  4. A. Morelli: La virtù in corte. Bernardo Pasquini (1637–1710), Lucca, 2016, S. 97–98, 333.
  5. J. Harper, L. Lindgren: Pasquini, Bernardo. In: Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Stainer and Bell, London 2001, S. 188.
  6. Da die italienische Nomenklatur des Barock nicht völlig eindeutig war, könnte es sich hierbei sowohl um ein Querspinett, aber auch um ein Virginal gehandelt haben. Anfang des 18. Jahrhunderts waren Virginale schon etwas altmodisch, aber Pasquini war ja schon über 70, und könnte ein solches Instrument noch aus Jugendjahren besessen haben.
  7. Also ein Oktavspinett oder Ottavino.
  8. Patrizio Barbieri: I cembalari della Roma di Bernardo Pasquini: un censimento, con aggiornamenti sui loro strumenti. In: Armando Carideo (Hrsg.): Atti Pasquini Symposium 2010. Giunta della Provincia autonoma di Trento, Trento 2012, S. 139.
  9. „Die Aufrichtigkeit mit der Aufrichtigkeit (!?) oder der Tirinto“
  10. „Liebe für Rache oder: Alcasta“
  11. „Die Frau ist noch treu“
  12. „Der Tutor Trespolo“
  13. „Die Macht der Liebe“
  14. „Wo Liebe ist, ist Mitleid“ (Ipermestra)
  15. „Idalma oder Wer durchhält, siegt“
  16. „Sidonio oder ein seltenes Beispiel für Beständigkeit und Treue“
  17. „Das Schweigen des Arpokrates“
  18. „Die Heilige Dimna, Tochter des Königs von Irland“
  19. „Die trojanischen Spiele“
  20. „Der Fall (= Niedergang) des Reichs der Amazonen“
  21. „Kolumbus oder das entdeckte Indien“ (sic !)
  22. „Kain und Abel“
  23. „Der Triumph der Heiligen Clara“
  24. „Die Verehrung des Salomo“ (oder „Der Götzendienst des Salomo“?)
  25. „Die Taten des Moses in der Wüste“
  26. „Das Martyrium der Heiligen Vitus, Modestus und Crescentia“
  27. „Die triumphierende Reinheit oder Martinianus der Heilige“
  28. „Der Durst Christi“
  29. „Der Fall des Salomo“
  30. „Der triumphierende David gegen Goliath“
  31. „Erminia am Ufer des Jordan“
  32. „Musikalischer Applaus für den Festtag der allerstrahlendsten königlichen Majestät der Maria Luigia (Maria Ludovica ?)“
  33. „Kantate a 5 (Stimmen) zum Lobpreis von San Filippo Neri“
  34. „Der Koloss der Beständigkeit“
Personendaten
NAME Pasquini, Bernardo
KURZBESCHREIBUNG italienischer Komponist des Barock
GEBURTSDATUM 7. Dezember 1637
GEBURTSORT Massa e Cozzile
STERBEDATUM 21. November 1710 oder 22. November 1710
STERBEORT Rom

На других языках


- [de] Bernardo Pasquini

[en] Bernardo Pasquini

Bernardo Pasquini (Massa e Cozzile, 7 December 1637 – Rome, 21 November 1710)[1] was an Italian composer of operas, oratorios, cantatas and keyboard music. A renowned virtuoso keyboard player in his day, he was one of the most important Italian composers for harpsichord between Girolamo Frescobaldi and Domenico Scarlatti, having also made substantial contributions to the opera and oratorio.

[es] Bernardo Pasquini

Bernardo Pasquini (Massa, Ducado de Massa y Carrara, 7 de diciembre de 1637 — † Roma, Estados Pontificios, 22 de noviembre de 1710) fue un compositor italiano de ópera y música religiosa.

[ru] Пасквини, Бернардо

Бернардо Пасквини (7 декабря 1637 — 22 ноября 1710) — итальянский композитор, клавесинист и органист[5].



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