Wladislaw Alexejewitsch Schut (russischВладислав Алексеевич Шуть; wiss. Transliteration Vladislav Alekseevich Shut', Schreibweise auch Vladislav Shoot; * 3. März 1941 in Wosnessensk, Sowjetunion) ist ein britisch-russischer Komponist.
Wladislaw Schut im Jahre 2008
Leben
Schut studierte am Gnessin-Institut Moskau Komposition bei Nikolai Peiko, wo er 1967 seinen Abschluss ablegte. Zwischen 1967 und 1983 arbeitete er als Lektor bei der sowjetischen Musikzeitschrift „Sowjetski Kompositor“, ehe er sich auf seine Tätigkeit als freischaffender Komponist konzentrierte. In dieser Zeit machte er sich vor allem durch Filmmusiken einen Namen. Obwohl er sich massiven Drucks und sogar Aufführungsverboten ausgesetzt sah, engagierte sich Schut seit den 70er Jahren für sowjetische Avantgardemusik. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gründete Schut 1990 zusammen mit einer Gruppe Moskauer Komponisten, darunter auch Edisson Denissow, Jelena Firsowa, Nikolai Korndorf und Dmitri Smirnow, die Gesellschaft für Zeitgenössische Musik ASM (Assozijazija sowremennoi musyki). 1992 nahm er ein Angebot an, in Dartington Hall für drei Jahre als Composer in Residence tätig zu werden, und verblieb auch nach Ablaufen dieses Programms in England.
Auch Schuts Kinder sind heute musikalisch tätig: Sein Sohn Eli wirkt ebenfalls als Komponist, seine Tochter Niki als Pianistin.
Musik
Schut gilt als Vertreter der „reinen“ Musik: Er baut seine Werke nicht auf außermusikalische Inhalte wie Texte oder Kunstwerke auf, sondern geht stets von einem Klang als Grundidee aus. Dabei bedient er sich verschiedener Elemente wie Aleatorik, serieller Musik, Zwölftontechnik oder stilistischer Zitate und Andeutungen, am deutlichsten lässt sich jedoch der Einfluss Alban Bergs in seiner Musik ausmachen. Schut sagt selbst zu seiner Musik:
„Ich liebe eine Musik, in der es neben aller Schönheit und Vollkommenheit eine Art irrationale Tür, ein ‚schwarzes Loch’, einen Ort des Chaos und der Trauer gibt. Je weniger dieses Loch bisweilen von sich preisgibt, desto besser, aber vorhanden sein muss es.“[1]
Bei der Orchestration bevorzugt Schut meist kleinere Ensembles, die er wiederum oft in Gruppen unterteilt und verschiedene, sich überlappende Klangteppiche erzeugen lässt. Dabei lässt er den Interpreten innerhalb der aleatorischen Grenzen immer einen gewissen Freiraum.
Schuts Musik wurde bei verschiedenen Festivals weltweit aufgeführt, so zum Beispiel beim „Moskauer Herbst“, dem „Almeida-Festival“ (London), dem Schleswig-Holstein Musik Festival, bei Wien Modern, den „Présences“ (Paris) und der „Ars Musica“ (Brüssel). Auch in anderen europäischen Ländern, den USA oder Korea fanden seine Werke Anklang. Daneben komponierte er mehrere Auftragswerke, unter anderem für das BBC Symphony Orchestra (High-Cross Symphony, 1998), das Philharmonia Orchestra, für Radio France sowie für verschiedene Festivals, Organisationen und Ensembles. Rundfunkanstalten in Berlin, Budapest, Köln, London, Moskau und Paris nahmen seine Werke auf.
Schut lässt seine Werke vom Musikverlag M. P. Belaieff aus Mainz verlegen, einzelne Werke werden auch von Boosey & Hawkes und Sikorski Musikverlage verlegt.
Werke (Auswahl)
Orchesterwerke
Sinfonia da Camera Nr. 3 für Flöte, Oboe und 2 Ensembles (Percussion und Streicher), 1978
Romantic Messages für Flöte, Fagott, präpariertes Klavier und Streichorchester, 1979
Largo Sinfonia für Orgel und kleines Orchester (15 Spieler), 1981
Warum? für kleines Orchester (15 Spieler), 1986
Ex Animo für Sinfonieorchester, 1988
Sinfonia da Camera No. 4 für Tam-Tam und Streicher, 1992
Sinfonia da Camera No. 5 für kleines Orchester (16 Spieler), 1992
Serenade für Streichorchester, 1995
Divertimento für Blockflöte, Vibraphon und Streichorchester, 1997
High-Cross Symphony für Sinfonieorchester, 1998
Sinfonia da Camera No. 6 für Streichorchester und Percussion, 2005
Kammermusik
Sonata-fantasia für Violine und Klavier, 1969, revidiert 2001
Cuckoo's Rhymes (20 Miniaturen für Kinder), für Violine und Klavier, 1969, revidiert 1999
Sonate für Cello, 1970, revidiert 1999
Youth Album, für Violine und Klavier, 1971, revidiert 1999
Sinfonia da Camera No. 1 für 4 Celli, Kontrabass und Pauke, 1973
Sinfonia da Camera No. 2 für Flöte, Oboe, Klarinette, Saxophon, Fagott, Bratsche, Cello und Kontrabass, 1975
Five Easy Pieces für Waldhorn und Klavier, 1976, revidiert 2001
Sonata Breve für Flöte, 1977
Trio für Fagott, Cello und Percussion, 1978
Solo per Fagotto für Fagott, 1978
Metamorphosis für Saxophon, Harfe, Kontrabass und Percussion, 1979
Trio für 2 Klarinetten und Bass-Klarinette, 1982
Parable für Percussion (6 Spieler), 1983
Espressivo für Flöte, Oboe, Violine, Cello und Klavier, 1984
Epitaph, für Waldhorn, 2 Trompeten, Posaune und Tuba, 1984
Mini-partita für Bratsche und Klavier, 1987
Four Versions für Fagott und Streichquartett, 1990 (auch eingerichtet für Fagott, Violine, Bratsche und Cello, 1996)
Offering für Violine, Cello und Klavier, 1991
Serenade für Streichquartett, 1994
Pantomime für Flöte und Cembalo, 1995
Con Passione, für Streichquartett und Klavier, 1995
Amoroso, für Klarinette und Streichquartett, 1996
Chaconne für Bajan, 1999
Pastorale für Flöte, Klarinette, Oboe, Fagott und Klavier, 2002
Eternal Rest, für Percussion (3 Spieler), 2002
Suite für Streichorchester, 2003
Three Encounters with Shostakovich für Klarinette, Horn, Streichquartett, Klavier und Percussion, 2006
Choräle
She came and went (Text von James Russell Lowell) für gemischten Chor, 2001 (auch in einer Fassung für gemischten Chor, Sopran und Blockflöte, 2001)
Two Holy Sonnets (Text von John Donne) für gemischten Chor, 2003
Vokalwerke
Two songs of Robert Burns (übersetzt von Samuil Marschak) für Mezzosopran und Klavier, 1964, revidiert 2002
Six Poems by Sergei Gorodetsky für hohe Stimme und Klavier, 1970
Gleam of Light (Text von Boris Pasternak) für mittelhohe Stimme und Klavier, 1988
Vorgefühl (Text von Rainer Maria Rilke) für hohe Stimme, 2 Klarinetten, Bratsche, Cello und Kontrabass, 1993
Four Songs on Words by P.B. Shelley für Sopran und Streichquartett, 1994
Three Songs on Words by Ossip Mandelstam für hohe Stimme, Flöte, Klarinette und Streichquartett, 1994
Day and Night (Text von Fjodor Tjuttschew) für hohe Stimme, Blockflöte und Streichquartett, 2000
The Miller's Daughter (Text eines englischen Volksliedes) für Sopran, Klarinette und Percussion, 2001
Klavier
Silhouettes, 1973
Sonatina, 1974, revidiert 2002
Children's Album, 1975, revidiert 1995
Orgel
Confession, 1993, revidiert 2000
Filmmusiken
Privet s fronta (1983) (TV) Привет с фронта "Brief von der Front"
Tayna zemli (1985) Тайна земли "Das Geheimnis der Erde"
Karusel na bazarnoy ploshchadi (1986) Карусель на базарной площади "Karussell auf dem Basarplatz"
Pro lyubov, druzhbu i sud'bu (1987) Про любовь, дружбу и судьбу "Von Liebe, Freundschaft und Schicksal"
Amulanga (1987)
Korabl (1988) Корабль "Das Schiff"
Mest (1989) Месть "Rache", (Internationaler/englischer Titel: „The red flute“)
1991: Der Zarenmörder (Zareubijza, The Assassin of the Tsar)
Three Songs on Words by Osip Mandelstam. Katia Kichigina, Sopran; Oxalys Ensemble (Explicit! Records: E! 99004, 2000)
Ex Animo; Sinfonia da Camera No. 5; High-Cross Symphony. Vladimir Ponkin/Rachmaninov Symphony Orchestra (Sojuz: CD0001, 2003)
Four Songs on Words by P.B. Shelley. Jelena Wassiliewa, Sopran; Quatuor Sine Nomine (Claves: CD 50-2303, 2003)
Miniature Partita. Filip Davidse, Saxophon; Naomi Tamura, Klavier in "The Soviet Saxophone" (Opus 35: OP3501, 2008)
Bibliographie
Valentina Kholopova: Secrets of the Moscow Composition School in Vladislav Shoot’s "Pure Music" in: «Ex oriente…III»: Eight Composers from the former USSR, herausgegeben von Valeria Tsenova (studia slavica musicologica, vol. 31) (Berlin: Ernst Kuhn, 1997), ISBN 3-928864-92-0
Marina Lobanova: Musical Style and Genre. History and Modernity (Amsterdam: Harwood Academic Publishers, 2000), ISBN 90-5755-067-9, Seiten 167–9.
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