Asia ist das Debütalbum der englischen AOR-/Progressive-Rock-Band Asia, aus dem Jahr 1982. Es erreichte Platz sechs in den deutschen Albumcharts und enthielt die Hitsingle Heat of the Moment.
Nach einem Versuch, bei der französischen Band Atoll einzusteigen, mit der er drei Nummern, darunter der spätere Asia-Song Here Comes the Feeling, eingespielt hatte, ging der Sänger und Bassist John Wetton (zuvor unter anderem bei King Crimson, Roxy Music, Uriah Heep und UK) auf Anregung seines Managers Brian Lane mit dem Ex-Yes-Gitarristen Steve Howe ins Studio, um gemeinsam einige Songs aufzunehmen. Als Schlagzeuger der neuen Band wurde Carl Palmer (ex-Emerson, Lake & Palmer) engagiert. Der ehemalige Yes-Keyboarder Geoffrey Downes, der in Folge ein beständiger Songwritingpartner Wettons wurde, stieß als letzter zur Formation. Die Band nannte sich "Asia".
Aufgrund der Vermittlung ihres A&R-Repräsentanten John Kalodner hatte die neu gegründete Plattenfirma David Geffens die Band bereits unter Vertrag genommen, bevor Geffen überhaupt eine einzige Note der neuen Stücke gehört hatte. Die Arbeiten am Debütalbum begannen daher schon sehr bald, im Sommer 1981. Als Produzent wurde Mike Stone engagiert, der bereits mit Queen und Journey zusammengearbeitet hatte und für seine "Wall of Sound"-Produktionen bekannt war. Die Band nutzte die Londoner Townhouse Studios und die Marcus Studios.
Von Anfang an war allen Beteiligten klar, dass man trotz der Vergangenheit der Musiker, die alle bei namhaften Progressive-Rock-Bands (Yes, ELP, King Crimson, UK) gespielt hatten, kein Album in diesem Stil machen wollte. Kürzere, konzisere Songs und ein einheitlicher, geschlossener Bandsound sollten den radiotauglichen Stil der neuen Band charakterisieren.
Zunächst schrieben Wetton und Howe zusammen Stücke, darunter Cutting it fine, Without you, Here comes the Feeling und One Step Closer. Hinzu traten dann aber mehr und mehr Songs, die in Zusammenarbeit von Wetton und Downes entstanden, darunter Wildest Dreams, Sole Survivor, Only Time will tell und Heat of the Moment. Die beiden schlossen schnell Freundschaft und bildeten auch in Zukunft ein festes Songwriterteam.
Im November 1981 wurden die Aufnahmesessions abgeschlossen. Asia wurde am 8. März 1982 veröffentlicht.
Zunächst unveröffentlicht blieben:
Anmerkungen
Für die Covergestaltung engagierte man auf Anregung Steve Howes den Fantasy-Künstler Roger Dean, der bereits viele Cover für seine frühere Band Yes entworfen hatte. Das Bild stellt eine Seeschlange dar, die einer großen, silbergrauen Kugel nachjagt. Fans der Band haben in den Windungen der Schlange die Buchstaben A, S und I zu erkennen versucht, Dean bestreitet jedoch, den Bandnamen auf diese Weise bewusst in das Bild integriert zu haben.
Um jeden Bezug zu Yes zu vermeiden, entwarf Dean basierend auf der nahezu symmetrischen Form des Wortes "ASIA" ein dreieckiges Asia-Logo, das dem runden Yes-Logo so unähnlich wie möglich war. Dieses Logo wird bis heute von der Band genutzt.
Bedingt durch die Strategie Geffens, sich am amerikanischen Mainstream-Rock-Markt zu orientieren, richteten vor allem Wetton, Downes und Stone, die diese Linie unterstützten, ihr Augenmerk auf eingängige, radiotaugliche Melodien. Asia spielten auf ihrem Debütalbum den sog. Stadionrock, der unter dem Genrenamen "Adult-oriented Rock" (AOR) im Amerika der 1980er Jahre sehr erfolgreich werden würde. Auffallend ist das große Pathos einiger Melodieerfindungen, das vor allem auf John Wetton zurückgeht (Without you, Only Time will tell) und gleichartigen Stücken der Gruppe Queen vergleichbar ist.
Stark verzerrte Gitarrenklänge, aggressives Schlagzeugspiel und andere am Hard Rock oder Heavy Metal ausgerichtete Stilelemente fehlen. Die Gitarrensounds sind klar und die vielfältigen Keyboardklänge Downes' dominieren.
Die Songs bewegen sich zwischen einer Länge von 3:54 (Heat of the Moment) und 5:43 (Here Comes the Feeling), was typisch für den Pop- und Rockmarkt, nicht aber für den Progressive Rock ist. Dennoch sind auf dem Album einige seiner Stilelemente zu hören, etwa ungerade Takte (Heat of the Moment beginnt in einem 10/4-Takt), rhythmische Ambiguität (der Beginn von Time Again), zahlreiche Rhythmuswechsel in kurzer Zeit (auf Time Again wechselt der Takt zwischen 4/4, 12/8, 9/8, 6/8 und 3/4, Sole Survivor beginnt mit sieben 4/4-Takten, es folgt ein 3/3-, drei 4/4-Takte, ein 5/4-Takt, dann erneut 4 gerade Takte usw.), spieltechnische Virtuosität (v. a. von Steve Howe, selten auch von Carl Palmer, vgl. wieder Time Again), das Aufgreifen von Elementen klassischer Musik (vgl. den Bolero-Teil von Cutting it fine) und eine ungewöhnliche Vielfalt an (v. a. Gitarren- und Keyboard-)Sounds (vgl. ebenfalls Bolero). Im Vergleich zu späteren Alben der Band ohne Howe fallen die vielfach gesetzten ornamentalen Akzente des Gitarristen auf, die er meist zwischen die Verse Wettons platziert.
Diese Stilelemente verschwanden auf den nachfolgenden Alben Alpha und Astra nach und nach, auf den Asia-Alben der Downes-Payne-Ära fehlen sie nahezu vollständig. Sie wurden auch auf dem Comeback-Album der Originalbesetzung Phoenix (2008) nicht wieder aufgegriffen.
Die marktgerechte Stilmischung fand schnell ihr Publikum und Asia waren mit einem siebenmillionenfach verkauften Debütalbum eine der erfolgreichsten Bands des Jahres 1982, sowie eine der stilprägenden Bands des Genres "Adult-oriented Rock" (AOR). Unterstützt von einer groß angelegten Werbekampagne Geffens konnte sich Asia trotz nicht allzu positiver Kritiken überraschend in den obersten Regionen vieler Musikcharts platzieren. Das Album war 1982 das meistverkaufte Album in den USA und 9 Wochen lang Nr. 1 in den US-Billboard Charts. Dort wurden aus Asia nicht weniger als sechs Singles ausgekoppelt: Heat of the Moment, Sole Survivor, Wildest Dreams, Here comes the Feeling, Only Time will tell und Time Again. Heat of the Moment wurde ein weltweiter Hit. Das Video dazu wurde von Kevin Godley und Lol Creme (vormals bei 10cc) gedreht.
Die deutschsprachige Progressive-Rock-Webseite Babyblaue Seiten führt das Album in der Referenzliste „Leitfaden: NeoProg der 80er Jahre“, kommentiert dazu aber, dass die Nennung des Albums „eher zeitlich bedingt denn per definitionem“ erfolge und man das Album „musikalisch gesehen […] allerdings kritisch hinterfragen“ dürfe, da die Frage bestehe, „ob diese Ansammlung von Star-Musikern unter weniger kommerziellen Vorzeichen nicht etwas weitaus Interessanteres hätte auf die Beine stellen können als dieses am Mainstream orientierte Album“. Positiv wird beurteilt, das Album enthalte „melodisch schöne, wenngleich simple Bombast-Songs“.[1]
Die britische Musikzeitschrift Classic Rock kürte das Album im Juli 2010 zu einem der 50 Musikalben, die den Progressive Rock geprägt haben.[2]
Aufgrund des überraschenden Erfolges hatte man eine zu kurze Tour in zu kleinen Hallen gebucht. Sie dauerte lediglich von April bis Oktober 1982, und man beschloss, am Ende der Tour so schnell wie möglich wieder ins Studio zurückzukehren, um an einem Nachfolgealbum zu arbeiten, das den Erfolg des Debüts noch übertreffen sollte.