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Lucie Bernardo, geb. als Johanna Sandfuchs (* 3. Oktober 1885 in Stuttgart; † 10. August 1956 in Ostberlin), war der Künstlername einer deutschen Soubrette und Lachkünstlerin.


Leben und Wirken


Lucie Bernardo wurde als Johanna Sandfuchs geboren. Sie heiratete einen Parodisten namens Teske[1] und zog mit ihm nach Berlin.

Nach einer Gesangsausbildung war sie zunächst als Soubrette am Theater tätig.[2] Hier wurde sie als Partnerin bekannter Sänger in Duetten eingesetzt und trat z. B. mit dem Konzertsänger Erich Schröter,[3] dem Gesangskomiker Hermann Wehling, dem Tenor Max Kuttner und anderen bekannten Künstlern auf,[4] aber auch solistisch. Neben der Operette pflegte sie das Couplet und das leichte, frivole Chanson, das Brettl-Lied.[5] In ihrem Repertoire fanden sich Komponisten wie Leo Fall, Jean Gilbert, Léon Jessel, Walter Kollo, Paul Lincke, Rudolf Nelson, Hugo Hirsch, Georg Jarno und Rudolf Thiele. Sie sang zudem einige durch die Berliner Diseuse Claire Waldoff bekannt gewordene Lieder.[6] Eine im Hinblick auf die Jazzrezeption in Deutschland interessante Zusammenarbeit mit der aus belgischen und niederländischen[7] Musikern zusammengesetzten Kapelle The Excellos Five[8] gelang ihr 1925; hier lachte sie mit den Instrumenten um die Wette.[9]

Nach dem Ersten Weltkrieg begann sie, sich nach einem überraschenden Erfolg mit ihrer Lachszene Theaterfimmel als Lachkünstlerin zu spezialisieren. Sie trat in Kastans Panoptikum und am Berliner Apollo-Theater auf.[1] Ihre Lachdarbietungen band sie dabei in humoristische Szenen ein, zum Beispiel trat sie auch anlässlich von Geburtstagen, Kindstaufen oder Sylvesterfeiern auf. Häufig war Martin Martens ihr Partner, der zum Teil als Verfasser der Texte sowie als Komponist der Musik fungierte.

Bernardo nahm schon früh auf Edison-Cylindern auf; später besprach bzw. „belachte“ sie viele Grammophonplatten, oft in Szenen zusammen mit dem Musiker Otto Rathke, mit dem sie auch auf der Bühne zu sehen war.[10] Die wohl erfolgreichste war Die mißglückte Jugendzeit, welche als „Lachplatte“ um die Welt ging.[11] Sogar in Amerika war sie als The OkeH Laughing Record[12] auf dem Label des Deutschamerikaners Otto Heinemann bekannt. Noch zu Beginn der 1930er Jahre wurde die „Original Lach-Aufnahme“, inzwischen elektrisch neu aufgenommen, im Lindström-Katalog geführt.[13] Ihr Erfolg rief ein eigenes Genus von Kleinkunstdarbietungen ins Leben.

Nach einem frühen Versuch mit einem Tonbild bei der Deutschen Mutoskop- und Biograph GmbH (Berlin) 1907/08[14] wurde Bernardo erst wieder in der Tonfilmzeit als Darstellerin beim Film beschäftigt, allerdings nur in kleineren Nebenrollen.

Lucie Bernardo starb am 10. August 1956, von ihrem Publikum völlig vergessen, verarmt in Ostberlin.


Filmografie



Tondokumente (Auswahl)


Duette

Solo

Unter dem Pseudonym Käthe Kiesewitz bzw. Fränze Kiesewitz[23] gecoverte Lieder von Claire Waldoff für Odeon

Lachplatten

Kabarett, Parodie


Literatur





Einzelnachweise


  1. Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1895–1945. Selbstverlag, Göttingen 199
  2. Neuer Theater-Almanach Bd. 24 (1913), S. 315-316 u. 717 „Lucie Bernardo, N, Lychener Str. 116“; „Bernardo, Lucie, Sch. Berlin XXXVIII“.
  3. Konzertsänger Schröter/Lucie Bernhardo - Dem Glücklichen Schlägt Keine Stunde / Und Der Himmel Hängt Voller Geigen. In: Discogs. Abgerufen am 2. Juli 2021.
  4. z. B. mit dem Wiener Tenor Jacques Rotter, mit dem sie im April 1912 bei Homokord Duette als “Mizzi Bernhard” aufnahm. Vgl. Schneidereit 3, S. 1189.
  5. vgl. Titel wie “Von hinten und von vorn” auf Beka 30 317 (08.1918) , “Röschen, zeig’ deine Höschen” auf Beka 30 584 (08.1920) oder “Max, nimm die Hand von der Schoßbluse weg!” auf Favorite 351-I (mx. 31 303, 08.1921), bei Zwarg, Phonomuseum, PDF
  6. z.B. ihr freches Couplet “Nach meine Beene is' ja janz Berlin verrückt”, das Walter Kollo 1911 komponiert hat, ihr Soldaten-Marschlied “Da kann kein Kaiser und kein König 'was bei machen” von 1915, oder Jean Gilberts Lied vom “Herrn Meyer und seinem Reiher” von 1913, vgl. Liste bei wiki.org
  7. Dutch and Belgian musicians in Germany: Louis de Vries (tp), Henri van den Bossche (tb), Alphonse van Asbroek (cl, s), Joop de Leur (p), Bob Kierberg (dr, ld), vgl. Begleittext zu youtube und Lange S. 18 und 28
  8. weitere Aufnahmen der band auf ‘Grammophon’ bei youtube (Blue Evening Blues), youtube (In the Land of shady Palm trees) und youtube (You're so near and yet so far)
  9. Beispiele Grammophon 20 381 Die fidelen Tiroler und Jazzband aus Krähwinkel.
  10. vgl. dazu Artikel bei grammophon-platten.de
  11. Original Lach-Aufnahme Beka No. 30590 [D 204 X], aufgen. 6. August 1920, später auch auf Beka B.3727, vgl. dismarc.org, Zwarg Phonomuseum, PDF, S. 45
  12. vgl. vocaltracks.de
  13. als Gloria G. O. 13 324 (von Beka-Matrize 38674, vgl. dismarc.org)
  14. Die Macht des Walzers. Deutschland 1907/1908. Originaltitel (DE) Die Macht des Walzers, Abschnittstitel (DE) Ein Rendez-vous, Abschnittstitel (DE) Nach dem Balle. Tonbild : Tänzerische Darbietung eines Schauspieler-Pärchens, begleitet von einem Salonorchester. Das Pärchen tanzt immer wilder und zerlegt dabei die Einrichtung. Produktionsfirma: Deutsche Mutoskop- und Biograph GmbH (Berlin). Vgl. Besprechung von Marco Koch bei filmforum-bremen.de sowie “Der komische Kintopp”, cinegraph 10 und GECD #9226.
  15. R Walter Schmidt. Mit Grete Weiser und dem Orchester von Will Glahé, vgl. filmportal.de
  16. R Hans H. Zerlett, vgl. filmportal.de
  17. R Hans H. Zerlett, vgl. filmportal.de
  18. R Géza von Bolváry, vgl. filmportal.de (dort nicht erwähnt, vgl. aber Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1895–1945. Selbstverlag, Göttingen 1991.)
  19. anzuhören bei ucsb.edu
  20. anzuhören bei gramofon.hu
  21. anzuhören bei archive.org
  22. anzuhören bei gramofon.hu
  23. vgl. Chr. Zwarg, ODEON Matrix Numbers – xBe 250 – 9999 (Berlin), PDF, S. 26, 28, 29.
  24. anzuhören bei archive.org ; eine Odeon-Platte mit einer Aufnahme des dänischen Schauspielers Carl Fischer erschien dort gekoppelt mit Bernardos “Gesangsprobe”, vgl. Aagard Nr. 133
  25. anzuhören bei youtube
  26. vgl. dismarc.org ; anzuhören auf youtube. Das Musikstück ist I'm Gonna Bring A Watermelon To My Girl To-Night von Con Conrad und Billy Rose.
  27. vgl. dismarc.org
  28. Melodie "Last Night on the back Porch" (Musik : Carl Schraubstader, engl. lyrics by Lew Brown); erschien auch in den USA mit deutschem Refrain als "Sie liebt mich" [dort von male vocalist Adolf Engel gesungen] auf Victor 77 627 (mx. B.30463) im Okt. 1924, vgl. victor-library bei ucsb.edu
  29. vgl. Lotz, Tri-Ergon Discographie, bei lotz-verlag.de
Personendaten
NAME Bernardo, Lucie
ALTERNATIVNAMEN Sandfuchs, Johanna (Geburtsname) ; Teske, Johanna (verehelicht)
KURZBESCHREIBUNG deutsche Soubrette und Lachkünstlerin
GEBURTSDATUM 3. Oktober 1885
GEBURTSORT Stuttgart
STERBEDATUM 10. August 1956
STERBEORT Ostberlin



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