Planet Earth (englisch für „Planet Erde“) ist das 32. Studioalbum des US-amerikanischen Musikers Prince. Er nahm es mit seiner Begleitband The New Power Generation auf und veröffentlichte es erstmals am 15. Juli 2007 als CD-Beigabe von der britischen Sonntagszeitung The Mail on Sunday, mit der er einen eigenen Vertrag abgeschlossen hatte. Sony BMG Music England betrachtete dieses als Affront und brachte daraufhin das Album in Großbritannien nicht heraus. Am 24. Juli 2007 erschien Planet Earth dann weltweit bei dem Label NPG Records / Columbia Records.
Die Musik zählt zu den Genres Contemporary R&B, Funk, Pop und Rock, als Gastmusiker wirken Christian Scott, Lisa Coleman, Maceo Parker, Sheila E. und Wendy Melvoin mit. Musikkritiker bewerteten Planet Earth überwiegend positiv und der Song Future Baby Mama erhielt einen Grammy Award. Aus kommerzieller Sicht konnte das Album unter anderem Goldstatus in der Schweiz erreichen.
Die Tournee zum Album war kommerziell sehr erfolgreich; die Konzertreihe mit Namen „21 Nights in London: The Earth Tour“ spielte Prince ausschließlich in der The O2 Arena in London und umfasste 21 Konzerte, die alle ausverkauft waren, womit er einen bis heute (2022) gültigen Rekord aufstellte. Insgesamt nahm die Tournee 22 Millionen US-Dollar ein.
Ähnlich wie bei dem Vorgängeralbum 3121 (2006) ist über die Entstehung von Planet Earth öffentlich wenig bekannt geworden. Alle Songs spielte Prince entweder in seinem Paisley Park Studio in Chanhassen in Minnesota oder im 3121 at The Rio in Las Vegas in Nevada ein, wo er vom 11. November 2006 bis zum 29. April 2007 eine Konzertreihe von 40 Auftritten absolvierte.
Bereits am 19. November 2004 nahm Prince im Paisley Park Studio mit dem Titelsong und Guitar die ersten beiden Songs auf, die er letztendlich auf Planet Earth platzierte.[3] Später überarbeitete er aber noch die zwei Tracks. Die beiden Stücke Lion of Judah und The One U Wanna C spielte er am 4. September 2006 ein, wobei das Duo Lisa Coleman und Wendy Melvoin, Mitglied seiner ehemaliger Begleitband The Revolution, bei The One U Wanna C mitwirkt.[4] Erst nach seinem Liveauftritt in der Halbzeitpause des Super Bowl XLI in Miami in Florida am 4. Februar 2007 beschäftigte sich Prince mit weiteren Aufnahmen zum Album.[5] Im Frühjahr 2007 spielte er die drei Stücke Mr. Goodnight, Resolution und Somewhere Here on Earth ein. Die drei Songs All the Midnights in the World, Chelsea Rodgers und Future Baby Mama nahm Prince entweder Ende 2006 oder Anfang 2007 auf.
Ursprünglich sollte Planet Earth in Großbritannien am 16. Juli 2007 über das Musiklabel Sony Music Entertainment erscheinen. Doch Anfang Juli 2007 kündigte Stephen Miron, damaliger Chief Executive Officer von der britischen Sonntagszeitung The Mail on Sunday, an, das Album als CD-Beigabe bereits am 15. Juli 2007 zu verkaufen. Prince hatte einen eigenen Vertrag mit der Zeitung abgeschlossen, ohne die Führungsetage von Sony darüber zu informieren. Ein Pressesprecher des Labels sagte: „Wir wussten von dem Mail-on-Sunday-Vertrag nichts. Das kam erst vor ein paar Tagen ans Tageslicht.“ Prince nannte die Marketingstrategie „Direktvertrieb“ und sah darin einen Ausweg von dem „Spekulationsgeschäft der Schallplattenindustrie“.[6]
Sony BMG Music England war über Prince’ Vertragsabschluss verärgert und beschloss, Planet Earth in Großbritannien nicht zu veröffentlichen. „Es war absurd, einen britischen Vertrag zu haben, wenn zwei Millionen CDs kostenlos mit Zeitungen rausgehen“, sagte ein Pressesprecher.[7] Das Musiklabel hob jedoch hervor, Prince’ Vertrag mit The Mail on Sunday ändere nichts an der Tatsache, dass Sony weiterhin „begeistert“ sei, mit ihm „weiterzuarbeiten“. Dennoch beendete das Label kurze Zeit später die Zusammenarbeit mit Prince. Der Mail-on-Sunday-Vertrag galt nur für Großbritannien, die weltweite Vermarktung von Planet Earth war davon nicht betroffen.[6]
Britische Schallplattenläden waren über Prince’ Vertrag mit der The Mail on Sunday nicht begeistert, da sie Planet Earth nicht verkaufen konnten und somit auf Einnahmen verzichten mussten. Die überregionale US-Tageszeitung The New York Times meinte aber, Prince’ Vertragsabschluss zeige, dass „er über das Geschäftsleben anders denkt.“[6] Die beiden größten britischen Einzelhandelsketten HMV und Virgin Megastore gerieten wegen Planet Earth in einen Streit; HMV beschloss, die Sonntagszeitung The Mail on Sunday mit der CD-Beigabe im sonstigen Sortiment des Konzerns zu verkaufen, obwohl HMV im Vorfeld Prince’ Vertragsabschluss kritisiert hatte. Simon Douglas, damaliger Chef von Virgin Megastore, war über die Entscheidung von HMV „fassungslos“ und sagte: „Vor nur einer Woche waren sie [HMV] über den Schaden so verärgert, den es verursachen wird.“[7] Das US-Magazin Billboard analysierte Prince’ Vertragsabschluss folgendermaßen: „Einzelhändler glauben, dass er bei ihnen in der Schuld steht, weil sie ihn in seinen Anfangsjahren unterstützt haben. Aber wahrscheinlich glaubt Prince, dass er sie längst ausgezahlt hat, indem er ihnen Multi-Platin-Verkäufe während seiner Karriere zur Verfügung stellte.“ Paul Quirk, damaliger Vorsitzender vom Unterhaltungs-Einzelhändler-Verband (Entertainment Retailers Association), meinte, Prince laufe Gefahr, vom einstigen „The Artist Formerly Known As Prince“ (deutsch: „Der früher als Prince bekannte Künstler“) zum „The Artist Formerly Known As Available In Record Stores“ („Der früher als der Verfügbare in Schallplattenläden bekannte Künstler“) zu werden.[7]
The Mail on Sunday hatte am 15. Juli 2007 – wie üblich – eine Auflage von 2,3 Millionen, sowie eine Extraauflage von 600.000 Exemplaren. Die Sonntagszeitung kostete umgerechnet drei US-Dollar (damals 2,18 Euro) und Prince bekam für den abgeschlossenen Vertrag 500.000 US-Dollar (damals 362.618 Euro). Zudem erhielt er sämtliche Royaltys von jeder verkauften CD.[8][9] The Mail on Sunday konnte am 15. Juli 2007 die meisten Exemplare seit dem Tod von Lady Diana im August 1997 absetzen und Prince sagte in einem späteren Interview, er habe „über Nacht“ drei Millionen CDs verkaufen können, was „ein gutes, klares Geschäft“ gewesen sei.[10]
Das Albumcover ist farblich größtenteils in Rottönen gehalten und zeigt auf der Vorderseite ein Linsenrasterbild von Prince, auf dem er sich langsam zu bewegen scheint. Je nach Blickwinkel ist entweder er selbst zu sehen, wie er sich über eine Erdkugel beugt und Planeten um ihn herum kreisen, oder es erscheint sein unaussprechbares Symbol, das er von 1993 bis 2000 als Pseudonym trug. Ein Booklet ist nicht vorhanden und die Tracklist ist nicht abgedruckt worden.[11]
Das Cover der CD-Beigabe von The Mail on Sunday sowie der Beilage zum Konzertticket enthält das Linsenrasterbild nicht, sondern besteht aus Pappe. Dort ist nur das Bild zu sehen, wie sich Prince über die Erdkugel beugt und von umherkreisenden Planeten umgeben ist. Eine Tracklist ist ebenfalls nicht abgedruckt.
Artdirector Sam Jennings sagte nach Prince’ Tod im Jahr 2016, im Vergleich zum Vorgängeralbum 3121 sei die Covergestaltung bei Planet Earth „ein bißchen schneller“ gegangen. „Die Texte wurden nicht abgedruckt und er kontrollierte das Artwork nicht so streng wie sonst. Er stellte sich es so vor: ‘Ich stehe auf der Erde, um mich herum sind ein paar Planeten.’ So einfach war das.“[12]
Die Musik zählt zu den Genres Contemporary R&B, Funk, Pop und Rock. Prince’ Stimme ist auf dem Album in verschiedenen Tonlagen zu hören, unter anderem in dem für ihn typischen Falsettgesang.
Im Titelstück beschäftigt sich Prince im Liedtext mit dem Thema Globale Erwärmung. Der nächste Song Guitar ist aus dem Genre Rockmusik und erinnert zuweilen an das Stück I Will Follow (1980) von U2.[9] Der Liedtext ist von Prince zuweilen augenzwinkernd zu interpretieren; beispielsweise singt er „Ich liebe dich, Baby, aber nicht, wie ich meine Gitarre liebe“. Somewhere Here on Earth ist eine Jazz angehauchte Crooning-Ballade und der Grammy-gekrönte Song Future Baby Mama stammt aus dem Bereich Smooth Jazz. Im Liedtext befasst sich Prince mit der Liebe zu einer neuen Partnerin.[2][9]
Der Liedtext von dem sanft wirkenden R&B-Song Mr. Goodnight nimmt unter anderem Bezug auf dem Film Chocolat – Ein kleiner Biss genügt (2000), in dem Johnny Depp mitspielte.[2] Das aus dem Bereich Pop stammende All the Midnights in the World ist erneut ein Song, in dem sich Prince mit dem Thema Liebe beschäftigt.[2] Chelsea Rodgers ist dem Musikgenre Disco zuzuschreiben und das gleichnamige imaginäre Model inspirierte ihn zum Liedtext. Ferner nimmt Prince Bezug auf Jimi Hendrix.[9] Im Songtext von Lion of Judah fragt sich Prince, ob sein Verfallsdatum bereits überschritten sei und im Liedtext von Resolution ist er darüber verbittert, dass nicht alle Menschen Frieden wollen.[13]
# | Titel | Dauer | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Planet Earth | 5:51 | |||||||
2 | Guitar | 3:45 | |||||||
3 | Somewhere Here on Earth | 5:45 | |||||||
4 | The One U Wanna C | 4:29 | |||||||
5 | Future Baby Mama | 4:47 | |||||||
6 | Mr. Goodnight | 4:25 | |||||||
7 | All the Midnights in the World | 2:21 | |||||||
8 | Chelsea Rodgers | 5:41 | |||||||
9 | Lion of Judah | 4:10 | |||||||
10 | Resolution | 3:40 | |||||||
Spieldauer: 45:00 min. | |||||||||
Autor aller Songs ist Prince |
Planet Earth erschien am 15. Juli 2007 als CD-Beigabe der britischen Sonntagsausgabe von The Mail on Sunday.[14] Am 24. Juli 2007 folgte dann weltweit die Veröffentlichung auf herkömmlicher CD,[15] später auch als Download. Im CD-Text von einigen Alben ist der letzte Song Resolution fälschlicherweise als Revelation einprogrammiert worden.
Am 8. Februar 2019 veröffentlichte The Prince Estate (deutsch: Der Prince-Nachlass) über das Musiklabel Legacy Recording, das zu Sony Music Entertainment gehört, das Album erstmals auf Schallplatte. Planet Earth erschien als Doppelalbum in lilafarbenem Vinyl.[16]
Von dem Album wurde nur eine Single ausgekoppelt; am 31. Mai 2007 konnte Guitar über Verizon Wireless als kostenloser Download heruntergeladen werden,[15] wobei diese Version von der Albumversion dezent abweicht. Am 9. Juli 2007 erschien Guitar als CD-Single mit der B-Seite Somewhere Here on Earth. Beide Versionen sind identisch mit der jeweiligen Albumversion.
Ferner sind drei Promo-Singles von Planet Earth ausgekoppelt worden. Am 6. August 2007 erschien in den USA Chelsea Rodgers sowohl als CD-Single als auch auf 12″-Maxi-Single, Mr. Goodnight dient als B-Seite.[15] Ende 2007 wurden zwei weitere Songs auf Promo-CD veröffentlicht; in Frankreich erschien Future Baby Mama und in den Niederlanden The One U Wanna C. Beide Songs sind nur als 1-Track-CD-Single erhältlich und alle Promo-Singles unterscheiden sich nicht von der jeweiligen Albumversion.[15]
Insgesamt wurden mit Guitar, Somewhere Here on Earth, Chelsea Rodgers und The One U Wanna C sechs Musikvideos zu Songs vom Planet Earth produziert, wobei zu Guitar und The One U Wanna C jeweils zwei unterschiedliche Videos existieren. Vermutlich im Mai 2007 wurde das erste Musikvideo zu Guitar im Studio Instrument Rentals (kurz: S.I.R) in Los Angeles in Kalifornien aufgenommen. Das lediglich 1:21 Minuten lange Video diente als Werbespot für Verizon Wireless; mit diesem Mobilfunkbetreiber hatte Prince im 2007 einen Vertrag abgeschlossen. Er singt den Song und spielt dazu auf einer lilafarbenen Gitarre, die die Form seines unaussprechbaren Symbols besitzt. Seine Begleitsängerinnen und Tänzerinnen The Twinz tanzen zu dem Stück, Regisseur war Milos Twilight. Das zweite Musikvideo zu Guitar wurde am 24. April 2008 gedreht, veröffentlichte Prince aber erst am 8. April 2013 über seine damalige Website, als er in dieser Zeit mit seiner neuen Begleitband 3rdEyeGirl auf Tournee war. Warum er das Video erst fünf Jahre nach der Singleauskopplung herausbrachte, hatte Prince öffentlich nie erklärt. In diesem Video ist er erneut mit den Zwillingen The Twinz zu sehen, sowie mit den damaligen Mitgliedern von seiner Begleitband The New Power Generation. Gemeinsam spielen sie den Song in einem Studio, wobei Prince diesmal die lilafarbene Gitarre nicht verwendet. Regisseurin war Sanaa Hamri (* 1977), mit der er erstmals im Jahr 2004 zusammenarbeitete.
Während seiner Konzertreihe in London reiste Prince mit der Fotografin Randee St. Nicholas Anfang September 2007 nach Prag, um mit ihr ein Musikvideo zu Somewhere Here on Earth zu drehen, Regisseur war Phil Griffin. Der erste Drehtag war am 3. September und begann nachts 02:45 Uhr, der zweite und letzte endete am Folgetag gegen drei Uhr nachts. Prince schlendert unter anderem die Karlsbrücke entlang und geht schließlich in sein Schlafzimmer, das sich im Palais Schwarzenberg befindet. Er muss permanent an eine Frau denken, die von Manuela Arcuri gespielt wird.[17][18]
Am 19. September 2007 produzierte Prince ein Musikvideo zu Chelsea Rodgers am Eaton Square in London.[19] An diesem Tag war er als Gast bei der Modenschau des britischen Modedesigners Matthew Williamson eingeladen und sitzt in der ersten Zuschauerreihe. Auf einmal kommen The Twinz auf den Laufsteg und tanzen zu dem Song Chelsea Rodgers, der von The New Power Generation gespielt wird, die ebenfalls auf den Laufsteg kommen. Prince hat ein Mikrofon in der Hand und singt von seinem Sitzplatz aus. Inmitten des Songs steht er auf und schlendert zum Anfang des Laufstegs, wo sich seine Begleitband befindet. Gemeinsam spielen sie Chelsea Rodgers zu Ende und Prince nimmt wieder seinen Sitzplatz ein. Während des Auftritts präsentieren Models die Frühjahr- und Sommerkollektion 2008 von Williamson, der am Schluss des Musikvideos ebenfalls auf dem Laufsteg zu sehen ist. Später sagte er über den Auftritt von Prince: „Er wollte das unbedingt tun, und man sagt zu Prince nicht ‘Nein’“.[2][20] Regisseur war erneut Phil Griffin. Begleitsängerin Shelby J., die von 2006 bis 2014 Mitglied in The New Power Generation war, hat in Chelsea Rodgers ihren ersten und einzigen Auftritt in einem Prince-Musikvideo. Außerdem ist dieses Musikvideo das neunte und letzte Prince-Video, das nicht in den USA produziert worden ist. Zuvor wurden America, Mountains, Girls & Boys (alle 1985 in Nizza), U Got the Look (1987 in Paris), The Continental (1992 in Tokio), Come On (1998 in London), Te Amo Coraón (2005 in Marrakesch) und Somewhere Here on Earth (2007 in Prag) in genannten Städten gedreht worden.
Vermutlich im Sommer 2008 wurde ein Musikvideo zu The One U Wanna C produziert. Dieses Video wurde anlässlich der Veröffentlichung des Prince-Buch 21 Nights im September 2008, also über ein Jahr nach dem Erscheinungsdatum von Planet Earth, herausgebracht. Im Video sind lediglich Fotos aus dem Buch aneinandergereiht, die Randee St. Nicholas gemacht hatte. Nach Prince’ Tod wurde postum am 6. Dezember 2018 ein bis dahin unveröffentlichtes Musikvideo von The One U Wanna C von The Prince Estate (deutsch: Prince-Nachlass) auf dem Prince-YouTube-Channel veröffentlicht.[21] Das Video stammt aus dem Jahr 2007 und Prince trägt den Song gemeinsam mit The New Power Generation und The Twinz in seinem Paisley Park Studio vor. Zwischendurch sind Szenen von zwei jungen Frau zu sehen, die Spaß haben und sich darauf vorbereiten, auszugehen und sich Prince am Set anzuschließen. Im Schlafzimmer der beiden Frauen ist unter anderem das neonfarbige Herz zu sehen, das auch im Musikvideo zu 1999 aus dem Jahr 1982 verwendet wurde.
Mit Future Baby Mama ist lediglich eine Coverversion von Songs des Albums Planet Earth bekannt. Diese Version nahm die Sängerin Isabel Ødegård (* 1975) auf und ist auf der auf 5.000 Einheiten limitierten Kompilation Shockadelica: 50th Anniversary Tribute to the Artist Known as Prince im Juni 2008 erschienen. Anlass war der 50. Geburtstag von Prince, weswegen norwegische Musiker insgesamt 81 Versionen zu 68 Prince-Songs auf fünf CDs neu interpretierten.[22][23][24]
Vom 1. August bis zum 21. September 2007 gab Prince eine Konzertreihe von 21 Konzerten in der The O2 Arena in London und nannte die Tournee „21 Nights in London: The Earth Tour“. Die Konzerte waren mit insgesamt 352.000 Zuschauern alle ausverkauft und spielten 22 Millionen US-Dollar (damals 16,1 Millionen Euro) ein,[25] womit er einen bis heute (2022) gültigen Rekord aufstellte. Zwar wurden im Jahr 2009 für Michael Jacksons Konzertreihe This Is It Karten für 50 ausverkaufte Konzerte in der The O2 Arena abgesetzt, doch Jackson starb im Juni 2009 und die Konzertreihe konnte nicht stattfinden.
Im Vorfeld erklärte Prince, einige Konzerte mit Amy Winehouse absolvieren zu wollen. Da Winehouse aber kurz zuvor eine Überdosis an Drogen eingenommen hatte, revidierte er seine Entscheidung.[26]
Alle Konzertbesucher erhielten zu dem Konzertticket auch das Album Planet Earth.[27] In Anlehnung an Prince’ Vorgängeralbum 3121 kostete eine Standard-Konzertkarte 31,21 britische Pfund, was damals 46 Euro entsprach. Abgesehen von diesen Konzertkarten waren auch teurere VIP-Tickets für 369 Euro erhältlich.[9] Eine Besonderheit der Konzertreihe war, dass Prince jedes Konzert eine eigene Setlist individuell gestaltete, die er aus 150 Songs ausgewählt hatte,[5] sodass die Konzertlänge von 100 bis 120 Minuten variierte.
Die Kritiken zur Tournee fielen überwiegend positiv aus; beispielsweise schrieb Simon Price von der britischen Zeitung Independent on Sunday über den Tourauftakt am 1. August, es sei „das beste Konzert“, das er in seinem Leben gesehen habe.[28] Die britische Tageszeitung The Daily Telegraph ließ jedes Konzert von einem anderen Kolumnisten beschreiben; Ben Thompson meinte über das dritte Konzert am 4. August, die Konzertreihe diene Prince dazu, „sich für das neue Jahrhundert wieder mehr im Prince-Style zu konfigurieren, als jemals vorher.“[29]
Die Sängerin Sophie Ellis-Bextor, die ebenfalls als Gast-Kolumnistin für The Daily Telegraph tätig war, zeigte sich vom vierten Konzert am 7. August enttäuscht. Prince habe viele Songs gespielt, „die man nicht kennt, und noch schlimmer: er macht diese kleinen Medleys, wo er für 20 Minuten am Klavier sitzt und nur ein paar Takte von einem Hit anspielt, um dann sofort den nächsten Song zu spielen.“ The Mail on Sunday griff die Berichterstattung von Ellis-Bextor auf und hob hervor, Prince habe an diesem Abend Hits wie I Feel for You (1979), Controversy (1981), Little Red Corvette (1982), Raspberry Beret (1985), U Got the Look (1987), Alphabet St. (1988) und Cream (1991) gespielt.[30]
Am 13. September 2007, dem 18. Konzert, trat Elton John als Gast bei Prince auf und sang den Song The Long and Winding Road von The Beatles aus dem Jahr 1969.[31]
Prince’ Begleitband The New Power Generation bestand während der Konzertreihe aus folgenden zwölf Mitgliedern:[32]
Bei 13 der 21 Konzerte in London spielte Prince nach dem Hauptkonzert eine Aftershow, also ein weiteres Konzert nach Mitternacht. Die Aftershows wurden offiziell angekündigt und fanden im Musikklub indigO2 statt, der sich innerhalb der The O2 Arena befindet. Die Kapazität betrug ungefähr 2.500 Zuschauer. Der Eintritt kostete £25, was damals ungefähr 37 Euro entsprach und bei einigen Aftershows wirkten Beverley Knight (11. August 2007), Common (25. August 2007) und Amy Winehouse (22. September 2007) als musikalische Gäste mit.[33]
Musikkritiker bewerteten das Album Planet Earth überwiegend positiv und hoben Chelsea Rodgers oftmals als besten Song des Albums hervor.
Alan Light von der US-Musikzeitschrift Spin krönte Planet Earth „zum besten Pop Album des Jahres 2007“ und verteilte viereinhalb von fünf Sternen.[6][34] Ann Powers von der überregional erscheinende US-Tageszeitung Los Angeles Times zeigte sich ebenfalls begeistert und verteilte dreieinhalb von vier Sternen. Als Fazit zog sie, auf Planet Earth sei Prince „so einfallsreich und wunderbar seltsam wie eh und je“.[35] Gail Mitchell vom US-Magazin Billboard schrieb, aufgrund langjähriger „Kollegen wie Sheila E., Maceo Parker und Wendy & Lisa [sic] im Schlepptau“ könne man auf dem Album hören, „wie viel Spaß“ Prince „immer noch“ habe.[36] Das US-Magazin Vibe nannte Planet Earth Prince’ „sonderbarstes und zugleich verführerischstes Rock-Projekt seit dem erstaunlichen Album Lovesexy von 1988.“[6] Chris Willman von der US-Zeitschrift Entertainment Weekly gab auf einer Skala von A+ bis F die Note B+ und meinte, Prince liefere „sein bestes Album seit Jahren“ ab.[37] Eberhard Dobler vom deutschsprachigen Online-Magazin laut.de lobte, Planet Earth kennzeichne „positive Vibes“ und „Wehmut oder Melancholie kommen höchstens im Ansatz auf.“ Insgesamt gesehen sei das Album „unterm Strich perfekt kreiert“.[38]
Rob Sheffield vom US-Magazin Rolling Stone gab dreieinhalb von fünf Sternen. Seiner Meinung nach sei es „eines jener Alben, die er [Prince] macht, wenn er sich ein wenig mehr als sonst üblich anstrengt.“[39] Stephen Thomas Erlewine von Allmusic verteilte ebenfalls dreieinhalb von fünf Sternen und schrieb unter anderem, es gäbe auf dem Album „keine Patzer“, sondern „nur zehn starke Songs mit gerade genug Flair“, die daran erinnerten, es sei die Arbeit von Prince. Dabei habe dieser „strategisch die Schwächen“ vermieden, die ihn in den 1990er Jahren mit dem Rücken zur Wand hätten stehen lassen.[40] Steve Jones von der US-Tageszeitung USA Today gab auch dreieinhalb Sterne und meinte, abgesehen vom Titelstück würde bei den anderen Songs „der Groove nicht aufhören“. Zudem sei Prince „durchtrieben verführerisch und regelrecht geil“.[41]
Die britische Tageszeitung The Times verteilte drei von fünf Sternen und meinte, die zehn Songs seien „keineswegs Albumfüller“. Aber als Beigabe einer Zeitung würden viele CDs von Planet Earth „ironischerweise genau dort enden – in einer Mülldeponie“.[42] Peter Kane von der britischen Unterhaltungszeitschrift Q gab ebenfalls drei Sterne und schrieb, das Album sei „lebhaft und abwechslungsreich“. Über Prince meinte Kane, es sei „gut, ihn mit frischem Schwung wieder zu haben“. Zudem mache er wieder Musik für die Massen, anstatt für „ein paar wenige Menschen“.[43] Tobias Rapp von der überregional erscheinenden deutschen Tageszeitung taz war zufrieden und schrieb, da es in den Stücken Planet Earth oder Somewhere Here on Earth um den Klimawandel gehe, passe es, dass Prince „dazu seine alte Musik recyclt“ – dieses sei eine „schöne Geste“.[44]
Caroline Sullivan von der britischen Tageszeitung The Guardian zeigte sich mit Lob verhalten und schrieb, Planet Earth sei zwar „keineswegs schrecklich“ und komme mit dem Song Chelsea Rodgers „den Pfiff seiner früheren Alben am nächsten“. Prince’ Problem sei aber, dass „seine primären Ströme der Inspiration – Sex, Religion und Moral – nicht den großartigen Wahnsinn erzeugen, den sie einmal getan haben“. Auf dem Album seien keine Momente vorhanden, wo man, im Vergleich zu früheren Prince-Alben, die Frage „WAS hat er gesagt?“ stelle.[45] Douglas Wolk von der Website Pitchfork Media gab 4,8 von zehn Punkten und war enttäuscht; wäre Planet Earth Prince’ erstes Album, dann „würde es wirklich vielversprechend“ sein. Letztendlich befinde sich Prince mit dem Album aber „in einer stilistisch schwachen Nische“. Es zeichne ihn jedoch aus, dass er „sich nie lange irgendwo“ aufhalte.[46] Michael Pilz von welt.de zeigte sich ebenfalls enttäuscht; zwar lassen Songs wie Somewhere Here on Earth, Chelsea Rodgers oder Lion of Judah Prince’ „Heldentaten ahnen“, aber als Fazit zog er: „Hätte Prince sich doch nur inbrünstiger um seine Musik gekümmert als um Mutter Erde.“[47] Achim Erz von Stern.de war von Planet Earth zum Teil sehr enttäuscht. Er betitelte sein Albumreview mit der Überschrift „Vom Untergang einer Legende“ und war der Meinung, Chelsea Rodgers sei „der einzig wirkliche Lichtblick“ des Albums. Doch „der Rest der CD ist nur Ausschuss vom großen Kuchen“, den Prince „uns – warum auch immer – noch vorenthält“.[48]
Nach Prince’ Tod im April 2016 rezensierten die Musikjournalisten Albert Koch und Thomas Weiland von der deutschen Musikzeitschrift Musikexpress das Album Planet Earth und gaben dreieinhalb von sechs Sternen. Sie schrieben, zwar machten die Songs „einen aufgeweckten Eindruck“, aber „nachhaltigen Eindruck hinterließ“ Prince mit dem Album nicht.[49]
ChartsChartplatzierungen | Höchstplatzierung | Wochen |
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![]() | 7 (7 Wo.) | 7 |
![]() | 11 (6 Wo.) | 6 |
![]() | 1 (2) (10 Wo.) | 10 |
![]() | n.v. (n.v. Wo.) | n.v. |
![]() | 3 (10 Wo.) | 10 |
Planet Earth wurde seit 2007 weltweit ungefähr vier Millionen Mal verkauft, inklusive der 2,9 Millionen CDs über The Mail on Sunday und der 352.000 CDs als Beigabe zum Konzertticket in London. In den USA wurden insgesamt etwa 298.000 Exemplare abgesetzt, und in der Schweiz erhielt Planet Earth für 15.000 verkaufte Exemplare Goldstatus.[6][55]
Die Singleauskopplung Guitar wurde nicht weltweit veröffentlicht und erreichte Platz 13 in den Niederlanden, Platz 17 in Italien, Platz 63 in der Schweiz und Platz 81 im Vereinigten Königreich.[56] Der Song Future Baby Mama wurde im Jahr 2008 mit einem Grammy Award in der Kategorie Beste männliche Gesangsdarbietung – Rhythm & Blues (Best Male R&B Vocal Performance) ausgezeichnet.[57]
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Studioalben |
For You (1978) • Prince (1979) • Dirty Mind (1980) • Controversy (1981) • 1999 (1982) / 1999 Deluxe (2019) • Purple Rain (1984) / Purple Rain Deluxe (2017) • Around the World in a Day (1985) • Parade (1986) • Camille (1987, unveröffentlicht) • Sign "☮" the Times (1987) / Sign o’ the Times Deluxe (2020) • Lovesexy (1988) • Batman (1989) • Graffiti Bridge (1990) • Diamonds and Pearls (1991) • Love Symbol (1992) • Come (1994) • Black Album (1994) • The Gold Experience (1995) • Chaos and Disorder (1996) • Emancipation (1996) • Kamasutra (1997) • Crystal Ball (1998) • The Truth (1998) • The Vault … Old Friends 4 Sale (1999) • Rave Un2 the Joy Fantastic (1999) • The Rainbow Children (2001) • One Nite Alone … (2002) • Xpectation (2003) • N.E.W.S (2003) • The Chocolate Invasion (2004, Downloadalbum) • The Slaughterhouse (2004, Downloadalbum) • Musicology (2004) • 3121 (2006) • Planet Earth (2007) • Lotusflow3r (2009) • MPLSound (2009) • 20Ten (2010) • PlectrumElectrum (2014) • Art Official Age (2014) • HITnRUN Phase One (2015) • HITnRUN Phase Two (2015) • Piano & A Microphone 1983 (2018) • Originals (2019) • Welcome 2 America (2021) |
Livealben |
One Nite Alone … Live! (2002) • One Nite Alone … The Aftershow: It Ain’t Over! (2002) • C-Note (2003) • Indigo Nights (2008) • Prince and the Revolution: Live (2022) |
Kompilationsalben |
The Hits/The B-Sides (1993) • The Hits 1 (1993) • The Hits 2 (1993) • Girl 6 (1996) • The Very Best of Prince (2001) • Ultimate (2006) • 4Ever (2016) • Anthology: 1995–2010 (2018) |
Remixalben |
His Majesty’s Pop Life/The Purple Mix Club (1985) • The Versace Experience (Prelude 2 Gold) (1995) • Rave In2 the Joy Fantastic (2001) |
Extended Plays |
The Scandalous Sex Suite (1989) • New Power Generation Remixes (1990) • Gett Off Remix EP (1991) • Cream Remixes (1991) • My Name Is Prince Remixes (1992) • 7 Remixes (1992) • The Beautiful Experience (1994) • Letitgo Remixes (1994) • Space Remixes (1994) • Eye Hate U Remixes (1995) • 1999 – The New Master (1999) • The Greatest Romance Ever Sold Remixes (1999) • The Breakfast Experience (2013) |
Mixtape |
NYC (1997) |
Filme |
Purple Rain (1984) • Under the Cherry Moon – Unter dem Kirschmond (1986) • Prince – Sign O’ the Times (1987) • Graffiti Bridge (1990) |
Tourneen |
Prince-Tour (1979–80) • Fire-It-Up-Tour von Rick James (Prince als Vorgruppe – 1980) • Dirty-Mind-Tour (1980–81) • Controversy-Tour (1981–82) • 1999-Tour (1982–83) • Purple-Rain-Tour (1984–85) • Parade-Tour (1986) • Sign-o’-the-Times-Tour (1987) • Lovesexy-Tour (1988–89) • Nude-Tour (1990) • Diamonds-and-Pearls-Tour (1992) • Act-I-Show (1993) • Act-II-Show (1993) • The Ultimate Live Experience (1995) • Japan ′96 (1996) • Love-4-One-Another-Charities-Tour 1997 (1997) • Jam-of-the-Year-World-Tour (1997–98) • New-Power-Soul-Tour / New-Power-Soul-Festival-Tour (1998) • Hit-N-Run-Tour (2000) • Hit-N-Run-Tour 2001 (2001) • A Celebration (2001) • One-Nite-Alone-Tour (2002) • World-Tour 2003 (2003) • Musicology Live 2004ever (2004) • Támar-Tour (2006) • Per4ming Live 3121 (2006–07) • 21 Nights in London: The Earth Tour (2007) • 20Ten-Tour / Prince-Live-2010 (2010) • Welcome-2-America-Tour (2010–12) • Live-Out-Loud-Tour (2013) • Hit-and-Run-Tour-2014 / Hit-and-Run-Part II (2014) • Hit-and-Run-Tour-2015 (2015) • Piano & A Microphone 2016 (2016) |
Bands |
The Revolution (1984–1986) • The New Power Generation (1991–2016) • 3rdEyeGirl (2012–2015) |
Musiklabels |
Paisley Park Records (1985–1993) • NPG Records (seit 1993) |