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André Campra (getauft am 4. Dezember 1660 in Aix-en-Provence; † 29. Juni 1744 in Versailles) war ein französischer Komponist.

André Campra
André Campra

Leben



Die frühen Jahre


Campras Vater stammte aus der Gemeinde Graglia in der Provinz Biella nördlich von Turin, war Chirurg und spielte Geige in einer Schar Dorfmusikanten aus Aix, zu der auch Andrés Taufpate gehörte. Campras Mutter, Louise Fabry, kam aus dem Bürgertum und brachte Grundbesitz mit in die Ehe, darunter ein Morgen Wein. Vom achten Lebensjahr an genoss Campra seine erste musikalische Ausbildung als Chorknabe der Kathedrale Saint-Sauveur in Aix-en-Provence und gelangte in den Kreis von Kindern, die eine besondere Förderung erfuhren. 1672 legte Kardinal Jérôme Grimaldi ihm die Pflicht zur Tonsur auf, einhergehend mit einer weiteren Unterstützung seines musikalischen Werdegangs trotz einsetzenden Stimmbruchs.[1] Schon im Alter von 17 Jahren komponierte er seine ersten Motetten. Zuträglich war Campra die ausgezeichnete Unterweisung durch Guillaume Poitevin, doch zeigte sich auch früh der italienische Einfluss seiner Herkunft, profitierend von der für solche Gegebenheiten offenen Stimmung Südfrankreichs.[1] Campras Ausbildung war umfassend: Kirchenlatein, Grammatik, Geisteswissenschaften sowie Theorie und Praxis der Musik.[1] Im Mai 1678 ging sein Chorknaben-Dasein über in das eines clerc (Gehilfe) im kirchlichen Dienst.[1] Hierzu musste er kein Gelübde ablegen, war kein Priester, profitierte aber von kirchlichen Wohltaten, wenngleich um den Preis, sich an die kirchlichen Lebensregeln halten zu müssen.[2] 1681 erhielt er vom Domkapitel einen Verweis, weil er an Theateraufführungen teilgenommen hatte. In der Folgezeit hielt er seine Begeisterung für Schauspiel und weltliche Musik im Zaum und konnte damit das Wohlwollen seiner Vorgesetzten so zurückgewinnen, dass sie ihm im Mai 1681 eine unter dem Titel „Saint-Esprit“ gegründete Kaplanspfründe zukommen ließen. Indes hatte Campra andere Pläne und bat für den folgenden August um Urlaub für eine Reise nach Arles.[3]

Er trat in Arles sogleich die Stelle des maître de musique an der Kathedrale Saint-Trophime an, deren Kantorei weniger Glanz und Ruhm vorwies als jene in Aix, doch gab es ein kleines Orchester und er wurde dessen Chef. Kurze zwei Jahre hielt es ihn hier, immerhin länger als die bekanntesten Musikgrößen des Ortes, Annibal Gantez und Nicolas Saboly. Zwar wurde Campra gut bezahlt, doch fehlten die Mittel für eine seinem Ehrgeiz entsprechende Ausübung der Pflichten. Mitten in diese Zeit fiel ein Ausflug in die weltliche Musik, als er 1682 bei den Veranstaltungen anlässlich der Geburt des Herzogs von Burgund, eines Enkels von Louis XIV., mit Einverständnis des Kapitels eine Symphonie dirigierte. Nicht bekannt ist, ob er das vorgetragene Stück selbst komponiert hatte.[4]

1683 zog es ihn nach Toulouse, wo er die Singschule der Kathedrale Saint-Étienne leitete; diese Position hatte er elf Jahre inne. Die musikalischen Mittel waren recht bescheiden, zur instrumentalen Unterstützung der Sänger standen ihm lediglich Serpents und eine Bassgambe zur Verfügung, Campra gelang es, noch zwei Violinstimmen hinzuzufügen. 1685 wurde er bei einer Versammlung der Stände des Languedocs in Montpellier als maître de musique empfangen. Im Jahr darauf erhielt er eine Rüge, weil er den Kinderchor außerhalb der Kirche hatte singen lassen und es störte eine gewisse Unordnung, die Campra in der Kantorei verursachte.[5] Für Unordnung im eigenen Leben sorgte 1690 die Beziehung zu einer jungen Toulouserin, verführt soll er sie haben.[5] Unklar ist, ob er durch Eintritt in die Marine sich etwa entstandener Verpflichtungen entziehen wollte, jedenfalls war nun der als leicht reizbar und brutal bekannte Rekruteur Fähnrich zur See Chevalier de Juliard auf dem Plan und forderte, Campra solle zwei Chorknaben für den Eintritt in die Marine bestimmen.[2] Er verweigerte dies, was gegenüber einem Offizier der Königlichen Marine keine Kleinigkeit war.[2] Campras direkter Vorgesetzter, der Erzbischof Colbert de Villacerf musste für ihn in diese Sache Tätig werden, und sogar Lamoignon de Baville, Verwalter des Languedoc, war zu bemühen. Die recht beachtliche Affäre ließ Campras Ansehen nicht wachsen.[2] 1691 verlangte das Domkapitel, dass er seine Werke dem Kapitel vor jeder Aufführung vorlegen musste. Das ehrbare Vorbringen, sich weiterbilden zu wollen, um der Gesellschaft besser dienen zu können, verhalf ihm im Frühjahr 1694 zu einem Urlaub in in Paris, doch blieb er dort.[6]

Campra wurde im Juni 1694 durch die Hilfe des Abtes von Saint-Sever, M. de La Grange-Trianon, ohne Wettbewerb Leiter der Singschule an Notre Dame de Paris, was auch sein Talent offenbart, mächtige Beschützer zu gewinnen und zu bewahren.[7] Von 1697 an begann Campra mit der Vertonung lyrischer Werke, der Ballett-Oper L’Europe Galante und Le Carnaval de Venise (1699). In dieser Zeit ließ er seinen Bruder Joseph (1662–1744) seine weltlichen Werke unterzeichnen, um seine Stelle an Notre Dame nicht zu verlieren, bat jedoch schließlich im Oktober 1700 um die Entlassung aus dem für ihn lukrativen Dienst der Kirche.[8]


Die späteren Jahre


Bis 1720 komponierte er rund fünfzehn opéras-ballets und tragédies lyriques, von denen einige mehrfach zu seinen Lebzeiten aufgeführt wurden. Inzwischen war er ein bekannter Musiker und wurde zum Kapellmeister der Académie Royale de musique in Paris berufen, nicht zuletzt weil der Geschmack des Regenten, eines Schülers Marc-Antoine Charpentiers, italienisch geprägt war. Nach dem Tode von Louis XIV. und dem Rücktritt von Michel-Richard Delalande wurde Campra, gemeinsam mit Charles-Hubert Gervais (1671–1744) und Nicolas Bernier (1664–1734), sous-maître der Chapelle Royale in Versailles.

Ab 1721 stand Campra ebenfalls in den Diensten der Jesuiten an deren Kirche St. Louis und am Collège Louis-le-Grand. Mit Ausnahme einer Oper Achille et Déidamie (1735) und zweier vom Prinzen de Conti bestellter Gelegenheitswerke (La Fête de l’Isle-Adam, 1722) zur Hochzeit des Herzogs von Chartres (Le Lis et la Rose, 1724) komponierte er nur noch Kirchenmusik, darunter etwa 30 Motetten, ein Requiem, zahlreiche Psalmen und für die Aufführung am Collège Louis-Le-Grand bestimmte Kantaten.

Zeitlich ist Campra zwischen Jean-Baptiste Lully und Jean-Philippe Rameau einzuordnen. Während die meisten Komponisten unmittelbar nach der Französischen Revolution vollständig in Vergessenheit gerieten, wurden die Werke von Campra, Lully und Rameau gelegentlich aufgeführt. Campra zählt zu den bedeutenden französischen Komponisten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er etablierte das damals neuartige musikalische Genre Opéra-Ballet. Seine Musik ist gekennzeichnet von einer gewissen franco-italienischen Leichtigkeit und Schlichtheit, die das weltliche genauso wie das kirchliche Schaffen durchzieht.

1740 trat er mit 79 Jahren von seinen Ämtern zurück, die letzten vier Jahre seines Lebens verbrachte er zurückgezogen in Versailles.


Werke



Literatur





Einzelnachweise


  1. Barthélémy 1995: S. 20.
  2. Barthélémy 1995: S. 26.
  3. Barthélémy 1995: S. 23.
  4. Barthélémy 1995: S. 24.
  5. Barthélémy 1995: S. 25.
  6. Barthélémy 1995: S. 27.
  7. Barthélémy 1995: S. 39.
  8. Sylvie Bouissou: Campra, André. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 67 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
Personendaten
NAME Campra, André
KURZBESCHREIBUNG französischer Komponist
GEBURTSDATUM getauft 4. Dezember 1660
GEBURTSORT Aix-en-Provence
STERBEDATUM 29. Juni 1744
STERBEORT Versailles

На других языках


- [de] André Campra

[en] André Campra

André Campra (French: [kɑ̃pʁa]; baptized 4 December 1660 – 29 June 1744) was a French composer and conductor of the Baroque era. The leading French opera composer in the period between Jean-Baptiste Lully and Jean-Philippe Rameau, Campra wrote several tragédies en musique and opéra-ballets that were extremely well received. He also wrote three books of cantatas as well as religious music, including a requiem.[1][2]

[es] André Campra

André Campra (Aix-en-Provence, 4 de diciembre de 1660 - Versalles, 29 de junio de 1744) fue un compositor francés. Cronológicamente situado entre Jean-Baptiste Lully y Jean-Philippe Rameau, participó en la renovación de la ópera francesa.

[ru] Кампра, Андре

Андре́ Кампра́ (фр. André Campra; 4 декабря 1660, Экс-ан-Прованс — 29 июня 1744, Версаль) — французский композитор эпохи барокко.



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