Eberhard Kraus (* 17. Februar 1931 in Regensburg; † 23. Oktober 2003 ebenda) war ein deutscher Organist, Cembalist und Komponist. Zu seinem Hauptschaffen zählte seine Tätigkeit als Domorganist am Dom zu Regensburg von 1964 bis 1996.
Eberhard KrausDas Grab von Eberhard Kraus auf dem Oberen Katholischen Friedhof in Regensburg
Leben und Wirken
Eberhard Kraus absolvierte 1950–1956 ein Orgel-, Klavier-, Cembalo- und Kompositionsstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik München bei Heinrich Wismeyer und Friedrich Högner. Er erhielt mehrere Ehrendiplome und Prämien bei internationalen Wettbewerben und wurde 1959 in die Bundesauswahl Konzerte junger Künstler des Deutschen Musikrates aufgenommen. Es folgten Konzerttourneen als Organist und Cembalist in Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich, England, Irland, Schottland, Jugoslawien, Belgien, Österreich, in den Niederlanden und der Schweiz.
Sein kompositorisches Schaffen umfasst über 300 Werke verschiedenster Sparten im Gewand der Zwölftontechnik. Außerdem schuf er Orgeltranskriptionen[1] und Rekonstruktionen[2] von Werken anderer Komponisten. Kraus gründete im Alter von 21 Jahren (1952) die sogenannten „Sonntäglichen Orgelstunden“ in der Minoritenkirche zu Regensburg, eine Konzertreihe lebendiger Musikgeschichte aller Epochen einschließlich der Moderne, die er bis kurz vor seinem Tode als Mentor, Interpret und Organisator über 50 Jahre hindurch betreute (1.100 Konzerte).
Kraus lehrte Musiktheorie an der Universität Regensburg sowie Orgel und Orgelbaukunde an der Fachakademie für katholische Kirchenmusik in Regensburg.[3] Er war Leiter des Collegium musicum Regensburg mit einer Oratorien- und einer Kammermusikreihe, und rief die Domkonzerte im Hohen Dom zu Regensburg ins Leben, auf denen im Laufe von 27 Jahren ca. 100 namhafte Gastorganisten internationaler Herkunft spielten.
Eberhard Kraus begründete die Bach-Woche Regensburg und die Konzertreihe „Studio Neue Musik Oberpfalz“. Zudem betrieb er musikgeschichtliche Forschungen, die er in vielen Artikeln und Büchern (z. B. in der vierbändigen Orgeldokumentation, in Historische Orgeln der Oberpfalz u.a.m.) veröffentlichte.
Kraus realisierte zahlreiche Rundfunkaufnahmen bei in- und ausländischen Sendern. Ebenso gibt es viele Schallplatten- und CD-Produktionen mit seiner Beteiligung, insgesamt ca. 200 Werke von etwa 55 verschiedenen Komponisten (u.a. Johann Sebastian BachDas Orgelbüchlein sowie das gesamte Cembalowerk von Georg Friedrich Händel, eingespielt auf historischen Instrumenten der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg). Eberhard Kraus war Herausgeber der Editionsreihe Cantantibus organis mit Kompositionen Alter Meister (24 Hefte).
Die „Stiftung Eberhard Kraus“ zur Förderung junger Organisten (gegründet 2004) bezweckt heute das Ziel, junge, talentierte Organisten, die der Stiftungsrat aussucht, durch Vermittlung und Honorierung von Konzerten in bedeutenden Kirchen oder Konzertsälen zu fördern. Sie ist dabei dem Auftrag verpflichtet, ein größeres Orgelwerk des Komponisten Eberhard Kraus in das jeweilige Programm aufzunehmen und zu interpretieren.
Ehrungen und Auszeichnungen
Eberhard Kraus erhielt mehrere Auszeichnungen, z. B. das Bundesverdienstkreuz am Bande, den Kulturpreis Ostbayern und den Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“ von Papst Johannes Paul II.
Er engagierte sich für zahlreiche Sozialprojekte im Heiligen Land. 1975 wurde er vom Kardinal-Großmeister Maximilien Kardinal de Fuerstenberg zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und am 2. Mai 1975 im Regensburger Dom durch Lorenz Kardinal Jaeger, Großprior der deutschen Statthalterei, in den Orden investiert.
Schriften
Historische Orgeln in der Oberpfalz. München 1990.
Orgeln und Orgelmusik. Regensburg 1972, 3 Auflagen.
Mit Orgelklang und Paukenschall. Regensburg 1980.
Handbuch der Orgelpraxis zum EGB-Gotteslob. Regensburg 1977.
Orgeldokumentation der Diözese Regensburg, Folgen 1–4. Regensburg 1974–1987.
Diskographie (Auswahl)
Eberhard Kraus an der Steinmeyer-Orgel der Minoritenkirche in Regensburg
Johann Sebastian Bach: Berühmte Cembalowerke (Italienisches Konzert, Toccata, Adagio und Fuge D-Dur BWV 912, Chromatische Fantasie und Fuge, Französische Suite Nr. 6 E-Dur), Label: Da Camera/Sastruphon (LP)
Johann Sebastian Bach: Willst du dein Herz mir schenken – Aus dem Notenbüchlein Anna Magdalena Bach (mit Charlotte Lehmann, Sopran, Marc Stehle, Bariton, Eberhard Kraus, Cembalo) (Aria di Giovannini, Menuet G-Dur/g-Moll/G-Dur, Marche D-Dur, Menuet G-Dur, Musette D-Dur, So oft ich meine Tobackspfeife u.a.), Label: Sastruphon SM 007029
Historische Orgeln Ostbayerischer Donauraum (Orgelwerke von Georg Muffat, Gottlieb Muffat, F. A. Hugl, G. Pachelbel, Theodor Grünberger, M. Königsberger), Label: Christopherus/disco-center
Georg Friedrich Händel: Berühmte Cembalowerke (Suite E-Dur, Suite g-Moll, Air und Doubles F-Dur, Menuet B-Dur (Aylesford-Sammlung), Suite G-Dur), Label: Da Camera
Hans-Ludwig Schilling – Orgelwerke (Canonische Variationen über Singet, preiset Gott mit Freuden und Fantasie e Ricercare 63 über Veni creator spiritus), Label: Da camera magna SM 93225
Music per organo (Orgelwerke von Bach, Liszt, Reger, Franck und Boelmann), Label: PDU EMI
Geistliche Musik aus sechs Jahrhunderten (mit dem Münchner Madrigalchor unter der Leitung von Franz Brandl) (Orgelwerke von Gabriel Joseph Rheinberger), Marke: academica, Nr. M-2081, 1981
Konzertante Musik in Rohr (Konzert für Orgel allein op. 25 von Pater Konstantin Mach)
Johann Sebastian Bach – Große Orgelwerke (Dorische Toccata und Fuge BWV 538, Präludium und Fuge D-Dur BWV 532, „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ BWV 642, Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542, Präludium und Fuge e-Moll BWV 548), Label: Mediaphon, 1984
Johann Sebastian Bach – Berühmte Orgelwerke (Toccata und Fuge F-Dur BWV 540, Dorische Toccata und Fuge BWV 538, Fantasie G-Dur BWV 572), Label: VIOLA
Georg Friedrich Händel – Sämtliche Cembalowerke, Kassette mit 10 Schallplatten bzw. CDs, Label: Da camera magna (LP), EBS (CD)
Gustav Mahler – Sinfonie Nr. 8 – Rafael Kubelík, Orgelpart: Eberhard Kraus, Label: Deutsche Grammophon 2707062
Johann Sebastian Bach – Konzerte für Cembalo und Orchester: Cembalo-Konzerte BWV 1052, BWV 1063 und BWV 1064 (letztere beiden für drei Cembali, hierbei alle Solostimmen durch E. Kraus im Playback-Verfahren aufgenommen), mit dem Kammerorchester Pro Arte unter Kurt Redel, Label: Zyx Classic CLS 4158 (CD)
The Best of Bach II – Signature Series, hierauf: Präludium und Fuge a-Moll BWV 559 (für Orgel), Label: St. Clair CSS30152
Johann Sebastian Bach – Das Orgelbüchlein : Orgelchoräle und Choralsätze. Eberhard Kraus an der Orgel der Niedermünsterkirche zu Regensburg. Mit dem Chor der Kirchenmusikschule Regensburg unter der Leitung von Karl Norbert Schmid. Label: Christophorus SCK 70359
Bach Organ Works Eberhard Kraus – Orgel/Organ – 1. Präludium und Fuge e-moll BWV 548, 2. Trio Sonate Nr. 6 G-Dur BWV 530, 3. Präludium und Fuge D-dur BWV 532, 4. Vom Himmel hoch, da komm ich her, Kanonische Veränderungen BWV 769, 5. Toccata und Fuge F-dur BWV 540. Label: Point Classics, 2672692, 1996
Verschiedene Cembalo-Aufnahmen von Werken der Komponisten Hugh Ashton, Pierre Attaignant, Johann Sebastian Bach (das Wohltemperierte Klavier, Englische und Französische Suiten, Italienisches Konzert u.a.), John Bull, William Byrd, Antonio de Cabezoni, Francois Couperin, Johann Joseph Fux, Girolamos Frecobaldi, Georg Friedrich Händel, Johann Kuhnau, Leopold Mozart, Hans Neusiedler, Jacob Paix, Henry Purcell, Jean Philipe Rameau und Bernhard Schmid für das Label Primaton Produktion München (Quelle: Werkverzeichnis Teil I von Eberhard Kraus)
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