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Ferdinand Heinrich Thieriot [tjeeroh] (* 7. April 1838 in Hamburg; † 31. Juli 1919 in Schwarzenbek) war deutscher Komponist und Cellist.

Ferdinand Thieriot, Graz, 1885
Ferdinand Thieriot, Graz, 1885
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Leben


Ferdinand Heinrich Thieriot stammte aus der alten hugenottischen Leipziger Kaufmannsfamilie der Thieriot, deren Wurzeln sich bis 1703 in Leipzig zurückverfolgen lassen. Sein Urgroßvater war der Violinist, Philologe und Freund Jean Pauls, Paul Emil Thieriot. Als Sohn des Hamburger Kaufmanns Theodor-Heinrich Thieriot (* 20. Februar 1815 in Leipzig) zog der Vater 1835 nach Hamburg. Dieser hatte fünf Geschwister, darunter Marianne-Pauline Mende, geb. Thieriot. Ferdinand widmete ihr, seiner Tante, 1858 sein Opus 2. Pauline Mende stiftete der Stadt Leipzig den nach ihr benannten Mendebrunnen. Ferdinand Thieriot war, „nach jenem großen und siegreichen Johannes Brahms nach Einschätzung des Hamburger Musikjournalisten und Komponisten Ferdinand Pfohl „einer der angesehensten Componisten, die aus Hamburg hervorgegangen“.[1] Selbst der Mozartpreisträger Arnold Krug und ebenso die tragische Figur von Theodor Kirchner, beide in Hamburg wirkend, konnten Thieriots vielfältigen Umfang im kompositorischen Schaffen nicht erreichen.

Seine seit Jugendzeiten bestehende Freundschaft zu Brahms, sowie die herzliche Verbundenheit zu seinem Lehrer Joseph Rheinberger, lassen, durch wenige überlieferte Briefdokumente belegt, den Komponisten als äußerst liebenswerten Menschen erscheinen. So wie viele andere Komponisten aus dem Umfeld von Brahms, fügte aber auch er sich dem Umstand, dass ein Titan mitsamt seiner Anhängerschaft nicht zu bezwingen sei. Thieriot mit seiner hugenottischen Abstammung besaß die Gabe, vor allem im Œuvre des leicht schattierten Lyrismus, neben einer großen melodischen Erfindungsgabe, kompositionstechnische und stilistische Strömungen aufzunehmen, die von Mendelssohn und Schumann über Brahms bis Bruckner und Verdi in seinen Spätwerken reichen.

Der Musikwissenschaftler Hermann Kretzschmar schrieb 1898 über Thieriots Sinfonietta op. 55: „… ein Beitrag zur romantischen Musik, der sich durch einfache, natürliche Erfindung, durch liebenswürdige, anmuthige Stimmung und namentlich durch eine ganz unübertreffliche Klarheit des Vortrags und der Form ungewöhnlich auszeichnet.“[2]

Thieriot studierte Komposition erst bei Eduard Marxsen in Altona, wo auch Brahms sein Rüstzeug bekam, dann bei Carl Gottlieb Reißiger in Dresden, später bei Joseph Rheinberger in München. Sein Cellospiel perfektionierte er bei Friedrich August Kummer in Dresden. Im Februar 1863 besuchte er in Paris den Opernkomponisten Giacomo Meyerbeer. Erste Lehr- und Wirkungsstätten nach Hamburg waren Leipzig (1867) und von 1868 bis 1870 als Dirigent der Singakademie zu Glogau. 15 Jahre arbeitete er danach als „artistischer Direktor“ des Steiermärkischen Musikvereins in Graz. Thieriots Amtsantritt im Oktober 1870 ging eine „Concoursausschreibung“ voraus. Hier befand er sich im Wettbewerb zu Heinrich von Herzogenberg, dem gebürtigen Grazer, der ebenfalls mit Brahms befreundet war. Die Direktion holte bei Brahms Erkundigungen über Thieriot ein und entschied sich darauf hin für ihn.

In seiner Grazer Ära hatte Thieriot als artistischer Direktor, ab 1875/76 „Musikdirektor“, einen klar umfassten Aufgabenbereich. Dieser wurde wie folgt beschrieben: „Danach sollten jährlich in der Regel vier Concerte mit Orchester und ein s.g. Kammer-Concert stattfinden. Das Programm hat der artistische Director dem Zwecke und den zu Gebote stehenden Kräften des Vereines rechtzeitig vorzuschlagen, die Direction zu genehmigen; ebenso die zur Mitwirkung in den Concerten Einzuladenden. Für jedes Orchester-Concert sollten fünf anderthalbstündige Vollproben und die nöthigen Streicher- und Bläserproben stattfinden, im Bedarfsfalle auch mehr, aber nur mit Bewilligung der Direction, wenn der für die Concerte veranschlagte Betrag dazu nicht ausreichen würde. Die Leitung der Proben und Concerte liegt ausschließlich dem artistischen Director ob, der dabei vom Concertmeister zu unterstützen ist und alle darauf bezüglichen Anordnungen zu treffen hat,...er [F.Th.] soll namentlich die Aufführung nicht genügend vorbereiteter Stücke untersagen...“[3]

Von 1870 bis 1877 hatte Thieriot an der Musikschule zusätzlich das Fach Harmonielehre zu unterrichten. Zu seinen bekanntesten Schülern zählen Marie Soldat-Röger und George Dima. Danach wirkte Thieriot als freischaffender Komponist in Leipzig, immer auch mit einem Bein in seiner Vaterstadt. Er war Mitglied im Vorstand der Bach-Gesellschaft. 1902 zog er wieder ganz nach Hamburg. Er war Vorsitzender des Hamburger Tonkünstlerverbandes und später dessen Ehrenmitglied. Zahlreiche Aufführungen seiner Werke unter Leitung seiner Förderer Julius Spengel Garvens, Bernuth und Siegmund von Hausegger fanden in der Hansestadt reichen Anklang. Auch im Leipziger Gewandhaus bekamen seine Werke stets beste Kritiken. Im Februar 1893 brachte Arthur Nikisch mit dem Boston Symphony Orchestra zweimal Thieriots Sinfonietta, op. 55 zur Aufführung. Nebenbei war Thieriot ein gesuchter Kammermusikpartner; als Cellist konzertierte er mit dem Casper- und Payne-Quartett, mit Theodor Billroth brachte er viele Werke von Brahms zur Uraufführung. In Leipzig und in New York gibt es nach der Familie Thieriot benannte Straßen.


Werkverzeichnis



Opern



Kantaten



Werke für Orchester


Konzertprogramm 1908
Konzertprogramm 1908
Sinfonie D-Dur
Sinfonie D-Dur

Solokonzerte mit Orchesterbegleitung


Violinkonzert op. 68
Violinkonzert op. 68

Werke für Streichorchester


Serenade op. 44, Seite 1
Serenade op. 44, Seite 1

Werke für Kammermusikbesetzungen mit Klavier



Werke für Soloinstrumente mit Klavier/Orgelbegleitung


Thema und Var. op. 29
Thema und Var. op. 29

Werke für Kammermusikbesetzungen ohne Klavier



Werke für Klavier solo


Klavieretüde op. 22.2
Klavieretüde op. 22.2

Klavier vierhändig



Werke für Orgel solo



Chorwerke mit Klavier/-Orgelbegleitung



Chorwerke a cappella


„Vier Motetten“ op. 79SATB


Chor-Lieder für Männerchor



Solo-Lieder mit Klavierbegleitung



Literatur





Einzelnachweise


  1. Ferdinand Pfohl: Die ungetreuen Musikmeister. In: Hamburger Nachrichten. 26. April 1902. Zitiert nach Walter Zielke (Hrsg.): Ferdinand Thieriot. 5. Symphonie cis-moll. AlbisMusic, Brunsbüttel 2014, ISBN 978-1-326-03761-1, S. 191 (albismusic.com [PDF; abgerufen am 18. November 2021]).
  2. Hermann Kretzschmar: Führer durch den Konzertsaal. Leipzig 1898. Zitiert nach Walter Zielke (Hrsg.): Ferdinand Thieriot. 5. Symphonie cis-moll. AlbisMusic, Brunsbüttel 2014, ISBN 978-1-326-03761-1, S. X Anm. 5 (albismusic.com [PDF; abgerufen am 18. November 2021]).
  3. Zitiert nach Walter Zielke (Hrsg.): Ferdinand Thieriot. Klavierkonzert B-Dur. AlbisMusic, Brunsbüttel 2015, ISBN 978-1-326-26074-3, S. 4 (Volltext in der Google-Buchsuche [abgerufen am 18. November 2021]).
Personendaten
NAME Thieriot, Ferdinand Heinrich
ALTERNATIVNAMEN Thieriot, Ferdinand
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist und Cellist
GEBURTSDATUM 7. April 1838
GEBURTSORT Hamburg
STERBEDATUM 31. Juli 1919
STERBEORT Schwarzenbek

На других языках


- [de] Ferdinand Heinrich Thieriot

[en] Ferdinand Thieriot

Ferdinand Thieriot (April 7, 1838 – July 31, 1919) was a German composer of Romantic music and a cellist.



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