Lumpy Gravy ist ein Musikalbum von Frank Zappa, sein erstes Soloalbum. Es erschien 1968 auf dem Verve-Label und wird dem Progressive-Rock-Genre zugerechnet, enthält aber auch zahlreiche orchestrale Elemente der Neuen Musik.
Nach drei Alben mit den Mothers of Invention ist Lumpy Gravy das erste Soloalbum Frank Zappas. Es wurde im Februar 1967 fertiggestellt, aber erst 15 Monate später wegen vertragsrechtlicher Konflikte noch nach dem später aufgenommenen Album We’re Only in It for the Money veröffentlicht.[1] Der Albumtitel geht, wie Zappa in einem Interview mit dem Magazin Melody Maker erzählte, auf einen Fernseh-Werbespot für eine Instantsoße der Marke „Aloma Linda Gravy Quick“ zurück. Im selben Interview sagte Zappa, Capitol-Records-Produzent Nick Venet habe ihm die Möglichkeit eröffnet, für ein 40-köpfiges Orchester zu komponieren – seine erste Chance, eine professionelle Aufnahme seiner Orchesterstücke zu erhalten. Schließlich habe ein 13 Monate dauernder Rechtsstreit mit seiner Plattenfirma Verve die Veröffentlichung verzögert.[2]
Getragen wird Lumpy Gravy zum einen von den Chor-Passagen, bei denen es sich um nicht gesungene Dialoge handelt. Dafür steckten die Sprecher ihren Kopf in einen geöffneten Steinway-Flügel, bei dem das Fortepedal durch einen Sandsack beschwert worden war. Die dann gesprochenen Texte, die die ungedämpften Saiten des Flügels anregten, wurden dabei aufgezeichnet. Dabei folgten die improvisierten Gespräche einer von Zappa vorgegebenen thematischen Richtschnur.[3] Diese Vokalteile wurden durch zumeist nicht vollständig ausgespielte Musikstücke unterschiedlicher Art verbunden und verschmolzen aus Zappas Sicht zu einer kompositorischen Einheit. Er sagte: „Das Ganze ist mehr ein Erlebnis als eine Ansammlung von Melodien.“[4]
Bei den instrumentalen Versatzstücken handelt es sich um das wie eine Western-Filmmusik klingende Stück Duodenum (alias Theme From Lumpy Gravy, alias Bwana Dik), dessen Titel an eine Begebenheit im Leben des jungen Zappa erinnert: Nach einem Zusammenbruch wegen eines Zwölffingerdarmgeschwürs hatte er zu seinen Eltern zurückziehen müssen.[5] Die Einleitung zu Oh No stammt aus der von Zappa komponierten Filmmusik für das B-Movie The World’s Greatest Sinner,[6] das melodiöse „Oh No“ selbst ist eines von Zappas Lieblingsstücken.[7] Es wurde später ebenso wie das jazzig anmutende Stück „King Kong“ vom Album Uncle Meat häufig live gespielt. Take Your Clothes Off When You Dance ist die Instrumentalversion des gleichnamigen und fast gleichzeitig erschienenen Songs vom Album We’re Only in It for the Money. Bis auf King Kong datieren alle Kompositionen auf die Zeit vor den Mothers of Invention.[8] Die gesprochenen und gespielten Teile sind durchsetzt mit einer Vielzahl zusammengeschnittener elektronischer Verfremdungen, angefangen von Tonspuren im Zeitraffer- oder Zeitlupentempo über intensive Stereoeffekte bis hin zu mal subtilen, mal derben Geräuschcollagen.
Zappa betonte den inneren Zusammenhang, der zwischen dem in New York aufgenommenen Material der Alben We’re Only in It for the Money, Lumpy Gravy, Uncle Meat und Cruising with Ruben & the Jets besteht: „Wenn ich sämtliche Masterbänder hätte und sie mit einer Rasierklinge auseinander schneiden und neu montieren würde, würde das wieder ein komplettes Stück hörenswerter Musik ergeben. Und auch das könnte ich mit der Rasierklinge wieder zerschneiden und wieder anders zusammensetzen, und es würde immer noch Sinn ergeben. Und das ungefähr 20 Mal.“[9] Zappa bezeichnete seine Arbeitsweise als „Projekt/Objekt“. Hinter diesem Konzept stand nicht nur die Vorstellung, dass jedes einzelne Vorhaben (Projekt) Bestandteil eines größeren Ganzen (Objekt) sei, sondern auch die von Zappa „conceptual continuity“ genannte Idee, dass sich schon bekannte Elemente durch Hinzufügen neuer Komponenten selbst veränderten.[10]
In der professionellen Kritik schnitt Lumpy Gravy eher schlecht ab. Zappa-Biograph Barry Miles urteilte noch zurückhaltend: „Es gilt als das experimentellste Album Zappas.“[7] Rolling-Stone-Autor Jim Miller wurde schon deutlicher. Er hielt das musikalische Gefüge für „überraschend konventionell und sogar langweilig“; das Album sei ein „eigenwilliger musikalischer Faux Pas, der allein deshalb schon hörenswert ist“.[11] Der deutsche Rockjournalist Carl-Ludwig Reichert bezeichnete Lumpy Gravy als ein „höchst skurriles Instrumentalwerk“.[12] Sein Kollege Volker Rebell sah „einen schillernden Kosmos aus verschiedenartigsten Musikpartikeln und Fragmenten“, bei dem man den Eindruck habe, ein „musikalischer Zettelkasten“ sei da ausgekippt worden. Für Rebell strahlte das Album „eine klinisch sterile Kälte“ aus.[1] Der Musikkritiker Ben Watson verglich das Album mit Werken des Musique-concrète-Komponisten Luc Ferrari.[13]
Das Album Lumpy Gravy ist in mehreren, sich unterscheidenden Varianten veröffentlicht worden. Der folgende Überblick verdeutlicht wesentliche Unterscheidungsmerkmale.
Obwohl das Material sich für die Ohren gewöhnlicher Popmusikkonsumenten als „schwer verdaulich“ erwies, kletterte Lumpy Gravy in den US-Charts noch auf den 159. Platz. Mit dazu beigetragen haben dürfte der Erfolg des nur wenige Wochen zuvor erschienenen Mothers-Album We’re Only in It for the Money.
Alle Kompositionen stammen von Frank Zappa.
Veröffentlichung zu Lebzeiten des Künstlers
Freak Out! •
Absolutely Free •
We’re Only in It for the Money •
Lumpy Gravy •
Cruising with Ruben & the Jets •
Uncle Meat •
Mothermania •
Hot Rats •
Burnt Weeny Sandwich •
Weasels Ripped My Flesh •
Chunga’s Revenge •
Fillmore East, June 1971 •
200 Motels (Soundtrack) •
Just Another Band from L.A. •
Waka/Jawaka •
The Grand Wazoo •
Over-Nite Sensation •
Apostrophe (’) •
Roxy & Elsewhere •
One Size Fits All •
Bongo Fury •
Zoot Allures •
Zappa in New York •
Studio Tan •
Sleep Dirt •
Sheik Yerbouti •
Orchestral Favorites •
Joe’s Garage Act I •
Joe’s Garage Act II & III •
Tinsel Town Rebellion •
Shut Up ’N Play Yer Guitar •
Shut Up ’N Play Yer Guitar Some More •
Return of the Son of Shut Up 'n Play Yer Guitar •
You Are What You Is •
Ship Arriving Too Late to Save a Drowning Witch •
The Man from Utopia •
Baby Snakes •
London Symphony Orchestra, Vol. 1 •
Boulez Conducts Zappa: The Perfect Stranger •
Them or Us •
Thing-Fish •
Francesco Zappa •
The Old Masters Box 1 •
FZ Meets the Mothers of Prevention •
FZ Meets the Mothers of Prevention, European Version •
Does Humor Belong in Music? •
Jazz from Hell •
The Old Masters Box 2 •
London Symphony Orchestra Volume II •
The Old Masters Box 3 •
Guitar •
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume I •
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume II •
Broadway the Hard Way •
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume III •
The Best Band You Never Heard In Your Life •
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume IV •
Make A Jazz Noise Here •
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume V •
You Can’t Do That on Stage Anymore Volume VI •
Playground Psychotics •
Ahead of Their Time •
The Yellow Shark
Offizielle Veröffentlichungen nach Zappas Tod
Civilization Phaze III •
The Lost Episodes •
Läther •
Frank Zappa Plays the Music of Frank Zappa •
Have I Offended Someone? •
Mystery Disc •
Everything Is Healing Nicely •
FZ:OZ •
Halloween •
Joe’s Corsage •
Joe’s Domage •
QuAUDIOPHILIAc •
Joe’s XMasage •
Imaginary Diseases •
Trance-Fusion •
The MOFO Project/Object •
The MOFO Project/Object •
Buffalo •
The Dub Room Special! •
Wazoo •
One Shot Deal •
Joe’s Menage •
Lumpy Money •
Philly ’76 •
Greasy Love Songs