Michael Alexander Maria Nemeth[1] (* 10. Oktober 1978[2] in Graz) ist ein österreichischer Kulturmanager und Musikwissenschafter.
Nach der Matura am Bundesgymnasium Stift Rein[3] studierte Michael Nemeth Musikwissenschaft und Kulturmanagement an der Karl-Franzens Universität Graz.[4] Abschluss und Diplomarbeit 2003 im Fach Historische Musikwissenschaft erfolgten zum Thema Beethoven-Rezeption in Graz im frühen 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung seiner Symphonik und des Grazer Konzertwesens bei Josef-Horst Lederer und Michael Walter. Anschließend folgte ein Doktoratsstudium im Fach Musikwissenschaft an der Universität Wien bei Gernot Gruber und Theophil Antonicek, mit Promotion und Dissertationspreis 2005 zum Thema Operngeschichte abseits der Routine: Das Grazer Opernhaus unter der Intendanz Carl Nemeth 1972–1990.[4][5] Michael Nemeth dokumentierte die Direktionszeit seines Vaters Carl Nemeth, die ein Fünftel der Geschichte des Grazer Opernhauses ausmacht. 165 Premieren und deren Vorbereitung wurden anhand von Rezensionen, Bildmaterial und Briefen dokumentiert. Am Johann Joseph Fux Konservatorium in Graz erhielt Michael Nemeth eine Ausbildung im Fach Violine, danach Trompetenunterricht an der Musik- und Kunstschule Gratkorn, wo er in unterschiedlichen musikalischen Formationen tätig war.[6][4]
Während seiner Studienzeit sammelte Michael Nemeth Berufserfahrung im Musikmanagement. Nach dem Lehrgang „UniUn“ für junge Unternehmensgründer absolvierte er Praktika im Rahmen des Wiener Klangbogen-Festivals, an der Wiener Staatsoper (Direktion Ioan Holender) sowie in der Bundestheater-Holding. Nach einer kurzen Tätigkeit als Orchestermanager des Gustav Mahler Jugendorchesters war Michael Nemeth Mitarbeiter der Bühnenvermittlung Erich Seitter (Auditionorganisation und Künstlerbetreuung). Als Dramaturg arbeitete Nemeth u. a. für das American Institute of Musical Studies (AIMS) oder das opern-air Filmfestival Classics in the city im Grazer Landhaushof, wo er auch als Moderator tätig war.[4]
Ab 2002 leitete Nemeth die von ihm wiederbelebten Konzerte im historischen Grazer Stadtparkpavillon und organisierte dort ca. 100 Konzerte aus den Sparten Klassik, Jazz und Blasmusik.[7] Nachhaltig war in diesem Zusammenhang auch die Gründung des Kammerorchesters Con Fuoco mit jungen Musiktalenten, das seither Auftritte im In- und Ausland verzeichnen konnte. Die ebenfalls von Nemeth gegründete Reihe „Amabile“ anlässlich der Restaurierung der Orangerie im Grazer Burggarten, wo u. a. Mitglieder der Wiener Philharmoniker auftraten, musste nach nur einem Jahr wieder eingestellt werden. 2010 rief Nemeth die MUSIK:TAGE Graz ins Leben, wo im Rahmen eines Workshops junge Musiktalente gefördert und präsentiert werden. Im Jänner 2016 fasste Michael Nemeth sämtliche Initiativen im von ihm gegründeten kulturforum.eu zusammen. Seit dem Wintersemester 2016/17 ist Michael Nemeth Gastlektor am Institut für Musikwissenschaft an der Karl-Franzens-Universität Graz zum Thema „Musikologie in der Praxis“.[8]
2004 wurde Nemeth Mitarbeiter des 1815 gegründeten Musikvereins für Steiermark, wo er zunächst als Dramaturg und Referent für Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt war.[4] Per 1. Jänner 2008 wurde Michael Nemeth zum Generalsekretär und Künstlerischen Leiter ernannt.[9][10] Seither fanden unter Michael Nemeths Leitung mehr als 500 Konzerte im Stefanien- und Kammermusiksaal statt. Zu den Projekten zählen regelmäßige Gastspiele der Wiener Philharmoniker sowie Musikvereins-Debüts von Agnes Baltsa, Jonas Kaufmann, Anna Netrebko, Rolando Villazón oder Piotr Beczala. Etliche Crossover-Projekte entstanden mit Martin Grubinger, L'Arpeggiata oder Konstantin Wecker, außerdem erfolgte die Etablierung einer Kammeropern-Serie zur Förderung von Gesangstalenten. Diese fand seit 2016 mit einer Kooperation der Sommerakademie der Wiener Philharmoniker zur Pflege des „Mozarts-Stils“ ihre Fortsetzung. 2014/15 feierte der Musikverein sein 200-jähriges Bestehen mit einer Reihe an Festkonzerten und Galaabenden.[11][12] An 64 Konzertabenden gastierten u. a. Angela Gheorghiu, Zubin Mehta, Philippe Jordan, Adam Fischer, Diana Damrau, Julia Fischer, Misha Maisky, Sol Gabetta oder Cornelius Meister. Den Höhepunkt des Jubiläumsjahrs bildete die Aufführung von Gustav Mahlers Achter Symphonie mit 500 Mitwirkenden in der Grazer Stadthalle. In jüngerer Zeit sorgten die im Musikverein regelmäßig veranstalteten Konzerte für Menschenrechte mediales Aufsehen. Am 11. Dezember 2017 wurde die eigens in Auftrag gegebene Symphonie für Menschenrechte von mehr als 200 jungen Musikern aus aller Welt im Musikverein zur Uraufführung gebracht.[13] Unter dem Motto dem Motto BRÜCKEN:BAUEN setzt Michael Nemeth in seiner zehnten Spielzeit 2018/19 Programmschwerpunkte, die Genres, Gattungen und Generationen dramaturgisch verbinden. Festkonzerte mit Ehrenmitglied Elīna Garanča, Anna Netrebko und Juan Diego Flórez stehen an der Spitze des Programms, das in einem Belcantofest mit Leo Nucci und Maria Mudryak gipfelt.[14][15] Obwohl die Saison 2019/20 Corona-bedingt nur sieben Monate dauerte[16], kam es zu bedeutenden Debüts, u. a. von Michael Güttler, Philippe Jaroussky oder den Pianisten Yuja Wang, Nikolai Luganski und Fazıl Say.[17][18] Trotz pandemiebedingter Einschränkungen konnte der Spielbetrieb im September 2020 – wenn auch nur für drei Monate – wiederaufgenommen werden. In dieser kurzen Zeit traten u. a. Dennis Russell Davies[19], Leo Nucci[20], Juan Diego Flórez[21], Julian Rachlin[22] und Oksana Lyniv[23] auf. In den folgenden sechs Monaten konnten wiederum keine Konzerte stattfinden. Indessen produzierte der Musikverein vielbeachtete Streaming-Aufnahmen für das Internet: im Fokus standen (aufgrund ihres 70-jährigen Bestehens) die Grazer Philharmoniker unter der Leitung von Roland Kluttig[24], Milan Turković[25] und Emmanuel Tjeknavorian[26]. Aufgezeichnet wurden außerdem Mozarts Don Giovanni als Produktion der Angelika Prokopp Sommerakademie der Wiener Philharmoniker[27] und das Landesjugendsinfonieorchester Steiermark[28]. Pünktlich mit den ersten Öffnungsschritten nahm der Musikverein im Mai 2021 seinen Spielbetrieb wieder auf.[29] Höhepunkte bis zum Ende der Saison 2020/21 bilden fünf Orchesterkonzerte der Grazer Philharmoniker unter der Leitung der Musikvereins-Ehrenmitglieder Adam Fischer und Rudolf Buchbinder. Mit der Aufführung von Anton Bruckners 5. Symphonie unter der Leitung von Dennis Russell Davies findet die 206. Saison ihr feierliches Finale.[30]
Personendaten | |
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NAME | Nemeth, Michael |
ALTERNATIVNAMEN | Nemeth, Michael Alexander Maria |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Kulturmanager und Musikwissenschafter |
GEBURTSDATUM | 10. Oktober 1978 |
GEBURTSORT | Graz |