Hanna-Elisabeth Müller (* 3. Mai 1985 in Mannheim[1]) ist eine deutsche Opern-, Konzert- und Liedsängerin in der Stimmlage Sopran. Neben ihren internationalen Opernengagements tritt sie regelmäßig als Solistin bei der Aufführung von Oratorien, symphonischen Werken und Orchesterliedern auf und arbeitet mit bekannten Orchestern und Dirigenten zusammen. Ihr Liedrepertoire reicht von der deutschen Romantik bis hin zur Musik des 20. Jahrhunderts.
Hanna-Elisabeth Müller beim Signieren nach einem Künstlergespräch im November 2014
Leben
Ausbildung und erste Engagements
Hanna-Elisabeth Müller erhielt von Kindheit an Geigenunterricht bei Dinu Hartwich in Speyer und pflegte während ihrer Schulzeit den Gesang in dem überregional auftretenden Dannstadter Kinder- und Jugendchor Juventus vocalis als Hobby.[2] Seit ihrem elften Lebensjahr erhielt sie Gesangsunterricht bei dessen Leiterin Judith Janzen und sang 1998 beim „Kultursommer Ludwigshafen“ den Knabensopran in der Mass von Leonard Bernstein.[3]
Nach ihrem Abitur studierte sie von 2005 bis zu ihrem 2009 mit Auszeichnung bestandenen Diplom[4] an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim bei Rudolf Piernay, mit dem sie auch weiterhin zusammenarbeitet.[3] Außerdem nahm sie an Meisterklassen von Dietrich Fischer-Dieskau,[5] Júlia Várady, Edith Wiens, Elly Ameling, Thomas Hampson und Wolfram Rieger teil. Ihre ersten Debüts in bedeutenden Opernrollen gab sie 2010 als Eurydike in Orpheus und Eurydike an der Kammeroper Rheinsberg[6] und als Pamina in der Zauberflöte am Theater & Philharmonie Thüringen, Gera.[7] An der Bayerischen Staatsoper war sie in der Spielzeit 2010/11 Mitglied des Opernstudios. In diesem Rahmen gab sie im September 2010 ihr Hausdebüt als Papagena in der Zauberflöte[3] und wirkte als Fillide an einer Produktion von La fedeltà premiata von Joseph Haydn mit.[8] Im Dezember 2013 wurde sie von Rolando Villazón bei Arte im Rahmen der Sendung Stars von morgen vorgestellt.[9]
Entwicklung als Opernsängerin
Von der Spielzeit 2012/2013 bis 2015/2016 war Hanna-Elisabeth Müller Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper und debütierte in verschiedenen Rollen des lyrischen Sopranfachs.[10] Entsprechend dem Charakter ihrer Stimme, der von Rezensenten als „mit feinem, hellem Timbre gesegnet“,[11] „wie aus einem Kristall geschliffen“[12] oder „von wunderbar charakteristischem Stimmsilber“[13] umschrieben wurde, wurde sie vor allem für jugendliche Rollen eingesetzt, oftmals als Gegenstück einer ebenfalls im Sopranfach angelegten reiferen Bühnenpersönlichkeit. Auch über das Ende ihres festen Engagements hinaus war sie ein regelmäßiger Gast an diesem Haus.
Aufgrund eines Vorsingens bei Christian Thielemann wurde sie für die Salzburger Osterfestspiele 2014 als Zdenka in Arabella von Richard Strauss verpflichtet.[14] Der Erfolg in dieser Rolle[15][13] an der Seite von Renée Fleming und Thomas Hampson war ausschlaggebend für ihre Auszeichnung als „Nachwuchskünstlerin des Jahres“ in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt.[16] Ihr Debüt als Sophie im Rosenkavalier gab sie 2015 an der Niederländischen Oper Amsterdam.[17] 2017 führte sie ihr internationales Wirken erstmals an die Metropolitan Opera New York (Marzelline in Fidelio)[18] und an die Mailänder Scala (Donna Anna in Don Giovanni)[19]. In der letzteren, schon in eine dramatischere Richtung weisenden Rolle wurde ihr ein „erstklassiges und intelligent genutztes Material“, ein „wildwassergleiches“ Volumen, ein „sahniges“ Timbre, mühelose Gestaltung der Gesangslinien und schlüssige Darstellung ihrer Rolle bescheinigt.[19] An der Wiener Staatsoper debütierte sie im Nov. 2019 ebenfalls als Donna Anna.[20]
Hanna-Elisabeth Müller tritt neben ihrer Tätigkeit an der Oper auch als Liedsängerin auf. Seit ihrer Mitwirkung beim Heidelberger Frühling 2011[34] pflegt und entwickelt sie gemeinsam mit ihrer festen Pianistin Juliane Ruf und oftmals auch mit Orchesterbegleitung ein Repertoire, zu dem vor allem Lieder von Alban Berg, Benjamin Britten, Francis Poulenc, Arnold Schönberg, Robert Schumann, Richard Strauss und Hugo Wolf zählen.[12][35] Durch die Förderung, die sie von 2013 bis 2015 im SWR2 New Talent Programm erhielt,[36] erreichte sie mit zwei im Rundfunk übertragenen Liederabenden ein breites Publikum. In diesem Rahmen gab sie im Mai 2013 ihr Debüt bei den Schwetzinger Festspielen.[12]
Auch ihre im Juni 2017 erschienene erste Solo-CD Traumgekrönt ist ganz der Liedkunst gewidmet und wurde durch zahlreiche Besprechungen in Print- und Onlinemedien[37] und durch Aufnahme in die Bestenliste 4/2017 des Preises der Deutschen Schallplattenkritik gewürdigt.[38] 2018 stellte sie sich als Liedinterpretin dem Publikum des Teatro de la Zarzuela in Madrid[39] und der Mailänder Scala[40] vor. Eine zweite Lied-CD Reine de cœur erschien im Februar 2020 bei Pentatone.[41]
Die Mitwirkung bei Oratorien und Orchesterliedern nimmt in Hanna-Elisabeth Müllers Wirken einen großen Raum ein und führte sie in Konzertsäle wie die Berliner, Kölner, Münchner und Pariser Philharmonie sowie die Elbphilharmonie. Nach der Eröffnung der Salzburger Festspiele 2016 mit Haydns Schöpfung wurde ihr „jene Klarheit“ bescheinigt, „die Wiener Klassische Musik unbedingt braucht.“[42] Liedhafte Sätze romantischer und spätromantischer Werke gestaltet sie „schlicht, aber berückend“[43] und am Gesamtklang ausgerichtet, wie z.B. die sieben frühen Lieder von Alban Berg in der Orchesterfassung:
„Hanna-Elisabeth Müller breitete diese Musik zwischen verklärter Ruhe und sanfter Leidenschaft als subtil interpretierende Vermittlerin aus, die ihren präzise geführten Sopran mal raumtragend ausfuhr, mal aus dem Nichts aufblühen ließ: quasi wie ein solistisch hervortretendes Orchesterinstrument…“[44]
Am 11. Januar 2017 sprang sie bei der Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie kurzfristig für Camilla Tilling ein und sang, ohne vorher mit Chor und Orchester proben zu können,[45] die Sopranpartie im 4.Satz der 9.Sinfonie d-moll von Ludwig van Beethoven.[46] Im Dezember 2018 war sie Solistin beim ZDF-Adventskonzert aus der Dresdner Frauenkirche.[47][48] Im Dezember 2021 war sie zusammen mit Saimir Pirgu Solistin beim ZDF-Silvesterkonzert aus der Semperoper Dresden.[49]
Orquesta Sinfónica del Principado de Asturias (Bilbao, März 2016)[62]
Symphonieorchester des WDR (Viersen[63] und Duisburg, März 2016)[64]
Preise und Auszeichnungen
2009: 1.Preis, Publikumspreis und Preis für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Werkes beim Liedduo-Wettbewerb in Enschede (Niederlande) zusammen mit ihrer Klavierpartnerin Mihaela Tomi.[65]
2010: 1.Preis im Gesangswettbewerb „Ton und Erklärung – Werkvermittlung in Musik und Wort“ des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft.[66]
2011: Sämtliche der vergebenen Preise bei der Ada Sari International Vocal Art Competition in Nowy Sącz.[67]
2013: Festspielpreis der „Gesellschaft zur Förderung der Münchner Opernfestspiele“.[68]
2014: Auszeichnung als „Nachwuchskünstlerin des Jahres“ durch die Zeitschrift Opernwelt[16]
Diskografie
CD
Anton Bruckner: Messe Nr. 3 in f-moll. Hanna-Elisabeth Müller, Anke Vondung, Dominik Wortig, Franz-Josef Selig, Chor des Bayerischen Rundfunks, Bamberger Symphoniker, Robin Ticciati. Tudor, 2014.
Traumgekrönt. Lieder von Richard Strauss, Arnold Schönberg und Alban Berg. Hanna-Elisabeth Müller (Sopran), Juliane Ruf (Klavier). Belvedere, 2017.
Gustav Mahler: Symphonie Nr. 4 G-Dur. Hanna-Elisabeth Müller (Sopran), Duisburger Symphoniker unter Ádám Fischer. CAvi, 2017.
Richard Strauss: Der Rosenkavalier. Mit Hanna-Elisabeth Müller als Sophie, Camilla Nylund als Marschallin, Paula Murrihy als Oktavian, Peter Rose als Baron Ochs von Lerchenau; Netherlands Philharmonic Orchestra unter Marc Albrecht. Live-Aufnahme von September 2015. Challenge Classics, 2017.
Reine de cœur. Lieder von Robert Schumann, Francis Poulenc und Alexander von Zemlinsky. Hanna-Elisabeth Müller (Sopran), Juliane Ruf (Klavier). Pentatone, 2020.
Sinnbild. Vier letzte Lieder und weitere Orchesterlieder von Richard Strauss. Hanna-Elisabeth Müller (Sopran), WDR Sinfonieorchester unter Christoph Eschenbach. Pentatone 2022
DVD/Blu-ray
Richard Strauss: Arabella. Mit Hanna-Elisabeth Müller in der Rolle der Zdenka, Renée Fleming als Arabella, Thomas Hampson als Mandryka, Daniel Behle als Matteo. Sächsischer Staatsopernchor und Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Christian Thielemann. Regie: Florentine Klepper. Live-Aufnahme von den Salzburger Osterfestspielen 2014. Unitel Classica, 2014.
Johannes Brahms: Ein Deutsches Requiem. Hanna-Elisabeth Müller (Sopran), Simon Keenlyside (Bariton), Cleveland Orchestra, Wiener Singverein unter Franz Welser-Möst. Live-Aufnahme eines Konzerts im Stift Sankt Florian von August 2016. Concorde, 2017.
Eröffnungskonzert der Elbphilharmonie, Hamburg. Mit Hanna-Elisabeth Müller als Sopransolistin im 4. Satz der IX. Symphonie von Ludwig van Beethoven. NDR Elbphilharmonie Orchester unter Thomas Hengelbrock. CMajor, 2017.
Joseph Haydn: Die Schöpfung. Hanna-Elisabeth Müller (Sopran), Maximilian Schmitt, Tenor, Michael Volle, Bariton, Orchestra e Coro del Maggio Musicale Fiorentino unter Zubin Mehta. Dynamic, 2021.
Hanna-Elisabeth Müller.(PDF)(Nicht mehr online verfügbar.)In:Würdigung auf der Website des Ada-Sari Gesangswettbewerbs.2011,archiviertvomOriginalam12.Juni 2018;abgerufen am 6.Juni 2017(polnisch).
Umsonst Sorgen gemacht: Andreas Dresens "Arabella"-Premiere in München gefeiert. In: Musik Heute. 7.Juli 2015 (musik-heute.de[abgerufen am 6.Juli 2018]).
Adventskonzert aus Dresden.(Nicht mehr online verfügbar.)In:Video on demand bis 31.12.2018.ZDF,2.Dezember 2018,archiviertvomOriginalam27.März 2019;abgerufen am 2.Dezember 2018.
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