Maria Callas (eigentlich Maria Anna Sofia Cecilia Kalogeropoulou,griechischΜαρία Άννα Σοφία Καικιλία Καλογεροπούλου; *2. Dezember 1923 in New York City; † 16. September 1977 in Paris) war eine griechische Sängerin. Sie besaß auch die italienische Staatsbürgerschaft. Sie war eine der bedeutendsten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts.
Leben und Wirken
Maria Callas wurde am 2. Dezember 1923 im New Yorker Stadtteil Washington Heights als Tochter der griechischen Einwanderer George Kalogeropoulos und Evangelia Dimitriadou geboren. Der vom Peloponnes stammende Vater änderte 1929 den Familiennamen in Callas, als er im griechischen Viertel von Manhattan eine Apotheke eröffnete.[1] 1937 ging Maria nach der Scheidung ihrer Eltern mit Mutter und Schwester Yakynthy (Jackie) nach Athen. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte sie im November 1938 in Cavalleria rusticana in Athen, als sie noch am Athener Konservatorium bei Maria Trivella studierte. Ab 1938 studierte sie Gesang bei Elvira de Hidalgo, ebenfalls am Konservatorium von Athen. Im August 1942 sang sie an der Nationaloper von Athen zum ersten Mal die Partie der Tosca, im April 1944 erstmals die Rolle der Marta in Tiefland. Bei der griechischen Erstaufführung von Fidelio im Theater des Herodes Attikus im August 1944 übernahm sie die Titelrolle. 1949 heiratete sie den italienischen Unternehmer Giovanni Battista Meneghini und nahm die italienische Staatsbürgerschaft an.
Maria Callas trat in vielen Rollen auf. Ihr Repertoire umfasste 43 vollständige Partien sowie Arien aus weiteren 34 Opern. Dabei reichte ihr Stimmumfang vom fis in Verdis Sizilianische Vesper bis zum f3 in Rossinis Armida. Neben dem Tonumfang von fast drei Oktaven besaß ihre Stimme große Biegsamkeit. Callas beherrschte alle stimmlichen Tontechniken des Belcanto-Gesangs. 1951 trat sie als Aida im Palast der schönen Künste in Mexiko-Stadt auf. Das Ende der Siegerszene im 2. Akt beschloss sie, abweichend von der Partitur, mit einem glasklaren es3. „Das Publikum drehte durch“, beschrieb die Plattenfirma EMI die Reaktion. Die historische Aufnahme ist erhalten und wurde in den 1990er Jahren als Aida Live 1951 von EMI als CD herausgegeben.
Zu ihren bekanntesten Interpretationen gehören Luigi CherubinisMedea, die Violetta in VerdisLa traviata (1951 ff.) und BellinisNorma (1948 ff.). Die Constanze aus Die Entführung aus dem Serail (1952) ist die einzige von ihr dargestellte Mozart-Partie.[2] Ihr Verdienst liegt u. a. in der Interpretation und Darstellung von Belcanto-Opern Rossinis, Donizettis und Bellinis. Ihre Auftritte in Rossinis Il turco in Italia und Armida, Donizettis Anna Bolena und Lucia di Lammermoor und Bellinis Norma und Il pirata bereiteten den Weg für Sängerinnen wie Joan Sutherland und Montserrat Caballé, die Jahre später in diesen Rollen bekannt wurden.
Im Juli 1959 wurde Maria Callas durch Elsa Maxwell mit Aristoteles Onassis bekanntgemacht und begann kurz darauf eine Liebesaffäre mit dem griechischen Milliardär, die 1959 zur Scheidung ihrer Ehe mit Giovanni Battista Meneghini und 1960 zur Scheidung Onassis’ von seiner damaligen Ehefrau Athina Livanos führte.[3] Im April 1966 hatte Callas dafür auf die US-amerikanische Staatsbürgerschaft verzichtet.[4] Auch nach Onassis’ Eheschließung mit Jacqueline Kennedy 1968 wurden er und „die Callas“ in den 1970er Jahren wiederholt in der Öffentlichkeit zusammen gesehen. 1969 spielte Maria Callas für 65.000 USD[4] die Rolle der Medea im gleichnamigen Film von Pier Paolo Pasolini. Ihre gute finanzielle Situation erlaubte ihr, sich ihre Wohnung an der Avenue Georges-Mandel[4] in Paris durch den Dekorateur Georges Grandpierre[4] glanzvoll einrichten zu lassen. Am 15. März 1975 wachte sie am Totenbett von Onassis in Neuilly-sur-Seine.[4] Von 1971 bis 1972 unterrichtete sie zeitweilig ausgewählte Meisterklassen an der Juilliard School in New York. Zusammen mit ihrem früheren musikalischen Partner Giuseppe Di Stefano versuchte sie ein Comeback in mehreren Rezital-Tourneen.
Am 16. September 1977 starb Maria Callas im Alter von 53 Jahren in Paris, Avenue Georges-Mandel Nr.36, an einem Herzinfarkt.[5] Die Trauerfeier nach byzantinischem Ritus fand am 20. September 1977 in der griechisch-orthodoxen Kathedrale Saint-Etienne in Paris statt. Unter den Trauergästen waren Fürstin Gracia von Monaco, Prinzessin Caroline, der Bariton Tito Gobbi und der Filmproduzent Franco Rossellini.[6] Ihrem Wunsch folgend wurde ihr Leichnam eingeäschert und die Asche vor der griechischen Insel Skorpios im Ionischen Meer verstreut. Im Kolumbarium des Pariser Friedhofes Père Lachaise befindet sich ein symbolisches Urnengrab.[7]
Rezeption
Maria Callas hat ein bedeutendes musikalisches Erbe hinterlassen. Von 1952 an bis zu ihrem Abschied von den Opernbühnen mit der Tosca-Aufführung am 5. Juli 1965 im Royal Opera House Covent Garden in London hat sie, exklusiv für EMI, viele ihrer großen Partien auf Schallplatten aufgenommen. Ihre Aufnahme von Tosca mit Giuseppe Di Stefano und Tito Gobbi als Partnern unter Victor de Sabata wird noch heute als eine der besten Opern-Einspielungen überhaupt angesehen. Insgesamt gibt es über ein Dutzend Studioaufnahmen verschiedener Opern. Darüber hinaus existieren Live-Mitschnitte von Opernaufführungen und mehrere Rezitals. Maria Callas wird als unerreichte „Primadonna assoluta“ des 20. Jahrhunderts gesehen. In den 1950er und 1960er Jahren war ihr Primat nicht unbestritten. Manche Medien und Opernliebhaber, besonders in Italien, bevorzugten die knapp zwei Jahre ältere Italienerin Renata Tebaldi, die hinsichtlich Stimmvolumen, Ausdruckskraft und Gesangstechnik nicht mit ihr mithalten konnte, aber über eine angenehmere, wärmere Stimme verfügte, wobei Callas als „Tigerin“ und Tebaldi als „Engel“ oder „Taube“ apostrophiert wurden.
„Das andere Beispiel ist natürlich die Medea Cherubinis (nehmen wir die Scala-Aufführung unter Leonard Bernstein 1953). Wenn Callas das bereitete Schlachtfeld des dritten Aktes betritt (»Numi, venite a me, inferni dei!«), dann lernen wir als fassungslose Zuhörer, auch wenn wir nicht Zuschauer waren, was es heißt, in der Oper des 18. und frühen 19. Jahrhunderts Rezitative zu singen, und wenn sie nur dieses und das dem Finale vorausgehende Rezitativ hinterlassen hätte, sie würde allein dadurch zu den größten Erscheinungen dramatischen Gesangs aller Zeiten zählen [...] Ich neige nicht zu Übertreibungen, aber ich muss bei aller Abwehr der kritiklosen Callas-Verhimmelung gestehen, daß es in der Geschichte der Aufzeichnung des menschlichen Gesanges nichts Atemberaubenderes gibt als diesen dritten Akt Medea. Hier sang jemand um sein Leben, und wenn man die Callas nach diesem Abend tot von der Bühne getragen hätte, mich würde es nicht wundern. Das ist eine Selbstentäußerung, das ist vokaler Wahnwitz in einem Grade, der jede Kritik verstummen läßt, ja jede fachmännische Beurteilung nebensächlich erscheinen läßt. So darf man einfach nicht singen, so darf man sich nicht auf der Bühne selbst verbrennen, möchte man als Hörer einwenden, aber man bringt kein Wort heraus. Das Gift, das Medea Glauce mit Diadem und Gewand eingibt, das zerfrißt gleichzeitig die Stimmbänder ihrer Interpretin, und der Gott des Gesanges, wenn es denn einen gibt, hat das Opfer, das ihm da gebracht wurde, nicht gnädig angenommen.“
Tosca von Giacomo Puccini, London 1964 (Carlo Felice Cillario), Live
Film- und Fernsehaufnahmen mit Maria Callas
Nur wenige Auftritte von Callas sind als Film dokumentiert, so Ausschnitte aus Tosca vom 25. November 1956 in New York (mit George London als Scarpia und dem NBC-Orchester unter Dimitri Mitropoulos), ihr Debüt in Paris 1958, beide Konzerte in Hamburg (1959 und 1962) sowie die Konzerte im Royal Opera House in Covent Garden (1962 und 1964). Außerdem gibt es sehr kurze Ausschnitte aus Norma und La traviata sowie den Medea-Film von Pasolini.
Auftritte und Rollen
Callas stand von 1949 bis 1965 insgesamt 540 Mal in 42 Partien auf der Opernbühne, das erste Mal als Santuzza in einer Studentenaufführung von Cavalleria rusticana am 2. April 1939. Auf einer professionellen Bühne sang sie zum ersten Mal in Athen am 27. August 1942 die Tosca. In dieser Rolle verabschiedete sie sich auch am 5. Juni 1965 in London von der Opernbühne. Konzertante Opern-Darbietungen sind bei diesen Aufstellungen nicht enthalten.[11]
Mit Abstand am häufigsten trat sie als Norma auf (91-mal), es folgen Violetta (57-mal), Lucia (40-mal), Tosca (32-mal), Medea (29-mal), Aida (26-mal), Turandot (24-mal), Amina (22-mal), Leonora in Trovatore (21-mal), Elvira in den Puritani (16-mal), La Gioconda und Santuzza (13-mal), Isolde (12-mal), Anna Bolena und Elena in I vespri siciliani (11-mal).
John Ardoin: Maria Callas und ihr Vermächtnis. Aus dem Englischen von Tilmann Waldraff. Noack-Hübner, München 1979, ISBN 3-88453-002-X (Originaltitel s. u.).
John Ardoin (Hrsg.): Maria Callas: Meine Meisterklasse. Ein Übungsbuch für Sänger mit zahlreichen Notenbeispielen. Aus dem amerikanischen Englisch von Olaf Matthias Roth. Henschel, Berlin 2002, ISBN 3-89487-444-9 (Transkript der Meisterkurse an der New Yorker Juilliard School mit 25 Sängerinnen und Sängern).
Eva Baronsky: Die Stimme meiner Mutter. Ecco, Hamburg 2021, ISBN 978-3-7530-0005-3.
Callas. Gesichter eines Mediums. Mit einem Essay von Attila Csampai und einer Würdigung von Ingeborg Bachmann. Schirmer-Mosel, München u. a. 1993, ISBN 3-88814-987-8.
Neuauflage: ebenda 2007, ISBN 978-3-8296-0313-3.
Jens Malte Fischer: Große Stimmen. Von Enrico Caruso bis Jessye Norman (= Suhrkamp-Taschenbuch. 2484). Lizenzausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-518-38984-X.
Nicholas Gage: Griechisches Feuer. Maria Callas und Aristoteles Onassis. Aus dem Amerikanischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Blessing, München 2001, ISBN 3-89667-136-7 (Originaltitel s. u.).
Stelios Galatopoulos: Maria Callas. Die Biographie. Aus dem Englischen von Manfred Ohl und Hans Sartorius. S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-024413-3.
Jürgen Kesting: Maria Callas. Claassen, Düsseldorf 1990, ISBN 3-546-45386-7.
Werner Schroeter: Der Herztod der Primadonna, in DER SPIEGEL 40/1977
Ricci Tajani: Maria Callas. The Cruise '59 – Biografie einer Reise. Schott Music, Mainz 2006, ISBN 3-7957-0569-X.
Gunna Wendt: Meine Stimme verstörte die Leute. Diva assoluta Maria Callas. Knaus, München 2006, ISBN 3-8135-0237-6.
Gunna Wendt: Maria Callas oder Die Kunst der Selbstinszenierung. Henschel, Leipzig 2006, ISBN 3-89487-537-2.
in französischer Sprache:
Anne Edwards: Maria Callas intime (= J'ai lu. Biographie. Nr. 7731). Traduit de l'anglais par Marie-Claude Elsen. J'ai lu, impr. Paris 2005, ISBN 2-290-33777-3 (Originaltitel s. u.).
Jacques Lorcey: L'art de Maria Callas. Éditions Atlantica, Biarritz 1999, ISBN 2-84394-168-7.
Jacques Lorcey: Immortelle Callas. Éditions Séguier, Paris 2002, ISBN 2-84049-348-9.
in englischer Sprache:
John Ardoin: The Callas Legacy. Duckworth, London 1977, ISBN 0-7156-0975-0.
Anne Edwards: Maria Callas. An Intimate Biography. 1st US edition. St. Martin's Press, New York NY 2001, ISBN 0-312-26986-2.
Nicholas Gage: Greek Fire. The Story Of Maria Callas and Aristotle Onassis. Warner Books, New York NY 2001, ISBN 0-446-61076-3.
Stelios Galatopoulos: Maria Callas. Sacred Monster. Simon and Schuster, New York NY 1998, ISBN 0-684-85985-8.
David A. Lowe (Hrsg.): Callas, As They Saw Her. Ungar Publishing Company, New York NY 1986, ISBN 0-8044-5636-4.
Nicholas Petsalis-Diomidis: The Unknown Callas. The Greek Years (= Opera Biography Series. 14). Amadeus Press, Portland OR 2001, ISBN 1-57467-059-X.
Nadia Stancioff: Maria. Callas Remembered. An Intimate Portrait of the Private Callas. E. P. Dutton, New York NY 1987, ISBN 0-525-24565-0 (deutsch: Callas. Biographie einer Diva. SV International – Schweizer Verlags-Haus, Zürich 1988, ISBN 3-7263-6571-0 bzw. (= Bastei-Lübbe-Taschenbuch. 61202). Lübbe, Bergisch Gladbach 1991, ISBN 3-404-61202-7).
Arianna Stassinopoulos: Maria. Beyond the Callas Legend. Weidenfield & Nicolson, London 1980, ISBN 0-297-77544-8.
Arianna Stassinopoulos: Maria Callas. The Woman Behind the Legend. Simon and Schuster, New York 1981, ISBN 0-671-25583-5.
Theaterstücke
Terrence McNally: Master Class. Deutsch (Meisterklasse) von Inge Greiffenhagen und Bettina von Leoprechting. Das Stück und sein Autor erhielten dafür 1996 den Tony Award.
Wolfgang Schukraft: Maria und die Callas. Uraufführung: 16. März 2017 in der Theaterei Herrlingen.[12]
Callas Assoluta. Dokumentarfilm, Frankreich 2007, 98 Min., Regie: Philippe Kohly. Produktion: Swan Productions, ARTE France. Inhaltsangabe bei 3sat, Video bei YouTube.
Maria by Callas. Dokumentarfilm, Frankreich 2017, 113 Min., Regie: Tom Volf.
Sternstunden der Musik: Maria Callas - Tosca 1964, Dokumentarfilm, Deutschland 2017, 43 Min / 52 Min, Regie: Holger Preuße, ZDF/ARTE
Arianna Stassinopoulos: Maria. Beyond the Callas Legend. 1980, S. 7 ff.
Arianna Stassinopoulos: Maria. Beyond the Callas Legend. 1980, S. 103.
Arianna Stassinopoulos: Maria. Beyond the Callas Legend. 1980, S. 181–184.
Frédéric Lecomte-Dieu:Maria Callas, quand le rideau tombe! (Ausstellungskatalog). Opera National de Bordeaux/Paris Match, Bordeaux 2017, ISBN 978-2-9601691-9-5, S.80,86,88,90,96.
Von Lars Wallerang:Legende: Maria Callas - Die griechische Tragödin. In: Westdeutsche Zeitung. 13.September 2007 (wz.de[abgerufen am 28.Februar 2017]).
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