In the Court of the Crimson King ist das Debütalbum der britischen Rockband King Crimson und gilt als stilprägend für den späteren Progressive Rock der 1970er Jahre. Die Musik des am 10. Oktober 1969 bei Island Records und Atlantic Records veröffentlichten Albums unterschied sich wesentlich vom musikalischen Mainstream der damaligen Zeit. Es zeichnet sich durch häufigen Mellotron-Einsatz, lange und virtuose Instrumentalteile, rhythmische und harmonische Komplexität sowie surreale Texte aus.
King Crimson hatten sich als Band zwischen November 1968 und Januar 1969 zusammengefunden. Die erste Bandprobe fand am 13. Januar 1969 im Keller des Fulham Palace Cafés in London statt. Ende Januar entschieden sich David Enthoven und John Gaydon, als Manager für die Band zu arbeiten, und brachten den Moody-Blues-Produzenten Tony Clarke von der Plattenfirma Decca zu der Zusage, mit King Crimson ein Album aufzunehmen.
Die Stücke des Albums entstanden während gemeinsamer Bandproben und wurden bereits vor seiner Veröffentlichung mehrfach live gespielt. I Talk to the Wind wurde von Robert Fripps und Michael Giles’ Vorgängerband Giles, Giles & Fripp übernommen. An der Entstehung der anderen Songs waren meist sämtliche Bandmitglieder beteiligt. Am 1. Mai 1969 besuchte die Band die Londoner Morgan Studios, in denen die Arbeiten am Debütalbum stattfinden sollten, um sich ein Bild zu machen, doch die Aufnahmen konnten aufgrund zahlreicher Konzertverpflichtungen erst im Juni beginnen.
Am 12. Juni begannen die Aufnahmesitzungen mit 21st Century Schizoid Man. Die Backing Tracks entstanden noch an diesem Tag, am nächsten Tag nahm McDonald sein Solo auf. Am 14. Juni arbeitete man an I Talk to the Wind, in den nächsten Tagen an Epitaph. Doch die Sessions wurden schon am 19. Juni abgebrochen. Die Band war unzufrieden mit der Richtung, in die Tony Clarke gehen wollte.
Nach einer Unterbrechung von drei Wochen unternahm man einen letzten Versuch mit Clarke und nahm die Arbeiten am 7. Juli wieder auf. Vier Tage lang konzentrierte sich die Band auf Epitaph. Doch erneut wurden die Sessions abgebrochen: Tony Clarke hatte versucht, King Crimson den „Moody-Blues-Sound“ zu verpassen, der sich zuvor bereits als sehr erfolgreich erwiesen hatte. Doch die Band wollte ihr eigenes Klangbild entwickeln. Sie trennte sich daraufhin von Clarke und Decca. Enthoven und Gaydon mussten in der Folge die Band selbst finanzieren, konnten jedoch bald einen Vertrag mit Island Records abschließen. Daraufhin wurden die Arbeiten in den Wessex Studios wieder aufgenommen.
Ab 21. Juli wurde das titelgebende The Court of the Crimson King fertiggestellt. In den darauffolgenden Tagen nahm man das Mellotron und den Gesang auf. Am 29. Juli nahm sich die Band I Talk to the Wind vor, einen Tag später wandte man sich Epitaph zu. 21st Century Schizoid Man wurde vom ersten bis zum vierten August 1969 aufgenommen. Die Arbeiten daran wurden mit Fripps und McDonalds’ Soli abgeschlossen. Am 31. August wurden die Backing-Tracks für Moonchild aufgenommen. Aufgrund des Mangels an Songmaterial beschloss man, die kurze Ballade durch eine Improvisation (damals ohnehin bereits ein wichtiger Teil von King-Crimson-Konzerten) auszubauen. Die Aufnahmen waren Ende August abgeschlossen.
Weitere Stücke, die King Crimson zu dieser Zeit live spielten, wurden nicht auf dem Album veröffentlicht, darunter Mars (aus Gustav Holsts Suite Die Planeten, später als The Devil’s Triangle auf dem Folgealbum In the Wake of Poseidon veröffentlicht)[1] und Get thy Bearings (Coverversion eines Donovan-Songs), weil man keine Coverversionen auf dem Debütalbum haben wollte. Die Stücke Travel Weary Capricorn (Fripp, Lake, McDonald, Giles, Sinfield) und Drop In (Fripp, Lake, McDonald, Giles) aus dieser Zeit sind bis heute lediglich auf Live-Alben zu hören.
Seite Eins:
Seite Zwei:
Die Gesamtlaufzeit des Albums beträgt 43:45 Minuten. Die weiteren Untertitel der fünf Stücke haben keinerlei Bedeutung. Die Musiker entschieden sich dafür, als sie hörten, dass sie mehr Geld bekommen würden, wenn das Album mehr Stücke enthielte.
40th Anniversary Edition
21st Century Schizoid Man bewegt sich im Bereich zwischen Hard Rock und Jazz. Zunächst dominieren ein E-Gitarren-Riff ( Hörbeispiel?/i), verzerrte Gitarrensounds und aggressiver, ebenfalls verzerrter Gesang. Später geht der Song in rasante Unisono-Läufe (
Hörbeispiel?/i) über, die dem Bebop entlehnt sind. Die Stilwechsel, die rhythmischen Brüche (in weiten Teilen wechseln 4/4-, 3/4-, 2/4-, 12/8- und 6/8-Takte) und die enorme Dynamik des Stückes waren zu dieser Zeit eine Ausnahmeerscheinung.
Der Einstiegsriff zu 21st Century Schizoid Man stammt von Greg Lake, die Erweiterung um die chromatische Tonfolge F, F# und G von Ian McDonald, der Riff am Beginn des instrumentalen Mittelteils geht auf eine Idee Fripps zurück, und Michael Giles ist für den Unisonoteil verantwortlich. Der Text wurde von Peter Sinfield verfasst. Die Bebop-artige Phrase am Beginn des instrumentalen Mittelteils stammt aus Ian McDonalds’ Tagen in einer Big Band der britischen Armee. Er hatte sie ursprünglich als Teil eines Stückes namens Three Score and Four für diese Band geschrieben, das jedoch nie gespielt worden war. McDonalds’ Solo über dem 12/8-Takt bricht abrupt ab, weil diese Tonspur der 8-Spur-Anlage im Anschluss für Robert Fripps Gitarre benötigt wurde.
I Talk to the Wind fungiert als idyllisches Zwischenspiel zwischen dem frenetischen 21st Century Schizoid Man und dem hymnischen Abschluss der ersten Albumseite, Epitaph. Es ist das einzige Stück auf In the Court of the Crimson King, das nicht vollständig in Moll gehalten ist. McDonalds’ Flötensolo auf I Talk to the Wind wurde aus zwei verschiedenen Aufnahmen zusammengeschnitten. Der Schnitt ist bei 5:23 min. zu hören.
Das hymnische Epitaph wird durch die Mollakkorde des Mellotrons dominiert. Im Text herrschen düstere Zukunftsvisionen vor, die durch den Verlust alter Wahrheiten und moralischer Anleitung aktuellen Wissens bestimmt sind. Die Hoffnungslosigkeit wird durch die achtzehnfache Wiederholung einer VI-v-Progression in e-Moll im Schlussteil Tomorrow and Tomorrow unterstrichen.
Epitaph wuchs seit Winter 1968/69 durch Beiträge verschiedener Bandmitglieder nach und nach an. Die Melodie stammt wohl von Lake, Tomorrow and Tomorrow geht auf eine Bandprobe am 27. Mai 1969 zurück. Erst am 6. Juni, als McDonald die Noten für Epitaph und Cadence and Cascade festhielt, scheint das Stück in seiner endgültigen Fassung vorgelegen zu haben.
Die Ballade Moonchild beruht auf einfachen, reinen Dreiklängen, gängigen Akkordfolgen und Kadenzen. In dem Stück steht dabei der Moll-Septnonakkord im Vordergrund. Der größte Teil des über 12-minütigen Stückes wird von einer langen Improvisation eingenommen, mit der Fripp mittlerweile derart unzufrieden ist, dass er mehrfach geäußert hat, man hätte den Song um die Hälfte kürzen sollen. Für das Box-Set Frame by Frame (1991) hat er den improvisierten Teil herausgenommen.
Moonchild war im Februar im Keller des Fulham Palace Cafés entstanden. Die Melodie geht auf eine Zusammenarbeit von Fripp und McDonald zurück. Der dumpfe Schlagzeugklang wurde dadurch erreicht, dass Michael Giles seine Instrumente mit Handtüchern abdeckte. Bei 9:50 min. baute Fripp eine kurze Passage aus dem Oklahoma!-Stück Surrey with a Fringe on Top ein.
The Court of the Crimson King beruht ebenfalls auf einfachen, reinen Dreiklängen, gängigen Akkordfolgen und Kadenzen. Der Text stammte aus einem völlig anderen Stück, das Peter Sinfield 1968 geschrieben hatte. McDonald arbeitete seit dem 4. Februar an einer neuen Melodie für den Text. Eine kurze Phrase in McDonalds’ Flötensolo bei 5:11 min. geht auf Rimski-Korsakows Scheherazade zurück (Beginn des zweiten Satzes).
Das Albumcover zeigt ein verzerrtes, schreiendes Gesicht mit weit aufgerissenen Augen und Mund in Großaufnahme. Auf der Innenseite des Klappcovers sind ein freundlicheres Gesicht und zwei Hände, deren Gestik eine rege Unterhaltung abzubilden scheint, zu sehen. Die Aquarelle wurden von Barry Godber gemalt, einem Freund von Peter Sinfield aus dessen Tagen am Chelsea Art College. Er starb ein Jahr nach der Veröffentlichung des Albums 24-jährig an einem Herzanfall.
Quelle | Bewertung |
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Allmusic | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
All About Jazz | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Laut.de | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Musikexpress | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Zusammen mit frühen Alben der Bands The Nice, Procol Harum und The Moody Blues ist In the Court of the Crimson King oft als erstes Progressive-Rock-Album bezeichnet worden.[6][7] Viele Bands haben sich an diesem Album orientiert, darunter Genesis, die sich das Cover in ihrem Proberaum an die Wand gepinnt hatten.
21st Century Schizoid Man ist bis heute King Crimsons’ bekanntestes Stück. 2003 nannte es der damalige britische Premierminister Tony Blair gegenüber der Zeitung The Guardian als sein Lieblingslied.[8] Der US-amerikanische Rapper Kanye West verwendete 2010 ein Sample aus 21st Century Schizoid Man für seinen Song Power.
Das Musikmagazin eclipsed wählte das Album auf den 2. Platz seiner Liste der 150 wichtigsten Prog-Alben.[9] Im Juli 2010 listete die britische Musikzeitschrift Classic Rock das Album als eines der 50 Musikalben, die den Progressive Rock prägten[10]. Im Juni 2015 wählte das renommierte Fachblatt Rolling Stone das Erstlingswerk auf Platz 2 der 50 besten Progressive-Rock-Alben aller Zeiten.[11]
Pitchfork Media wählte In the Court of the Crimson King auf Platz 56 der 200 besten Alben der 1960er Jahre.[12]
Das Album wurde in die 1001 Albums You Must Hear Before You Die aufgenommen.
Jakko Jakszyk • Robert Fripp • Tony Levin • Mel Collins • Pat Mastelotto • Gavin Harrison • Bill Rieflin • Jeremy Stacey | |
Greg Lake • Gordon Haskell • Boz Burrell • Adrian Belew • Richard Palmer-James • John Wetton • Trey Gunn • Keith Tippett • Ian McDonald • Peter Sinfield • David Cross • Michael Giles • Andy McCullough • Ian Wallace • Bill Bruford • Jamie Muir | |
Studioalben | In the Court of the Crimson King • In the Wake of Poseidon • Lizard • Islands • Larks’ Tongues in Aspic • Starless and Bible Black • Red • Discipline • Beat • Three of a Perfect Pair • Thrak • the construKction of light • The Power to Believe |
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Extended Plays | Vrooom • Level Five • Happy with What You Have to Be Happy With |