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Leo Brouwer, eigentlich Juan Leovigildo Brouwer Mesquida[1] (* 1. März 1939 in Havanna), ist ein kubanischer Dirigent, Gitarrist, Percussionist, Komponist, Arrangeur und Musikpädagoge.[2] Er ist einer der wichtigsten südamerikanischen Gitarrenkomponisten der Gegenwart. Zu seinen Werken gehören Kammermusik, Sinfonien und Instrumentalkonzerte. Außerdem komponierte er Filmmusiken zu ausgezeichneten Filmen wie Bittersüße Schokolade (1992) und Dem Himmel so nah (1995). Seine Tonschöpfungen reflektieren mitunter traditionelle afrikanische Musik.[1] Er arbeitete mit den Gitarristen John Williams und Julian Bream zusammen. Breite Anerkennung fand er darüber hinaus bei Tōru Takemitsu und Hans Werner Henze.[3] Zahlreiche internationale Auszeichnungen wurden ihm zuteil, so wurde er 2001 Ehrenmitglied der UNESCO und erhielt 2010 den renommierten ibero-amerikanischen Tomás-Luis-de-Victoria-Preis.

Leo Brouwer, vor 2008
Leo Brouwer, vor 2008

Biographie



Jugend, Anfänge


Er begann im Alter von 13 Jahren mit dem Gitarrenspiel, inspiriert durch das Hören von Flamenco-Musik und gefördert von seinem Vater Juan Brouwer, der neben seinem Beruf als Arzt auch selbst als Amateur Gitarre spielte, und seiner Tante Caridad Mezquida. Nach der Scheidung seiner Eltern wuchs er bei seiner Großmutter auf, durch die er mit seinem berühmten Großonkel Ernesto Lecuona in Kontakt kam.[1] Sein erster Lehrer (von 1953 bis 1954) auf der Gitarre war Isaac Nicola, der wiederum bei Emilio Pujol gelernt hatte. Später besuchte er das Konservatorium Carlos Alfredo Peyrellade in Havanna.[4]


Erste Kompositionen


Leo Brouwer erlernte so das traditionelle Repertoire eines klassischen Gitarristen und hatte mit 17 Jahren seinen ersten öffentlichen Auftritt. Zu diesem Zeitpunkt trat bereits sein Interesse am Komponieren zutage, welches er sich zunächst autodidaktisch aneignete. Zu seinen ersten Arbeiten gehören Music und Suite aus dem Jahr 1954. Die Kompositionen Preludio (1956) und Fuga No. 1 (1959) waren stilistisch von Béla Bartók und Igor Strawinski beeinflusst.

Seine weitere Ausbildung erfolgte durch Stipendien in den USA, wo er bei Stefan Wolpe, Carl Bamberger[5] und Vincent Persichetti an der Juilliard School of Music und bei Isadore Freed, Joseph Iadone und Edward Diemente[6] an der Hartt School der University of Hartford (von 1959 bis 1960) Komposition studierte. Brouwer setzte sich auch mit experimentellen Strömungen auseinander. Dies zeigt sich zum Beispiel in der Elogio de la Danza (Huldigung an den Tanz), welche im Gegensatz zu seinen früheren Kompositionen einen stark dissonanten Charakter aufweist. Auch von der Verwendung kubanischer Rhythmen hat Brouwer in diesem Stück weitgehend Abstand genommen. Das Stück besteht aus zwei Sätzen: einem Lento und einem stark rhythmisch prägnanten Ostinato. Heute ist es weltweit eines der beliebtesten Stücke für Gitarre und Tänzer.


Weitere Phasen


In der nächsten Phase entstanden Kompositionen wie Canticum und das Concerto No. 1 for Guitar and Orchestra, in denen seine Beschäftigung mit serieller Musik, Zwölftonmusik sowie modaler Musik deutlich wird. Er wurde durch moderne Komponisten wie Luigi Nono und Iannis Xenakis beeinflusst.

1970 spielte Brouwer bei der Uraufführung des Rezitals für vier Musiker El Cimarrón im Rahmen der Berliner Festspiele die Gitarre. Gemeinsam mit Morton Feldman war er 1972 Stipendiat des DAAD in Berlin.

Die Musik aus der dritten Phase seines Schaffens macht einen minimalistischen Eindruck, was Leo Brouwer selbst als Entwicklung eines modularen Systems beschreibt. Hierzu zählen Kompositionen wie El Decamerón Negro (1981, Sharon Isbin gewidmet) oder Hika „In Memorium Toru Takemitsu“ (1996).

Für den Gitarrenwettbewerb in Esztergom in Ungarn schrieb Leo Brouwer das Stück Blue Skies and Smile, das er mit dem Bálint Bakfark Gitarrenorchester, welches aus 200 Gitarristen bestand, aufführte.


Andere Aktivitäten


Leo Brouwer (Havanna 1998)
Leo Brouwer (Havanna 1998)

Daneben hat er technische Übungen für die Gitarre geschrieben (die zum gitarristischen Aufführungsrepertoire gehörenden insgesamt 20 Éstudios Sencillos[7]), war als Arrangeur tätig und komponierte diverse Filmmusiken. Neben seinen Kompositionen für Gitarre schrieb er Kammermusik, Chorwerke, ein modernes Ballett, Stücke für Bläserensemble wie auch Orchesterwerke.

Darüber hinaus ist Leo Brouwer von 1960 bis 1961 als stellvertretender Musikdirektor am Radio Habana Cuba,[8] Professor für Komposition (von 1961 bis 1967 am Nationalkonservatorium in Havanna),[9] musikalischer Berater für das kubanische Fernsehen und Radio tätig gewesen, war Jury-Mitglied bei verschiedenen musikalischen Wettbewerben, hat mehrere internationale Preise erhalten, war Dozent der Akademie der Künste in Berlin und wurde 1987 Ehrenmitglied der UNESCO; im gleichen Jahr wie Isaac Stern und Alain Daniélou. Diese Ehre wurde bereits Yehudi Menuhin, Ravi Shankar, Herbert von Karajan und Joan Sutherland zuteil.

Er war Gründungsmitglied des Instituto Cubano del Arte e Industria Cinematográficos, dessen Musikdirektor er seit 1969 ist.[10] Er gehörte hier, gemeinsam mit Silvio Rodríguez, Pablo Milanés, Sergio Vitier, der Gruppe für Tonexperimente an.[11] Es setzte Standards in der lateinamerikanischen Film- und Popmusik. Brouwer selbst komponierte 60 Stücke, darunter La última cena (Das letzte Abendmahl, 1976) unter der Regie von Tomás Gutiérrez Alea sowie Like Water for Chocolate (Bittersüße Schokolade, 1993) und A Walk in the Clouds (Dem Himmel so nah, 1995) des Regisseurs Alfonso Arau.[10]

Brouwer dirigierte Orchester auf der ganzen Welt. So gastierte er bei den Berliner Philharmonikern, dem Royal Scottish National Orchestra, dem BBC Chamber Orchestra, dem National Sinfonieorchester Mexikos, dem RAI Symphonie-Orchester, dem Orchestre Philharmonique de Liège, dem Ostbottnischen Kammerorchester Finnland und dem Staatlichen Symphonieorchester Istanbul.[12] Er stand zehn Jahre dem Nationalen Sinfonieorchester Kubas vor und gründete und leitete von 1992 bis 2001 das Orchester Cordoba in Spanien.[13]

Er arrangierte die Originalkompositionen von Scott Joplins Elite Syncopations und The Entertainer sowie John Lennons und Paul McCartneys Fool on the Hill.[14]


Auszeichnungen



Werke für Gitarre



Gitarre solo


• Fandangos y boleros
• Sarabanda de Scriabin
• Toccata de Pasquini
Guajira criolla
Zapateado
Drume negrita, cancion de cuna (Berceuse), nach einem Thema von Eliseo Grenet
Ojos Brujos, nach einem Thema von Gonzalo Roig

Gitarrengruppen



Gitarrenduo


Gitarrenquartett


Gitarrenorchester


Gitarre und Streichquartett


Gitarre und Orchester



Konzerte für Gitarre / conciertos para guitarra


Andere Werke



Solobesetzungen



Ensemble / Kammermusik



Streichquartett


Andere


Werke für Orchester



Orchester mit Soloinstrumenten


Chor



Filmmusik



Aufnahmen



Trivia


Eine umfangreiche Werkausgabe hat der Verlag Editions Max Eschig in Paris herausgegeben.

Der Heavy-Metal-Gitarrist Randy Rhoads zitiert die sechste der Estudios Sencillos als Einleitung zu „Diary of a Madman“ auf Ozzy Osbournes gleichnamigem Album.


Literatur




Commons: Leo Brouwer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Richard M. Juang, Noelle Anne Morrissette: Africa and the Americas. Culture, Politics, and History. Band 2, ABC-CLIO, 2008, ISBN 978-1-85109-441-7, S. 206.
  2. William Luis: Culture and customs of Cuba. Greenwood Pub Group, 2001, ISBN 0-313-30433-5, S. 143.
  3. Victor Coelho: The Cambridge companion to the guitar. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-80192-3, S. 197.
  4. Leo Brouwer bei Indopedia (Memento des Originals vom 11. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.indopedia.org
  5. schott aktuell - the journal 2/1999 online (Memento des Originals vom 18. November 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schott-music.com (PDF; 462 kB)
  6. Leo Brouwer Mezquida bei Cubacine@1@2Vorlage:Toter Link/www.cubacine.cult.cu (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Hannes Fricke: Mythos Gitarre: Geschichte, Interpreten, Sternstunden. Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-020279-1, S. 203 f.
  8. Don Michael Randel: The Harvard biographical dictionary of music. Harvard University Press, Cambridge 1996, ISBN 0-674-37299-9, S. 111.
  9. David M. Cummings, Melrose Press: International who’s who in music and musicians' directory. Routledge, London 2000, ISBN 0-948875-53-4, S. 84.
  10. Richard M. Juang, Noelle Anne Morrissette: Africa and the Americas. Culture, Politics, and History. Band 2, ABC-CLIO, 2008, ISBN 978-1-85109-441-7, S. 207.
  11. Claudia Lightfoot: Havana. A Cultural and Literary Companion. Signal Books, Oxford 2002, ISBN 1-902669-33-9, S. 208.
  12. Leo Brouwer bei AfroClassical.com
  13. Carlos Prieto, Elena C. Murray: The adventures of a cello. University of Texas Press, 2006, ISBN 0-292-71322-3, S. 274.
  14. Leo Brouwer bei The Music Web
  15. Neu gewählte Mitglieder 2019. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 30. Mai 2019 (englisch).
  16. Hannes Fricke: Mythos Gitarre: Geschichte, Interpreten, Sternstunden. Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-020279-1, S. 203.
  17. De Bach a Los Beatles (spanisch)
  18. La obra guitarrística de Leo Brouwer. Vol. I. (spanisch)
  19. La obra guitarrística de Leo Brouwer. Vol. II. (spanisch)
  20. La obra guitarrística de Leo Brouwer. Vol. III. (spanisch)
  21. La obra guitarrística de Leo Brouwer. Vol. IV. (spanisch)
  22. La obra guitarrística de Leo Brouwer. Vol. V. (spanisch)
  23. La obra guitarrística de Leo Brouwer. Vol. VI. (spanisch)
  24. La obra guitarrística de Leo Brouwer. Vol. VII. (spanisch)
  25. La obra guitarrística de Leo Brouwer. Vol. VIII. (spanisch)
  26. Leo Brouwer Collection Vol. 1–6 (Frame) (Memento des Originals vom 25. Juni 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.quadroframe.com (englisch)
Personendaten
NAME Brouwer, Leo
ALTERNATIVNAMEN Brouwer, Juan Leovigildo
KURZBESCHREIBUNG kubanischer klassischer Gitarrist und Komponist
GEBURTSDATUM 1. März 1939
GEBURTSORT Havanna, Kuba

На других языках


- [de] Leo Brouwer

[en] Leo Brouwer

Juan Leovigildo Brouwer Mezquida (born March 1, 1939) is a Cuban composer, conductor, and classical guitarist. He is a Member of Honour of the International Music Council.[1]

[es] Leo Brouwer

Juan Leovigildo Brouwer Mesquida (La Habana, 1 de marzo de 1939), más conocido como Leo Brouwer, es un compositor, guitarrista y director de orquesta cubano.

[ru] Брауэр, Лео

Ле́о Бра́уэр (полное имя Хуан Леовихильдо Брауэр Мескида, исп. Juan Leovigildo Brouwer Mezquida; род. 1 марта 1939, Гавана) — кубинский композитор, гитарист и дирижёр.



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