Die Bläservereinigung Berlin war ein Holzbläserquintett mit Klavier bzw. Cembalo. Die Vereinigung bestand von 1966 bis 1993 und machte sich vor allem um die Aufführung Neuer Musik verdient.
Bläservereinigung Berlin | |
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![]() Bläservereinigung Berlin | |
Allgemeine Informationen | |
Genre(s) | Kammermusik |
Gründung | 1966 |
Auflösung | 1993 |
Gründungsmitglieder | |
Bernd Casper Hermann Wolfframm Klaus Gerbeth Siegfried Schramm Dieter Buschner Dieter Hähnchen | |
Letzte Besetzung | |
Klavier, Cembalo, E-Orgel, Schlagzeug | Bernd Casper |
Flöte, Piccoloflöte, Altflöte, Schlagzeug | Hermann Wolfframm |
Klarinette, Bassklarinette, Schlagzeug | Siegried Schramm |
Fagott, Kontrafagott, Schlagzeug | Dieter Hähnchen |
Oboe, Englisch Horn, Schlagzeug | Dieter Wagner (seit 1971) |
Horn, Schlagzeug | Christian Wagner (seit 1990) |
Ehemalige Mitglieder | |
Horn, Schlagzeug | Dieter Buschner (bis 1983) |
Horn, Schlagzeug | Wolfgang Stahl (1983–1990) |
Oboe, Englisch Horn, Schlagzeug | Klaus Gerbeth (bis 1971) |
1966 gründeten sechs Musiker aus den Orchestern der Staatsoper Unter den Linden, der Komischen Oper Berlin und des Konzerthausorchesters Berlin die Bläservereinigung Berlin. Sie war das erste Ensemble der DDR, das sich intensiv mit Neuer Musik, die anfangs nicht immer erwünscht war, beschäftigte. Die Uraufführung der Kammermusik I mit Zuspielband von Paul-Heinz Dittrich verursachte während der Internationalen Musikbiennale 1971 einen Eklat und führte zur Kündigung von Dittrichs Lehrstelle an der Hochschule für Musik.
Neben regelmäßigen Konzerten mit ausschließlich Neuer Musik war es ein besonderes Anliegen der Bläservereinigung Berlin, mit Programmen aus verschiedenen Musikepochen ein breites Publikum zu erreichen. Im Zentrum standen jedoch Werke von jungen Komponisten Neuer Musik aus der DDR. So erklang die Sonate für Bläserquintett + Klavier von Friedrich Goldmann in über 70 Konzerten. Auch Kompositionen von Georg Katzer und Paul-Heinz Dittrich erreichten hohe Aufführungszahlen.
1986 erhielt Georg Katzer für sein Cembalokonzert in der Aufnahme der Bläservereinigung Berlin den 1. Preis im Kompositionswettbewerb „Reiner Marie Jose“ in Genf.
Mit der Wende 1989 verschlechterten sich die Rahmenbedingungen für Kammermusik. Die Finanzierung der Kompositionsaufträge und die damit verbundenen Sonderhonorare für ihre Einstudierung und Herstellung des Aufführungsmaterials durch den Kulturfonds der DDR, Verlage, Akademie und Großbetriebe entfiel. Neue Förderer fanden sich nicht. Darüber hinaus wurden die finanziellen Möglichkeiten der Rundfunkanstalten in West- und Ost-Deutschland für Konzertmitschnitte und Kammermusikproduktionen eingeschränkt. Die „Deutsche Schallplatte“ mit dem für Kammermusik wichtigen Label Eterna und Nova wurde aufgelöst. Das Interesse der Veranstalter an Neuer Musik verlagerte sich hauptsächlich auf Uraufführungen. Des Weiteren war die Freistellung der Mitglieder vom Orchesterdienst für die Kammermusikkonzerte nicht mehr gewährleistet.
So stellten die Bläservereinigung Berlin wie auch die „Gruppe Neue Musik Hanns Eisler“ aus Leipzig ihre Tätigkeit ein. Das letzte Konzert der Bläservereinigung Berlin mit Kompositionen Neuer Musik aus der DDR-Zeit fand 1993 in Turin statt.
Da kammermusikalische Literatur für Bläser überschaubar ist, arrangierte der Cembalist und Pianist der Gruppe Kompositionen des 16. und 17. Jahrhunderts – auch solche mit Gesang – für diese Besetzung. Außerdem wurden Kompositionsaufträge an Zeitgenossen vergeben. Es entstanden 50 bezahlte Auftragswerke. Unter diesen war auch z. B. die Oper R. Hot von Friedrich Goldmann. Die Uraufführung fand im Apollosaal der Deutschen Staatsoper statt. Einige Jahre später folgten in Dresden weitere 20 Aufführungen mit dem Solistenensemble der Dresdner Staatsoper. Die Blinden nach Maeterlinck von Paul-Heinz Dittrich wurden im Berliner Ensemble mit Schauspielern dieses Theaters uraufgeführt. Ein Konzert für 5 Bläser mit Nebeninstrumenten und Orchester komponierte Victor Bruns.
Unter den von der Bläservereinigung beauftragten Komponisten waren Reiner Bredemeyer, Paul Dessau, Paul-Heinz Dittrich, Friedrich Goldmann, Jörg Herchet, Helge Jung, Georg Katzer, Hermann Keller, Nicolaus Richter de Vroe, Friedrich Schenker, Christfried Schmidt, H. Johannes Wallmann, Ruth Zechlin, Helmut Zapf. Darüber hinaus kam es zu DDR-Erstaufführungen mit Werken von Edisson Denissow, Helmut Flammer, Hans Werner Henze, Klaus Huber, Chen Yi, von Kompositionen aus Dänemark, Frankreich, Island, Jugoslawien, Schweden, Slowakei, Tschechien, Ungarn und den USA.
Im Laufe von 27 Jahren entstanden etwa 120 Rundfunkproduktionen und etwa 85 Konzertmitschnitte im In- und Ausland.