Wild Life ist das Debütalbum der Gruppe Wings. Es ist das dritte Album von Paul McCartney nach dessen Trennung von den Beatles. Es erschien am 7. Dezember 1971.[1]
Nach seinen beiden vorangegangenen Soloprojekten wuchs in Paul McCartney der Wunsch, wieder in einer Band zu spielen und vor allem wieder live vor Publikum aufzutreten. Es war McCartney, der noch in der Endphase der Beatles versucht hatte, seine Kollegen zu Konzertauftritten zu bewegen. Damit stieß er allerdings bei John Lennon, Ringo Starr und vor allem George Harrison auf keine Zustimmung. Der Kompromiss mündete 1969 in die für die Gruppe spannungsgeladenen Get-Back-Sessions.
Nach der Trennung hatte Paul McCartney sein erstes Soloalbum fast allein eingespielt. Für sein zweites Album Ram engagierte er Studiomusiker zu seiner Unterstützung. Für sein nächstes Projekt suchte er geeignete Musiker für seine neue Gruppe. Zuvor hatte er seine Frau Linda McCartney gefragt, ob diese sich vorstellen könne, an seiner Seite in einer Rockband mitzuwirken. Sie sollte die Keyboards spielen – was für sie bedeutete, die Grundlagen des Instruments erlernen zu müssen.
Als Schlagzeuger konnte er im Juli 1971 Denny Seiwell gewinnen, der bereits bei den Aufnahmen zu Ram beteiligt gewesen war, Hugh McCacken, der ebenfalls bei den Ram-Sessions beteiligt war, lehnte aus familiären Gründen ab.
Es folgte der Sänger und Gitarrist Denny Laine, der von 1964 bis 1966 Mitglied der britischen Band The Moody Blues gewesen war und den Paul McCartney im Jahr 1965 bei einer Tournee kennengelernt hatte. Laine blieb bis zur Auflösung der Wings Mitglied der Gruppe. Erste gemeinsame Jamsessions erfolgten am 21. und 22. Juli in McCartneys Heimstudio, den Rude Studios, auf seiner schottischen Farm. Am 3. August 1971 gab Paul McCartney die Formation der Gruppe Wings bekannt.
Während des Frühsommers 1971 hatten die McCartneys eine Reihe von neuen Stücken komponiert, die nun den Grundstock für ein Album bilden sollten. Nachdem die Gruppe einige Zeit in den Rude Studios geprobt hatte, wurde Studiozeit unter dem Pseudonym Sam Browne in den Londoner Abbey Road Studios gebucht. Zwischen dem 24. und 26. Juli 1971 fanden dort – mit Tony Clark und Alan Parsons, die er aus Beatles-Tagen kannte, als Toningenieuren – die Aufnahmen für Wild Life statt.
Paul McCartney sagte später, er sei von Bob Dylans Beispiel dazu angeregt worden, das Album in möglichst kurzer Zeit einzuspielen. McCartney erhoffte sich einen frischen, spontanen Sound von dieser Herangehensweise. Musikalisches Ziel war es die Aufnahmeweise der Beatles Alben Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band und Abbey Road oder des McCartney Albums Ram nicht fortzuführen, sondern sich an dem ersten Album der Beatles Please Please Me, das überwiegend an einem Tag aufgenommen wurde, zu orientieren. Die meisten Stücke für Wild Life wurden in ein oder zwei Takes eingespielt. Einige Lieder entstanden auch erst direkt während der Aufnahmesessions, wie beispielsweise das Eröffnungsstück des Albums Mumbo. Die Lieder Bip Bob Link (2. Oktober) und Mumbo Link (8. Oktober) wurden später aufgenommen, die Abmischung des Albums erfolgte im Oktober 1971. Mit Tony Clark arbeitete Paul McCartney auch im Juni 1971 während der Aufnahmen zu Thrillington zusammen. Die Arrangements für das Lied Dear Friend schrieb Richard Anthony Hewson, der ebenfalls schon für das Album Thrillington arbeitete, die Orchesteraufnahmen erfolgten am 16. Oktober 1971.
Das Album enthält zehn Lieder, die mit einer Ausnahme alle Paul und Linda McCartney als Autoren nannten. Beide zeichneten ebenfalls als Produzenten des Albums verantwortlich.
Am 8. November 1971 feierten die Gruppe Wings mit mehreren prominenten Gästen, unter anderen Elton John, Keith Moon und Jimmy Page, eine Veröffentlichungsparty im Empire, am Leicester Square in London.
Paul McCartney wollte das Album wegen seines Konflikts mit Allen Klein nicht unter dem Apple-Label veröffentlichen, war aber vertraglich dazu verpflichtet, dadurch verschob sich der Veröffentlichungstermin vom 15. November auf den 7. Dezember 1971. Er ersetzte allerdings das Apfel-Logo auf der Schallplatte durch Fotografien von seinem und Linda McCartneys Gesicht.
Auf die im Januar 1972 geplante Singleveröffentlichung Love Is Strange/I Am Your Singer (Katalognummer R5932) wurde in Großbritannien verzichtet.
Die Vorderseite des Covers zeigt die Fotografie einer Bachlandschaft mit einem gitarrespielenden Paul McCartney, der bis zu seinen Oberschenkeln in einem Bach steht. Auf einem Ast, der den Bach überspannt, sitzen die anderen Musiker der neuformierten Wings. Von links nach rechts sind Denny Seiwell, Linda McCartney und Denny Laine zu sehen. Das Foto stammte von Barry Lategan. Das Cover trägt keinerlei Aufschrift, was Capitol Records dazu veranlasste, Aufkleber mit dem Hinweis Wings Wild Life auf die Plastikverpackung der LP zu kleben. Man befürchtete, die Käufer würden ansonsten nicht erkennen, wer der Künstler sei. Etwas später schien die Marketing-Abteilung erkannt zu haben, dass auch dieser Hinweis nicht ausreichend sein könnte, da Wings noch zu unbekannt war. Ein zusätzlicher Aufkleber enthielt den Hinweis Paul McCartney and Friends.
Auf der Rückseite befindet sich eine Zeichnung von Paul McCartney, die seine Gruppe beim Spielen zeigt. Die skizzierten Figuren haben dabei Flügel (= Wings) auf dem Rücken. Außerdem findet sich auf der Rückseite ein kurzer Text, der kurz zur Gründung von Wings und zur Aufnahme des Albums Stellung nimmt. Der Text ist unterschrieben mit Clint Harrigan. Später stellte sich heraus, dass sich dahinter Paul McCartney verbarg.
Für das Coverdesign war die Firma Gordon House verantwortlich.
Mit Ausnahme des Stücks Love Is Strange stammen alle Kompositionen von Paul und Linda McCartney.
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sowie einer DVD mit folgendem Inhalt:
In Frankreich wurde die Promotionsingle Bip Bop / Tomorrow (Katalognummer: Apple SP 207)[9] hergestellt, und in der Türkei die Single Bip Bop / Love Is Strange (Katalognummer: Apple LA 4342)[10] veröffentlicht.
In Venezuela wurde im Jahr 1971 die Single Tomorrow / Love Is Strange hergestellt. Als Interpreten wurde statt Wings, Paul & Linda McCartney angegeben.[11]
Im Jahr 1972 wurde eine weitere Single in Venezuela veröffentlicht: Wild Life (Part I) / Wild Life (Part II). Als Interpreten wurde wiederum statt Wings, Paul & Linda McCartney angegeben.[12]
Jahr | Album | Chartplatzierungen | Anmerkung | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
DE | AT | CH | UK | US | |||
1971 | Wild Life | 47 | – | – | 11 | 10 | Das Album erreichte zudem die Top Ten in den niederländischen, neuseeländischen, australischen und norwegischen Charts. |
2018 | Wild Life (Wiederveröffentlichung) | 64 | – | 88 | – | 199 |
Land/Region | Auszeichnungen für Musikverkäufe (Land/Region, Auszeichnung, Verkäufe) |
Verkäufe |
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50.000 |
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500.000 |
Insgesamt | ![]() |
550.000 |
Das Album bekam hauptsächlich schlechte Kritiken. Auch im Nachhinein gilt es vielen Kritikern als das schlechteste Album, das Paul McCartney je veröffentlicht hat. Die Erwartungshaltung war hoch gewesen und die meisten Stücke auf Wild Life blieben hinter dem zurück, was von einem Komponisten wie Paul McCartney erwartet wurde. Wild Life kam auch bei den Käufern schlechter an, als McCartneys vorangegangenen Soloalben, die in den USA Platz 1 beziehungsweise Platz 2 der Billboard 200 erreicht hatten. In den USA kam Wild Life bis auf Platz 10 der Billboard-Charts, in Großbritannien war Platz 11 die höchste Platzierung. Trotzdem reichten die Verkaufszahlen in den USA, um sich 1972 für die Auszeichnung mit einer Goldenen Schallplatte zu qualifizieren.
Wild Life setze auf große Gefühle, sei aber musikalisch schlaff und textlich kraftlos und bedeutungslos, so urteilte John Mendelsohn 1972 im Musikmagazin Rolling Stone über das Album, aber es sei andererseits unprätentiös, mit reizvollen Melodien an einigen Stellen und nett gemachte Pop-Musik.
„But allow no one to convince you that it’s entirely devoid of merit: while it’s vacuous, flaccid, impotent, trivial and unaffecting. It’s also unpretentious melodically charming in several places, warm, and pleasant. Mostly, it's nicely […] executed pop music, and should be taken or left on that basis alone.“
Studioalben:
McCartney (1970) |
Ram (1971) [Paul and Linda McCartney] |
Thrillington [Pseudonym: Percy Thrillington] (1977) |
McCartney II (1980) |
Tug of War (1982) |
Pipes of Peace (1983) |
Press to Play (1986) |
Flowers in the Dirt (1989) |
Снова в СССР (1991) |
Off the Ground (1993) |
Flaming Pie (1997) |
Run Devil Run (1999) |
Driving Rain (2001) |
Chaos and Creation in the Backyard (2005) |
Memory Almost Full (2007) |
Kisses on the Bottom (2012) |
New (2013) |
Egypt Station (2018) |
McCartney III (2020)
Studioalben mit den Wings:
Wild Life (1971) |
Red Rose Speedway (1973) |
Band on the Run (1973) |
Venus and Mars (1975) |
Wings at the Speed of Sound (1976) |
London Town (1978) |
Back to the Egg (1979)
Studioalben mit The Fireman:
Strawberries Oceans Ships Forest (1993) |
Rushes (1998) |
Electric Arguments (2008)
Alben mit klassischer Musik:
Paul McCartney’s Liverpool Oratorio [Paul McCartney & Carl Davis] (1991) |
Standing Stone (1997) |
Working Classical (1999) |
Ecce Cor Meum (2006) |
Ocean’s Kingdom (2011)
Livealben:
Wings over America [Wings] (1976) |
Tripping the Live Fantastic (1990) |
Tripping the Live Fantastic – Highlights! (1990) |
Unplugged (The Official Bootleg) (1991) |
Paul Is Live (1993) |
Back in the U.S. (2002) |
Back in the World (2003) |
Good Evening New York City (2009) |
iTunes Live from Capitol Studios (2012) |
Amoeba Gig (2019)
Live-EPs:
iTunes Festival London (Live) (2007) |
Amoeba’s Secret (Live) (2009)
Kompilationen:
Wings Greatest [Wings] (1978) |
Paul McCartney und Wings DDR-Album (1981) |
All the Best! (1987) |
Wingspan: Hits and History (2001) |
Pure McCartney (2016)
Soundtracks:
The Family Way [Paul McCartney und George Martin] (1967) |
Give My Regards to Broad Street (1984)
Experimentelles Studioalbum:
Liverpool Sound Collage [Paul McCartney mit den Super Furry Animals und Youth] (2000)
Remix-Alben:
Twin Freaks [Pseudonym: Twin Freaks] (2005) |
McCartney III Imagined (2021)
Interviews:
The McCartney Interview (1980)