Caribou (dt.: Amerikanisches Rentier) ist das achte Studioalbum des britischen Sängers und Komponisten Elton John.
Während seiner letzten US-Tour hörte John von einer Ranch mit Musikstudio in den Bergen von Colorado, in atemberaubender Lage und 3000 Meter Höhe. Per Helikopter besuchte er das Gelände und buchte sich begeistert für seine nächsten Aufnahmen ein. Die Musikranch gab seinem Album den Namen: Caribou.[1]
Nach der Veröffentlichung seines vorherigen Projekts „Goodbye Yellow Brick Road“ befand sich John für sieben Monate ununterbrochen auf Konzertreise. Bevor die nächste Tour Anfang 1974 nach Japan, Neuseeland und Australien starten sollte, gab es nur ein kleines Zeitfenster von zehn Tagen für die Aufnahmen seiner neuen Langspielplatte. John war daher schlecht gelaunt, kratzbürstig und gereizt. Er zog gerade vor seinem Texter Bernie Taupin über wen-auch-immer übel her, als Taupins Frau Maxine das Zimmer betrat. Sie begriff die Situation gleich, nickte wissend und murmelte zu ihrem Mann „Oh-oh. The bitch is back“ (dt.: Die Zicke ist zurück). Taupin antwortete auf seine Weise, es wurde der Titel des nächsten Hits.[2]
Keiner hatte daran gedacht, dass die ungewohnte amerikanische Aufnahmetechnik im Studio eine Einarbeitungszeit erforderlich machte. So gingen dafür zwei wertvolle Aufnahmetage verloren, was der ursprünglich guten Laune Johns einen herben Dämpfer versetzte. Die für die Aufnahme vorgesehenen Lieder, die sie in die Wildnis von Colorado mitbrachten, entpuppten sich obendrein als nicht mehr als hastig zusammen gestellte Liedfragmente. Nach Johns Aufbruch zur nächsten Tournee musste der Produzent Gus Dudgeon deutlich mehr Zeit im Vergleich zu früheren Projekten für die Nachbearbeitung aufwenden.[3]
Zur Verkaufsförderung seines neuen Albums startete John im Herbst seine North American Tour 1974.
Die künstlerische Beurteilung von “Caribou” stand, nicht nur wegen des Zeitdrucks während der Aufnahmen, unter keinem guten Stern. Selbst John mochte eines seiner Lieder nicht, ausgerechnet „Don’t Let the Sun Go Down On Me“. Er spielte es in einer Vielzahl von Varianten ein und hätte „die Schnulze“ lieber Engelbert Humperdinck oder Lulu überlassen, anstatt es selbst zu nutzen. Es war jedem im Umfeld von John klar, dass das Album zusammengeschustert war. Dem britischen Produzenten Gus Dudgeon missfiel jedoch am meisten der verwendete amerikanische Akzent.[4]
Die Lieder dieses Albums gehörten damals nicht zu Johns besten, wenn auch „The Bitch Is Back“ und „Don’t Let the Sun Go Down On Me“ selbst heute noch gefallen und den glitzernden Showman Elton John in Szene setzten. Abgesehen von wenigen Perlen wie „Dixie Lily“, das seinen weich gezeichneten Blick auf die Schifffahrt mit dem Dampfboot wirft, finden sich zu viele lächerliche Füller wie „Solar Prestige a Gammon“ und „Pinky“ und daher enttäuscht „Caribou“ in Summe.[5]
Auch die bei John sonst sehr anspruchsvoll gestaltete Plattenhülle geriet bei „Caribou“ banal und phantasielos. Niemand war verwundert, dass die Rockkritiker sich einig waren, die neue Langspielplatte entspräche nicht Johns üblichem Standard. Nur die Fans kümmerten sich nicht um die Kritiken. In Großbritannien und Nordamerika ging „Caribou“ geradewegs auf Platz 1 der Albumcharts.[6]
Für alle Titel komponierte Elton John die Musik, die Texte schrieb Bernie Taupin, sofern kein anderer Hinweis gegeben wird.
Titel | A-Seite |
---|---|
„Sick City“ | Don’t Let the Sun Go Down on Me (US/UK) |
„Cold Highway“ | The Bitch Is Back (US/UK) |
ChartsChartplatzierungen | Höchstplatzierung | Wochen |
---|---|---|
![]() | 30 (4 Wo.) | 4 |
![]() | 1 (18 Wo.) | 18 |
![]() | 1 (54 Wo.) | 54 |
Year | Single | Chart | Position |
---|---|---|---|
1974 | „Don’t Let the Sun Go Down on Me“ | USA Billboard Hot 100[8] | 2 |
1974 | „The Bitch Is Back“ | USA Billboard Hot 100[9] | 4 |
1974 | „Don’t Let the Sun Go Down on Me“ | UK Singles Chart[10] | 16 |
1974 | „The Bitch Is Back“ | UK Singles Chart[11] | 15 |
Land/Region | Auszeichnungen für Musikverkäufe (Land/Region, Auszeichnung, Verkäufe) |
Verkäufe |
---|---|---|
![]() |
— | 100.000 |
![]() |
![]() |
2.000.000 |
![]() |
![]() |
100.000 |
Insgesamt | ![]() ![]() |
2.200.000 |
Hauptartikel: Elton John/Auszeichnungen für Musikverkäufe
Studioalben | Empty Sky • Elton John • Tumbleweed Connection • Madman Across the Water • Honky Château • Don’t Shoot Me I’m Only the Piano Player • Goodbye Yellow Brick Road • Caribou • Captain Fantastic and the Brown Dirt Cowboy • Rock of the Westies • Blue Moves • A Single Man • Victim of Love • 21 at 33 • The Fox • Jump Up! • Too Low for Zero • Breaking Hearts • Ice on Fire • Leather Jackets • Reg Strikes Back • Sleeping with the Past • The One • Duets • Made in England • The Big Picture • Songs from the West Coast • Peachtree Road • The Captain & the Kid • The Union • The Diving Board • Wonderful Crazy Night • Regimental Sgt. Zippo • The Lockdown Sessions |
---|---|
Livealben | 17-11-70 • Here and There • Live in Australia with the Melbourne Symphony Orchestra • One Night Only – The Greatest Hits |
Kompilationsalben | Greatest Hits • Elton John’s Greatest Hits Volume II • Lady Samantha • The Very Best of Elton John • Your Songs • Elton John’s Greatest Hits Volume III, 1979–1987 • The Very Best of Elton John • To Be Continued … • Love Songs • Greatest Hits 1970–2002 • Rocket Man – The Definitive Hits • Diamonds |
Remixalben | Good Morning to the Night |
Soundtracks | Friends • The Lion King • Elton John and Tim Rice’s Aida • The Road to El Dorado |
Singles | Border Song (1970) • Your Song (1971) • Tiny Dancer (1972) • Rocket Man (1972) • Crocodile Rock (1972) • Candle in the Wind (1974/1997) • The Bitch Is Back (1974) • Lucy in the Sky with Diamonds (1974) • Philadelphia Freedom (1975) • Someone Saved My Life Tonight (1975) • Pinball Wizard (1976) • Don’t Go Breaking My Heart (1976) • Sorry Seems to Be the Hardest Word (1976) • Ego (1978) • I Saw Her Standing There (1981) • Empty Garden (1982) • I Guess That’s Why They Call It the Blues (1983) • I’m Still Standing (1983) • Nikita (1985) • Runaway Train (1992) • Can You Feel the Love Tonight (1994) • Circle of Life (1994) • Cold Heart (Pnau Remix) (2021) • Merry Christmas (2021) |
Tourneen | Elton John 1970 World Tour • North American Tour 1974 • West of the Rockies Tour 1975 • Louder Than Concorde Tour 1976 • A Single Man Tour 1979 • 1980 World Tour • Clapton-Knopfler-Tour 1988 • Eric Clapton World Tour 1992 • Face to Face 1994 • Face to Face 1995 • Elton John Tour 2010 |
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